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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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ließ ihn herein.
    »Ich brauche dich«, verkündete sie ohne Umschweife.
    »Die Dienerschaft meiner Huldvollen macht den Vorschlag ihrer vollkommenen Behilflichkeit und die Anwendung der Unterstützung, sofern ihre Kompetenz die Existenz kennt.«
    »Ich muss einen Träumflug machen und weiß nicht, wie es geht. Kannst du mir helfen?«
    Die Augen des Plemplem wurden noch größer und runder als sonst. Er ergriff Oksas Hände, drückte sie und blickte ihr so lange in die Augen, bis sie sich wie hypnotisiert fühlte.
    »Die mit Bequemlichkeit erfüllte Haltung eröffnet die zusätzliche Möglichkeit des Zugangs zum Träumflug«, sagte er und ließ Oksa abrupt los.
    Er ging aus der Küche und kam kurz darauf keuchend mit einem weich gepolsterten Lehnsessel zurück. Oksa und Abakum sprangen auf, um ihm zu helfen, und schließlich konnte sich Oksa niederlassen.
    »Ich bin so weit.«
    »Hat meine Huldvolle die Bereitschaft, eine Schädeldeckenposition an der Rückenlehne dieses Sitzes auszuprobieren?«
    Oksa gehorchte, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Die phantasievolle Wortwahl ihres Plemplem gab doch immer wieder Anlass zum Schmunzeln. Sie ließ sich tief in den Sessel sinken, legte den Kopf leicht in den Nacken und entspannte sich. Ihr kleiner Haus- und Hofmeister legte ihr von hinten die Handflächen auf die Stirn. Eine überraschende Frische breitete sich auf ihrer Haut aus und verwandelte sich allmählich in ein sanftes Wogen. Der Plemplem summte leise. Oksa schloss die Augen und ließ nach und nach jeden Widerstand und alles, was sie im Da-Draußen hielt, los.

    »Ist das normal, dass das so lange dauert?«
    Pavels Stimme drang, wenn auch gedämpft, an ihr Ohr und holte Oksa in die kleine Küche des Hauses am Bigtoe Square zurück. Sie spürte, wie jemand ihr Handgelenk ergriff, vermutlich um ihr den Puls zu fühlen.
    »Keine Sorge, Pavel«, kam es beschwichtigend von Abakum. »Oksa geht es gut.«
    »Die Bestätigung ist gespickt mit Richtigkeit«, pflichtete ihm der Plemplem bei.
    Oksa ließ sich noch einen Augenblick in dem Bereich zwischen Schlaf und Wachheit treiben und schlug dann die Augen auf.
    »Ahh!«, rief Pavel erleichtert aus. »Endlich!«
    Die Rückkehr war so brutal, dass es Oksa vorkam, als wäre sie buchstäblich vom Himmel in diesen Sessel gestürzt, den sie ihrem Gefühl nach eben erst verlassen hatte. In Wirklichkeit waren jedoch mehrere Stunden vergangen – draußen schien das milde Licht der Herbstsonne auf den Platz.
    »Hallo«, sagte Oksa leise.
    Die Hausbewohner drängten sich neugierig im Türrahmen, da sie die Küche nicht hatten betreten können.
    »Hallo, mein Schatz!«, rief Marie und kam, auf ihren Stock gestützt, herbei, um sie in die Arme zu schließen.
    »Und? Wie war der Ausflug nach Edefia?«
    Gus’ Gesicht wirkte ernst, doch ein winziges Leuchten in seinen Augen verriet seine Freude darüber, dass sie wieder wach war. Oksa sah ihn selig an.
    »Edefia?«, sagte sie.
    Auf den Gesichtern der Rette-sich-wer-kann und der Abgewiesenen breiteten sich Schrecken und Enttäuschung aus. Jedoch nur, bis Oksa sich wieder in ihren Sessel fallen ließ und verkündete:
    »Ich zeige euch alles.«

Ein aufwühlend-tröstliches Erlebnis
    W ährend der Träumflug ein gewisses Loslassen verlangt hatte, erforderte das Filmauge höchste Konzentration. Oksa merkte, dass sie Angst davor hatte, sich in ihren Erinnerungen zu verlieren. Wenn sie nun Dinge vorführte, die niemanden etwas angingen – ganz persönliche Bilder aus ihrem tiefsten Innern? Ihr Plemplem, der wie immer sofort spürte, was los war, kam zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Die Dienerschaft meiner Huldvollen empfiehlt die Einnahme eines Befähigers namens Exzelsior, um die Vermeidung der Abschweifung ihrer Erinnerungen zu betreiben.«
    Im gleichen Augenblick öffnete er seine kleine Patschhand und hielt ihr eine perlmuttfarbene Pille hin. Oksa nickte.
    »Wie recht du hast.«
    Und während ihr Vater und Abakum ein weißes Laken an der Wohnzimmerwand aufspannten, schluckte sie rasch den Befähiger mit dem unvergleichlichen Erdgeschmack, ließ sich in der Mitte des Wohnzimmers nieder und richtete den Blick auf die improvisierte Leinwand.
    Es dauerte nur etwa zehn Sekunden, bis die ersten Bilder erschienen. Oksa spürte förmlich, wie sie aus ihr hervorsprudelten, kraftvoll und lebendig.
    Die Abgewiesenen traf der verheerende Anblick der Goldenen-Mitte ganz besonders heftig. Die Spuren des schrecklichen Kampfes zwischen

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