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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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es in Camerons Zelt zu wie auf einem verrückt gewordenen Hühnerhof.
    »Beruhigt euch!«, schrie Oksa, die Hände an die Ohren gepresst. »Ich wollte euch doch nur daran erinnern, dass Mortimer der Sohn unseres schlimmsten Feindes ist. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass er ein Treubrüchiger ist …«, sie unterbrach sich und dachte gründlich nach, bevor sie den Satz beendete, »… nicht zu vernachlässigen.«
    Die aufgeregten Sensibyllen musterten sie mit ihren kleinen Äuglein, und dann sagte die Anführerin erbost:
    »Erlaubt mir, Euch zu korrigieren: Diese Wahrscheinlichkeit ist nicht nur zu vernachlässigen, sie ist vollkommen auszuschließen! Der junge Mann ist mit ehrlichen Absichten in Die-Goldene-Mitte gekommen, das steht unumstößlich fest. Und wenn Ihr uns jetzt nicht mehr braucht, würden wir uns gern wieder an unsere Arbeit machen!«
    »Ihr betreibt die Verwendung eines unverschämten Tons!«, empörte sich der Plemplem. »Euer Gegenüber ist die Huldvolle, das Vergessen darf nicht vollzogen werden.«
    Oksa seufzte und ließ die Sensibyllen gehen, nachdem sie ihnen das Versprechen abgenommen hatte, absolutes Stillschweigen über ihre Unterredung zu wahren. Dann blieb sie lange Zeit still sitzen und grübelte. Es fiel ihr schwer, den kleinen Hühnern Glauben zu schenken, auch wenn man sich grundsätzlich auf ihr Urteil verlassen konnte.
    Schließlich setzte sie sich in ihrem Sessel aus Segeltuch auf und wandte sich an ihren Plemplem.
    »Was meinst du? Vor dir haben Huldvolle Herzen doch keine Geheimnisse, oder?«, fragte sie ihren pausbäckigen Haus- und Hofmeister. »Und ob wir nun wollen oder nicht, Mortimers Herz ist das eines Huldvollen.«
    Der Plemplem riss die Augen auf und schniefte, bevor er ihr zustimmte.
    »Meine Huldvolle macht die Mitteilung einer Begebenheit, die mit Exaktheit gespickt ist: Eure Dienerschaft verfügt über diese Fähigkeit, dem Lesen der Huldvollen Herzen steht nichts im Wege.«
    Er verstummte und wartete reglos ab. Oksa schwieg ebenfalls, denn es dauerte eine Weile, bis ihr einfiel, dass der Plemplem immer nur auf die Fragen antwortete, die man ihm stellte. Und genau das hatte er gerade getan, nicht mehr und nicht weniger.
    »Was hat Mortimer in der Goldenen-Mitte gemacht? Sag es mir bitte, lieber Plemplem.«
    »Meine Huldvolle begegnet der Notwendigkeit, die Versicherung zu erhalten, dass die Sensibyllen die richtigen Worte in ihrem Schnabel tragen: Der Sohn des vermaledeiten Treubrüchigen verbirgt keine hässlichen Absichten in seinem Herzen. Tätigt meine Huldvolle die Konservierung der Erinnerung an die Insel der verhassten Treubrüchigen? Und an den Großen Rat von Ocious, dem Verabscheuten, als die Rette-sich-wer-kann in Edefia ankamen?«
    »Natürlich kann ich mich daran erinnern!«
    »Hat sie sich auch die Eindrücke vom Sohn des vermaledeiten Treubrüchigen bewahrt?«
    Oksa trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Armlehnen.
    »Während des ersten Rates schien Mortimer sich nicht besonders wohlzufühlen«, sagte sie. »Ich hatte den Eindruck, dass er weder die Worte noch die Taten seines Vaters und seines Großvaters guthieß. Und er wirkte furchtbar gequält. Ich habe mir in diesem Augenblick sogar gedacht, dass seine Mutter ihm sicher auch sehr fehlt …«
    »Die Wahrhaftigkeit füllt die Worte meiner Huldvollen«, bestätigte der Plemplem ernst. »Seit Remineszens auf der Insel in der Hebridensee das Attentat auf ihn verübt hat, kennt der Sohn des vermaledeiten Treubrüchigen die Natur der väterlichen Gefühle für ihn.«
    »Meine Beziehung zu Mortimer ist nie besonders freundschaftlich gewesen«, gestand Oksa. »Aber ich muss zugeben, dass sich Orthon ihm gegenüber grausam verhalten hat. Anstatt ihn zu retten, hat er sich lieber auf dieses schreckliche Kräftemessen mit Remineszens eingelassen. Das war das Einzige, was ihn interessierte – seine Schwester zu besiegen! Es war ihm ganz egal, was mit seinem Sohn geschah.«
    »Dem Urteil meiner Huldvollen begegnet die Vergrößerung.«
    Oksa sah ebenso amüsiert wie verständnislos drein, wodurch ihre hübschen Grübchen zum Vorschein kamen.
    »Mein Urteil ist also vergrößert?«, wunderte sie sich. »Soll das heißen, dass ich ein bisschen übertreibe?«
    »Das ist die Bedeutung der Worte Eurer Dienerschaft.«
    Wohlwollend tätschelte Oksa den großen Kopf des Plemplem.
    »Übertreiben? Ich doch nicht!«, neckte sie ihn.
    »Meine Huldvolle hat sicherlich in ihrem Gedächtnis den Ausbruch

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