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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Allmachtsgefühlen.
    Als aus seinen langen knochigen Fingern auf einmal bläuliche Blitze zuckten, lenkte Oksa die Elektrizität kraft ihrer Konzentration – die von ihrer Wut noch verdoppelt wurde – reflexartig ab. Zoé und Mortimer machten es ihr sogleich nach, und so schlugen die Blitze in die Mauer des Cafés ein.
    »Ah, das Feuer der Jugend«, lästerte Orthon mit einem widerlichen Grinsen im Gesicht. »Aber ich schätze,
dagegen
habt ihr nichts aufzubieten!«
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sein Granuk-Spuck herausgezogen und hineingeblasen. Die Wirkung stellte sich sofort ein: Das nächstbeste Zelt auf dem Platz erbebte, die Zeltplane blähte sich, neigte sich gefährlich zur Seite und platzte dann vom Boden bis zur Spitze auf – der Riss ging mitten durch das abgebildete Totenkopf-Symbol, das vor Lebensgefahr warnte. Dann wurde das Zelt in die Luft geschleudert und schwebte davon wie ein aufgeschlitzter Heißluftballon. Am Boden brach ein heilloses Durcheinander aus.
    »Hör auf damit, Orthon«, knurrte Abakum mit unverhohlener Verachtung. »Wir alle wissen, über welche Kräfte du verfügst. Verschone uns mit deinen sinnlosen Machtdemonstrationen.«
    »Und du spar dir dein empörtes Getue. Du zitterst doch bloß davor, entdeckt zu werden!«, erwiderte der Treubrüchige höhnisch.
    »Wir zittern alle davor, entdeckt zu werden!«, gab der Feenmann zurück. »Du genauso wie jeder von uns.«
    Orthons Grinsen wurde noch fieser.
    »Da täuschst du dich gewaltig, aber das wundert mich nicht bei so einem unterwürfigen Jammerlappen wie dir.«
    Und mit einem provozierenden Blick blies er erneut in sein Granuk-Spuck: Der Armeelaster, den er ins Visier genommen hatte, wurde durch die Luft geschleudert und riss ein gutes Dutzend Menschen mit sich. Er krachte auf zwei parkende Autos, deren Dächer mit einem furchtbaren Knirschen platt gedrückt wurden, brach durch die Sicherheitsabsperrung, die daraufhin in Fetzen durch die Luft flog, und prallte schließlich gegen die Wand des Rathauses.
    Zufrieden steckte der Treubrüchige sein Granuk-Spuck weg, stieg in die Höhe und flog davon. Fassungslos blickten ihm die Rette-sich-wer-kann nach. Doch gleich darauf bemerkten sie zu ihrem großen Entsetzen, dass ein Trupp Soldaten mit Maschinenpistolen im Anschlag auf sie zukam.
    »He, ihr da!«, schrie einer von ihnen. »Stehen bleiben und Hände hoch!«
    Die fünf Rette-sich-wer-kann wechselten einen kurzen Blick, und Oksa nickte kaum merklich mit dem Kopf.
    »Hände hoch, habe ich gesagt!«, brüllte der Anführer.
    Das taten Oksa und ihre Freunde auch, doch allein zu dem Zweck, sich in eine möglichst aerodynamische Position zu bringen. Oksa und Zoé stimmten sich mit einem kurzen Blick ab und fassten im nächsten Augenblick Abakum an den Händen. Dann schossen die fünf so schnell hoch in den Himmel, dass alle, die sie eben noch auf dem Platz hatten stehen sehen, sich fragten, ob sie sich das alles nur eingebildet hatten.
    Im Nu waren die Fremden verschwunden. Hatten sich einfach in Luft aufgelöst. Das Ganze geschah so plötzlich und löste einen solchen Schock bei den Soldaten aus, dass sie ihre Gewehre in die Höhe rissen und das Feuer eröffneten.

Chaos am Himmel
    D ie Gewehrsalven machten einen Höllenlärm, doch jenseits der ersten Wolkenschicht hörten die Rette-sich-wer-kann nichts mehr davon. Pavel löste die beiden Mädchen beim Transport Abakums ab und stieg noch höher. Der Feenmann schluckte rasch einen Grammierer, um ihm die Aufgabe zu erleichtern.
    »Vielleicht haben wir noch eine Chance, ihn einzuholen!«, schrie er von Pavels Rücken aus.
    »Ich glaube, er ist in
die
Richtung verschwunden«, rief Mortimer mit ausgestrecktem Arm.
    »Wackelkrakeel, hilf uns!«, befahl Oksa ihrem treuen Kundschafter.
    Das Krakeel nahm, noch ehe es die Flügel richtig ausgebreitet hatte, Witterung auf und hielt die Nase in die von Mortimer gewiesene Richtung.
    »Der Treubrüchige Orthon fliegt gegenwärtig mit einer Geschwindigkeit von achthunderteinundachtzig Stundenkilometern in nordwestlicher Richtung, seine Flughöhe beträgt viertausendachthundertdreiundfünfzig Meter«, verkündete das Krakeel. »Die Temperatur beträgt minus achtzehn Grad Celsius und …«
    »Danke, Krakeel!«, unterbrach Oksa es kurzerhand. »Wo müssen wir hin?«
    »Folgt mir!«
    Wie ein kleines Mini-Radargerät flog es voran und alle anderen hinter ihm her.
    »Wenn ich daran denke, dass wir uns wegen dieses Mistkerls in Gefahr gebracht haben!«,

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