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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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dass ein paar Kilometer über ihren Köpfen eine Gruppe von Leuten durch die Luft flog. Hin und wieder stieß Oksa einen Freudenschrei aus, über den sich ihre Gefährten köstlich amüsierten.
    Nach einigen Stunden Flug meldete sich das Wackelkrakeel zu Wort.
    »In zwölf Minuten erreichen wir unser Ziel, meine Junge Huldvolle. Die Temperatur am Boden beträgt minus ein Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit vierundachtzig Prozent.«
    Oksa strich ihm dankbar über den Kopf. »Schön, ich bin froh, dass wir bald da sind. Kannst du uns sagen, was in Castelac gerade los ist?«
    Das Wackelkrakeel machte sich auf den Weg und kehrte zwei Minuten später zurück. Die Vertikalierer blieben in der Luft stehen, hielten sich an den Schultern fest und bildeten einen Kreis um das kleine Geschöpf.
    »Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen, und die sechzehntausendfünfhundertdrei Einwohner müssen in ihren Wohnungen bleiben. Das stellen zweitausend anwesende Soldaten sicher. Von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens darf niemand auf die Straße. Alle Zufahrtswege zur Stadt sind gesperrt, Castelac wurde zur Hochsicherheitszone erklärt und steht komplett unter der Kontrolle des Militärs. Sogar die Luftwaffe ist vertreten.«
    »Die Luftwaffe?«, wunderte sich Oksa. »Das könnte gefährlich werden. Hoffen wir mal, dass sie keine Flugabwehrraketen auf uns abfeuern.«
    »Um das zu vermeiden, könnten wir in ein paar Kilometern Entfernung zur Stadt landen«, schlug Pavel vor.
    »Gute Idee«, stimmte ihm Abakum zu.
    »Direkt unter uns befindet sich ein Feld«, meldete der kleine geflügelte Kundschafter. »Seine Lage ist günstig: zwei Kilometer achthundertvierundfünfzig Meter südsüdöstlich von Castelac.«
    »Sehr gut, nichts wie hin!«, entschied Pavel.
    Die Rette-sich-wer-kann tauchten hinunter und verschwanden in den Wolken, die so dicht waren wie Eischnee. Ein lauter Jubelschrei ertönte, Oksa gab sich ein letztes Mal ihrem Lieblingsspiel hin.
    Die grob gepflügte Erde auf dem gefrorenen Feld machte dem kleinen Trupp, der nun wieder zu Fuß gehen musste, schwer zu schaffen. So rannten sie lieber gleich los, sprangen über die Erdhügel und stiegen mit der außergewöhnlichen Leichtigkeit guter Hürdenspringer über die Zäune. Abakum nutzte die Gelegenheit, um sich in einen Hasen zu verwandeln. Nachdem er den ganzen Flug lang von Pavels Vertikalierkunst abhängig gewesen war, genoss er die wiedergewonnene Freiheit in vollen Zügen.
    In der Ferne sahen sie einige wenige Lichter. Als sie sich Castelac näherten, bestätigten sich die Beobachtungen des Wackelkrakeels: Die Stadt war von Militärfahrzeugen abgeriegelt, und bewaffnete Männer hielten an den Zufahrtswegen Wache.
    »Ich hätte nicht geglaubt, dass ich unter solchen Umständen nach Frankreich zurückkommen würde«, murmelte Oksa mit einem Hauch von Traurigkeit in der Stimme.
    Zwar sagte niemand etwas auf diese Bemerkung, doch Oksa wusste, dass ihr Vater und Abakum genauso empfanden. Frankreich – das war für sie alle eine Zeit des Glücks gewesen, die Zeit einer gewissen Sorglosigkeit.
    »Glaubt ihr, sie haben Wärmedetektoren?«, fragte Mortimer.
    »Das werden wir gleich sehen«, antwortete Abakum in Hasengestalt und hoppelte los.
    Ungefähr fünfzig Meter trennten sie noch von den ersten Soldaten. Abakum rannte hin, blieb direkt vor ihrer Nase stehen, hüpfte auf und ab und schlug gut fünf Minuten lang in ihrer Nähe Haken. Dann überwand er die Absperrung aus Fahrzeugen und Fallgittern, rannte in die Stadt und kam wieder zurück, ohne dass irgendjemand etwas unternahm.
    »Wärmedetektoren haben sie jedenfalls nicht«, japste er. »Anscheinend verlassen sie sich nur auf ihre Augen.«
    Oksa strich ihm über das weiche Fell, und Abakum ließ es genüsslich geschehen, bevor er wieder menschliche Gestalt annahm.
    »Es spricht also nichts dagegen, dass wir uns der Stadt auf dem Luftweg nähern«, sagte Oksa. »Was meinst du, liebes Krakeel, fliegst du voran?«
    Das kleine Geschöpf bildete die Vorhut, und sie machten sich auf den Weg in die Stadt. Keiner von ihnen zweifelte daran, dass sich dort der Schlüssel befand, der sie zu Orthon führen würde.
    Als sie schließlich auf dem Dach einer Schule landeten, konnten sie allerdings nicht ahnen, wie nah sie ihrem Erzfeind in diesem Moment waren.

Der Markt der Informationen
    E s hatte Orthon zutiefst befriedigt, live mit dabei zu sein, als sein prächtiger Nachwuchs sich von den Liebesgefühlen der Bevölkerung von Castelac

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