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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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des Gefühls des vermaledeiten Treubrüchigen bewahrt, als seine Schwester den Ausstoß von Drohungen getätigt hat: Das Sterben von Mortimer im Tausch für die Tode von Jan, dem Sohn von Remineszens, und Leomido, der wegen Orthon dahinschied. Das Nennen dieser Repressalien hat den vermaledeiten Treubrüchigen zu einer kolossalen Emotion veranlasst.«
    »Dann muss er diese kolossale Emotion aber gut verborgen haben«, erwiderte Oksa. »Jedenfalls hat er sich nicht gerade bemüht, um Mortimer zu retten. Ich hatte eher den Eindruck, dass er es darauf anlegt, sich auf keinen Fall etwas anmerken zu lassen.«
    Der Plemplem wirkte verwirrt.
    »Aber das weißt du ja besser als ich«, gab Oksa zu. »Jedenfalls könnte ich es verstehen, wenn Mortimer ein bisschen … desorientiert ist. Zu merken, dass der eigene Vater seinem persönlichen Ehrgeiz immer den Vorzug geben wird, selbst auf Kosten des Lebens seines eigenen Kindes, muss schrecklich sein.«
    Sie seufzte mit aufrichtigem Mitgefühl.
    »Glaubst du, dass er sich uns anschließen will?«
    »Das ist der unendliche Wunsch seines Herzens«, bestätigte der Plemplem.
    Oksa ließ sich in ihren Sessel zurücksinken. Was für eine Situation! Alles wies darauf hin, dass Mortimer es wirklich ehrlich meinte. Doch ganz egal, was die anderen sagten, im tiefsten Innern blieb sie misstrauisch.
    »Aber warum dann diese Heimlichtuerei?«, rief sie plötzlich. »Er hätte doch ganz offen zu mir kommen können, anstatt sich an Tugdual zu wenden!«
    Der Plemplem spielte mit den Trägern seiner Latzhose.
    »Der Mut in seinem Herzen ist einem Defizit begegnet«, antwortete er. »Seine Identität und seine Verwandtschaft belasten den Sohn des vermaledeiten Treubrüchigen mit einem Gewicht, das die Verhinderung nach sich gezogen hat, seinen Besuch zu veröffentlichen. Nur der Herzallerliebste meiner Huldvollen verfügte über die Kompetenz, das Vertrauen in Empfang zu nehmen.«
    »Wo ist Mortimer jetzt?«
    »Der Sohn des vermaledeiten Treubrüchigen hat die Rückführung zu seinem Vater und zum Heer der Treubrüchigen im Steilfels-Gebirge betrieben. Sein Fehlen war nur von kurzer Dauer und die Wahrnehmung eines Zweifels kennt die Nichtexistenz.«
    »Umso besser«, flüsterte Oksa.
    Um sie herum bauschte sich der dicke Stoff des Zeltes in der morgendlichen Brise, und die Laternen aus buntem Glas schaukelten sacht hin und her und warfen bunte Tupfen an die Zeltwände. Getreu ihrer alten Gewohnheit kaute Oksa an den Fingernägeln. Der Plemplem strich ihr über den Arm.
    »Meine Huldvolle verfügt über den Besitz einer Idee hinten in ihrem Kopf«, verkündete er.
    Die piepsige Stimme ihres kleinen Haus- und Hofmeisters riss sie aus ihren Gedanken, und sie zuckte zusammen.
    »Genau, lieber Plemplem!«, sagte sie, indem sie aufsprang.
    Hastig zog sie den schweren Stoff des Zelteingangs auf und ging dann entschlossen hinaus.

Verhöre
    W
as hast du denn hier zu suchen, Kapiernix?«
    Das träge Geschöpf wanderte in der Eingangshalle der Gläsernen Säule umher. Er war ganz vertieft in die Betrachtung eines Stück Hefegebäcks mit rosa Beeren.
    »Ich glaube, dass ich mich ein bisschen verlaufen habe«, antwortete er und sah dabei das Gebäckstück an, als wäre es ein Edelstein von unschätzbarem Wert.
    »Aber du solltest doch meine Gemächer nicht verlassen!«, sagte Oksa mit strenger Miene.
    »Ein charmanter junger Mann hat mir liebenswürdigerweise den Vorschlag gemacht, in die siebenundvierzigste Etage zu gehen und dieses Gebäck zu holen«, erklärte der Kapiernix. »Das war sehr freundlich von ihm, findet Ihr nicht?«
    Erschrocken bückte sich Oksa zu ihm hinunter. Sie legte die Hände auf die hängenden Schultern des Geschöpfs und musste sich sehr zusammenreißen, um es nicht kräftig zu schütteln.
    »Ein junger Mann? Welcher junge Mann? Wie sah er aus? Kennst du ihn? Wer ist es?«
    In ihrem Kopf drehte sich alles: Mortimer. Und indirekt Orthon … Leider teilte der Kapiernix ihre Aufregung ganz und gar nicht, und er blickte sie mit seinen großen Augen nur ausdruckslos an. Doch immerhin brachte er es fertig, eine zögerliche, wenn auch reichlich ungenaue Antwort zu geben.
    »Mir scheint, dass ich ihn schon einmal gesehen habe, ja. Seine Haare waren schwarz und seine Kleidung auch. Es sei denn, sie waren grau. Oder blau. Das wäre auch möglich.«
    Hocherfreut, einen so »wichtigen« Beitrag geleistet zu haben, schenkte er der Jungen Huldvollen ein strahlendes Lächeln.
    »Und dann? Was

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