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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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sollte«, sagte Oksa leise.
    »Man weiß nie, was letzten Endes tatsächlich geschieht.«
    »Ja, schon, aber dass es gleich so schlimm kommen musste! Man könnte meinen, das Schicksal wollte uns gar nichts ersparen.«
    »Immerhin sind wir fast alle noch am Leben«, wandte Abakum sanft ein.
    Oksa spürte ein Kitzeln in der Nase. Die Tränen drängten nach oben. Cameron, Helena, sie alle hatten sich der Sache der Huldvollen angeschlossen und an ihrer Seite gekämpft, vorbehaltlos und ohne sich Ruhm davon zu erhoffen. So viele waren beim Neuen Chaos gefallen. Und sie selbst, was hatte sie getan? Sie hatte an ihre Liebsten gedacht, ihre Mutter und Gus, und hatte Remineszens bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Führung übertragen, um samt ihren engsten Freunden und Verwandten ins Da-Draußen zurückzukehren.
    War das fair den Menschen gegenüber, die für sie gekämpft hatten?
    »Du hast dein Bestes gegeben, weißt du …«
    Überrascht blickte Oksa zu dem Mann auf, der nun ihr Beschützer war. Selbst unausgesprochen verstand Abakum ihre Gedanken.
    »Ich weiß nicht so recht …«, murmelte sie.
    »Gus und Marie waren fast tot. Noch länger zu warten, wäre ebenso unvorsichtig wie nutzlos gewesen.«
    »Nutzlos?«
    »Edefia war schwer geschunden, als wir es verlassen haben, aber außer Gefahr. Als Erster Diener des Pompaments habe ich mich dessen vergewissert. Deine Anwesenheit im Da-Draußen war mehr als notwendig. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätte ich mir einen Einspruch erlaubt, Oksa … meine Huldvolle.«
    »Du willst mich nur trösten«, erwiderte sie verzagt.
    »Nein. Ich versuche nur, dir klarzumachen, dass unsere Handlungen manchmal mehr Sinn ergeben, als wir zunächst denken, selbst wenn wir sie für unüberlegt halten mögen. Dein Instinkt und dein Herz haben dich zu einer logischen Entscheidung geführt. Bereue sie nicht.«
    Seine Worte stimmten Oksa nachdenklich. Sie blickte auf den Platz hinaus, der vom bleichen Mondlicht beschienen wurde. Auf einmal ging ein Ruck durch sie.
    »Abakum? Was muss ich tun, um einen Träumflug zu machen? Träumflüge funktionieren anders als das Andere Ich, nicht wahr?«
    Trotz der Dunkelheit spürte sie, dass Abakum sie tief gerührt ansah. Als hätte er nur darauf gewartet, dass sie endlich diese Frage stellte.
    »Stimmt«, bestätigte er ruhig. »Du musst sie selbst auslösen und lenken. So als ob dein Geist eine Kamera wäre, die du führst. Dein Anderes Ich hingegen kann niemand befehligen. Es wird allein von deinem Unterbewusstsein gelenkt und bringt dich dorthin, wo du hinsollst.«
    Oksa pfiff leise durch die Zähne.
    »Ich würde gerne einen Träumflug machen«, sagte sie.
    »Das ist eine sehr gute Idee, Oksa … meine Huldvolle.«
    Wenn ihr der Träumflug gelang, könnte sie anschließend den Rette-sich-wer-kann und den Abgewiesenen zeigen, wie es ihren Freunden und Angehörigen in Edefia ging. Wenn sie sich vorstellte, welche Gefühle das auslösen würde, welche Erleichterung, welchen Trost sie verspüren würden!
    Remineszens zu sehen, an der Abakum mit ganzem Herzen hing, Jeanne und Pierre Bellanger, die Knuts und den kleinen Till … Dass sie nicht schon früher daran gedacht hatte! Was war sie doch für eine gedankenlose, gemeine Egoistin!
    Träumfliegen. Aber wie zum Teufel stellte man das an? Oksa hatte nicht die geringste Ahnung. Seit sie Huldvolle geworden war, hatte sie keine besonderen Veränderungen an sich bemerkt. Nichts, wodurch sie mehr oder anderes tun konnte als zuvor.
    War es also einfach eine Frage der Konzentration? Oder hätte sie eine Unterweisung gebraucht, die ihr aber niemand hatte geben können? Alle Huldvollen vor ihr hatten eine Übergabephase durchlaufen dürfen, während der ihnen Wissen und Kenntnisse übertragen wurden. Sie warf einen verzagten Blick auf Abakum.
    »Wie hast du herausgefunden, dass du magische Fähigkeiten besitzt?«, fragte dieser lächelnd. Wieder hatte er ihre Gedanken erraten.
    »Ich … ich weiß nicht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, sie sind einfach so gekommen, ganz von selbst.«
    »Du wolltest, dass sie kommen.«
    »Ähm, ja«, sagte Oksa, während sie daran dachte, wie sie ihrer alten Puppe die Haare verbrannt, Mortimer auf dem Schulklo einen Knock-Bong verpasst und zum ersten Mal vertikaliert hatte.
    »Meine Huldvolle! Meine Huldvolle!«, meldete sich auf einmal eine gedämpfte Stimme von jenseits der Küchentür.
    Oksa setzte sich auf. Ihr Plemplem kam wie gerufen. Sie erhob sich und

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