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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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dadurch war er zu dem Mann geworden, der er heute war.
    Doch als er seinen Beobachtungsposten verließ, überkam ihn eine diebische Vorfreude. Er schlüpfte in seine Cabanjacke, band sich einen dicken schwarzen Wollschal um den Hals und ging aus dem Zimmer. Wenn sich die Rette-sich-wer-kann schon die Mühe machten, zu ihm zu kommen, dann sollten sie auch ihren Spaß haben!

    Die fünf Rette-sich-wer-kann saßen bei einer Schüssel dampfender Bratkartoffeln beisammen und schöpften neue Kräfte. Die Informationen, die sie zusammengetragen hatten, waren recht ergiebig, allerdings auch ziemlich erschreckend. Während Oksa, Zoé und Mortimer zu berichten wussten, dass es Orthon gelungen war, neue Durchscheinende zu erschaffen, hatten Pavel und Abakum vom Wirt ebenfalls interessante Dinge erfahren.
    »Wann immer Liebesbeziehungen zerbrochen sind oder es zu Gewalt zwischen Eheleuten kam, können die Betroffenen nicht sagen, wie das Ganze angefangen hat«, erzählte Abakum zwischen zwei Bissen.
    »Leiden sie unter Gedächtnisschwund?«, fragte Oksa.
    »Nur, was ihre Begegnung mit den Durchscheinenden angeht. Was davor und danach war, wissen sie noch, aber dazwischen existiert nichts.«
    »Als würde es nicht schon reichen, den armen Menschen ihre Liebesgefühle zu rauben«, bemerkte Mortimer mit düsterer Miene. »Jetzt nehmen sie ihnen auch noch ihre Erinnerungen weg.«
    »Ganz zu schweigen von der Aggressivität, die ihnen offenbar eingeflößt wird, während ihnen die Liebesgefühle ausgesaugt werden«, warf Pavel ein.
    Ein wenig zögernd schaute er zu Zoé hinüber. Das Mädchen beantwortete Pavels unausgesprochene Frage mit gequältem Blick: »Nein, ich habe noch nie irgendwelche Aggressivität verspürt, nur … eine überwältigende Leere.«
    Sie hob den Kopf und straffte die Schultern.
    »Diese neue Generation von Durchscheinenden scheint brutaler zu sein als die vorherigen«, stellte Oksa fest. »Es ist eine echte Katastrophe, dass sie hier frei herumlaufen.«
    »Meiner Meinung nach laufen sie gar nicht so frei herum, wie du denkst«, widersprach Pavel. »Orthon benutzt sie als Waffen – genau wie die Menschen, die er aus dem Gefängnis befreit hat, und wie er auch seine Söhne missbraucht. Verzeih, Mortimer, wenn ich das so sage. Er steuert sie nach eigenem Gutdünken.«
    »Und immer im Dienst seines Größenwahns«, fügte Oksa hinzu.
    »Wie denkt man denn auf offizieller Ebene darüber?«, fragte Mortimer.
    »Dem Wirt nach gehen die Behörden davon aus, dass das Militär eine synthetische Droge entwickelt hat, die die Gefühle auslöschen und den Kampfgeist steigern soll, und dass in Castelac ein groß angelegter Test an der Bevölkerung durchgeführt wurde. Eine zweite Theorie lautet, dass es sich um den Angriff eines fremden Landes mit chemischen Waffen handelt. Diese beiden Thesen kursieren, und da wir die Wahrheit kennen, wissen wir auch, dass die erste gar nicht so weit danebenliegt. Aber hinter den Kulissen herrscht offenbar die pure Ratlosigkeit. Die Aussagen über ›durchsichtige Außerirdische, die den Menschen die Gefühle aussaugen‹, verbreiten sich immer weiter, und die Leute, die sie gesehen haben, zögern trotz der Einschüchterungsversuche des Militärs nicht mehr, es offen auszusprechen.«
    »In solchen Situationen heißt es dann von offizieller Seite oft: ›Keine Stellungnahme‹. Man tut so, als ob diese Berichte nicht einmal eine nähere Untersuchung wert wären«, erklärte Abakum.
    »Dann sind die Regierungen im Grunde auch nicht besser als Orthon«, schimpfte Oksa. »Keiner sagt die Wahrheit, alle manipulieren bloß die Bevölkerung und verfolgen ihre eigenen Interessen.«
    »Stimmt. Allerdings lassen sich die Menschen nicht mehr so leicht hinters Licht führen, Oksa«, wandte Mortimer ein. »Sie haben das Vertrauen in die Machthaber verloren, und sie verfügen über die Mittel, ihre Neugier zu befriedigen. Die ganzen Fakten und Augenzeugenberichte sind ja so gut wie frei zugänglich, es ist viel einfacher geworden, sich zu informieren und Dinge herauszufinden, die früher streng geheim waren.«
    Oksa nickte langsam.
    »Du hast recht. Die Leute sind nicht mehr so gutgläubig. Das ist doch ein Grund zur Hoffnung, oder?«
    Nachdenklich stützte sie den Kopf in die Hände. Jahrhundertelang hatten die Huldvollen genauso gehandelt wie die Regierungen, denen sie jetzt solche Vorwürfe machte. Sie hatten der Bevölkerung die Existenz des Da-Draußen verheimlicht. Zugegeben, sie wollten auf

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