Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
Vom Netzwerk:
Flieg nicht zu schnell, das würde nur Aufmerksamkeit erregen.«
    »Aber die Silvabulaner können doch gar nicht vertikalieren«, wandte Oksa ein. »Wir fallen doch sofort auf.«
    »Die Silvabulaner sind hier in der Mehrheit, aber es leben auch einige Hochköpfe und Handkräftige in Laubkroning, manche schon seit Generationen. Vertikalierer sind hier ein alltäglicher Anblick, mach dir keine Sorgen. Jedenfalls nicht deswegen …«
    Er spähte erneut nach rechts und links, nach unten und in die Luft und fasste dann Oksa an der Hand.
    »Die Luft ist rein! Ich fliege voraus, du bleibst direkt hinter mir.«
    »Und wenn wir getrennt werden?«, fragte Oksa mit zitternder Stimme.
    »Der Königliche Baum liegt genau vor uns. Notfalls vertikalierst du über die Wipfel. Er ist höher als alle anderen Bäume, du kannst ihn nicht verfehlen.«
    Er legte die Hände an ihr Gesicht, blickte ihr tief in die Augen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Es wird schon klappen, Kleine Huldvolle.«
    Sie schwangen sich in die Lüfte und verschwanden in den Baumkronen.
    Alles lief glatt, bis auf einmal wie aus dem Nichts eine Patrouille vor ihnen auftauchte. Die zwei Vertikalierer blieben auf der Stelle stehen – und dasselbe tat auch Oksas Herz. Tugdual warf ihr einen festen Blick zu, um ihr Mut zu machen.
    »Wer seid ihr?«, fragte einer der Männer.
    Zu Oksas maßloser Überraschung antwortete Tugdual: »Ich bin Henning, Sohn von Gunnar, einem Handkräftigen.«
    Der Mann blickte auf die Kristalltafel in seiner Hand. Anscheinend war er mit Tugduals Antwort zufrieden, denn er wandte sich an Oksa.
    »Und du?«
    Der Jungen Huldvollen lief eine Schweißperle über die Schläfe.
    »Das ist meine Cousine Ingrid«, warf Tugdual rasch ein.
    Der Mann suchte erneut auf seiner Tafel und musterte Oksa dann misstrauisch. Nur wenige hatten das Privileg genossen, die Neue Huldvolle in Fleisch und Blut zu sehen. Und trotz der Hinweise, die sie von Ocious erhalten hatten, wirkte das junge Mädchen vor ihm nicht anders als irgendein beliebiges Mädchen ihres Alters. Es sei denn, sie trug dieses berüchtigte Zeichen …
    »Zeig uns deinen Bauchnabel«, befahl er ihr.
    Tugdual schaute Oksa an, und sein Blick verdüsterte sich. Der Wächter reagierte sofort.
    »Gibt’s ein Problem?«
    Instinktiv brachten sich alle in Position für eine bevorstehende Auseinandersetzung.
    »Überhaupt nicht«, sagte Oksa und hob ihre Tunika an.
    »Dann ist es ja gut!«, rief der Mann, nachdem er sich vergewissert hatte, dass auf dem Bauch des jungen Mädchens keine Spur von dem Stern zu sehen war, den Ocious beschrieben hatte.
    »Dein Vater?«
    Oksa sah ihn mit einer Gelassenheit an, die ihrem inneren Zustand diametral entgegengesetzt war. Das Ringelpupo pulsierte mit aller Kraft an ihrem Handgelenk, um zu verhindern, dass sie die Nerven verlor. Doch der Himmel war bereits von bedrohlichen schwarzen Wolken verdunkelt. Wenn sich die Situation weiter verschärfte, dann würde es Gewitter geben, das stand außer Zweifel.
    »Mein Vater?«, fragte sie begriffsstutzig nach.
    Die Soldaten kamen näher.
    »Seid ihr nicht böse«, warf Tugdual ein, drückte sich an Oksa und hakte sich bei ihr unter. Er spürte, dass sie kurz davor war, wie eine Rakete nach oben zu schießen. »Sie ist ein bisschen … ihr wisst schon …«
    »Ein bisschen was?«, fragte der Mann ungeduldig.
    »Ein bisschen schwer von Begriff«, fuhr Tugdual in vertraulichem Tonfall fort. »Ihr Vater ist Lars, wir sind zusammen nach Laubkroning gekommen, um uns Lebensmittel zu besorgen.«
    Der Soldat musterte sie eindringlich. Nach einer Weile, die Oksa wie eine Ewigkeit vorkam, wandte er den Blick ab.
    »In Ordnung, ihr könnt passieren«, sagte er. »Aber treibt euch nicht allein herum.«
    Oksa war schon kurz davor, zu fragen, ob er denn Angst habe, dass sie überfallen werden könnten, doch Tugdual gab ihr ein Zeichen.
    »Nichts wie weg«, murmelte er.
    Und sie gehorchte.
    »Das war knapp«, stellte Tugdual wenig später fest. Er warf ihr von der Seite einen neugierigen Blick zu. »Als sie nach deinem Stern fragten, dachte ich, das war’s …«
    »Der Stern war dazu da, mich als zukünftige Huldvolle auszuweisen«, erklärte Oksa. »Als ich in mein Amt eingesetzt wurde, ist er verschwunden. Es war also überhaupt kein Risiko, ihnen meinen Bauchnabel zu zeigen. Aber deine Reaktion hat mich echt umgehauen. Wieso hattest du all diese Antworten parat?«
    »Ach, es war nicht schwer zu erraten, was die uns

Weitere Kostenlose Bücher