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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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lustigen kleinen Murmelaugen durchdringend an.
    »Verehrte Huldvolle, wusstet Ihr, dass Cameron, der Sohn unseres geliebten verstorbenen Meisters Leomido, einer der besten Schlosser dieser schauderhaft feuchtkalten Stadt namens London war?«
    »Davon habe ich tatsächlich schon mal gehört«, bestätigte Oksa.
    »Nun, er arbeitet jetzt für das hohe Amt für Schutzvorkehrungen, und dank seiner granukologischen Talente sowie der von Sven haben wir in puncto Sicherung und Verstärkung der Pforte wahre Wunder vollbracht. Sie ist nun noch widerstandsfähiger geworden. Was allerdings nicht für uns unglückselige kleine Hühner zutrifft, die wir unsere Nachtwachen in dieser eisigen Kälte durchstehen müssen!«
    Oksa konnte sich gerade noch ein Schmunzeln verkneifen. Die Sensibyllen ließen definitiv keine Gelegenheit aus, um über ihr Lieblingsthema zu jammern.
    »Dann werde ich euch eben winzige Kohlebecken umhängen müssen«, verkündete Abakum lächelnd.
    »Unser Dank wird euch auf ewig gewiss sein!«, zwitscherten die Sensibyllen im Chor.
    »Oh, daran habe ich keinen Zweifel.«
    Erleichtert, dass der Angriff abgewehrt worden war, schaute sich Oksa nach Tugdual um, doch sie sah nur Zoé, die ihren Blick ernst wie immer erwiderte. Schließlich entdeckte sie in einiger Entfernung die schmale Silhouette des Jungen. Er verschwand gerade in einer der Ringstraßen des Zwiebelviertels. Oksa wollte ihn noch rufen, doch dann ließ sie es bleiben, denn eine merkwürdige Traurigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen.

Unausweichlich
    O
ksa saß auf der Bettkante, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, und atmete schwer. Sie hatte einen furchtbaren Albtraum gehabt. Einen Moment verharrte sie bewegungslos, dann stand sie auf und ging im Halbdunkel ins Badezimmer. Ihr Plemplem setzte sich auf.
    »Schlaf ruhig weiter«, sagte Oksa leise, noch bevor er irgendeine Frage stellen konnte. »Alles in Ordnung.«
    Der kleine Haus- und Hofmeister wirkte zwar nicht überzeugt, gehorchte aber ohne Widerspruch.
    Das in den unterirdischen Tiefen erwärmte Wasser lief plätschernd in die ovale Badewanne aus bläulichem Kristall. Oksa zündete eine winzige Kerze an, zog ihren durchgeschwitzten Schlafanzug aus und stieg in die Wanne. Sie gab ein paar Tropfen Nobilis-Essenz ins Wasser, deren Duft sie an einen köstlichen Augenblick zusammen mit Tugdual in dem Königlichen Baum erinnerte.
    Tugdual … Um ihn war es in diesem schaurigen Albtraum gegangen. Oksa hatte ihn getötet, weil Orthon sie dazu getrieben hatte. Sie hatte sich selbst zugesehen, wie sie mit dem Granuk-Spuck die fatale Tat ausführte und dann neben dem leblosen Körper des Jungen zusammensank, während Orthon die beiden einerseits triumphierend, aber andererseits auch irgendwie gequält beobachtete.
    Sie schüttelte den Kopf, um die schrecklichen Bilder zu verscheuchen, und genoss das wohltuend warme Wasser. Mit geschlossenen Augen versuchte sie, sich ganz der Stille der Nacht hinzugeben. Doch ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Abrupt stand sie wieder auf, sodass Wasser auf den Boden aus Luftfüßlerholz spritzte. Oksa schlüpfte in ihren Bademantel, ging ins Zimmer zurück und ließ sich in den Sessel vor der großen Glasfront fallen.
    Morgen war wieder ein neuer Tag.
    Nun denn, auf morgen …
    Mit ihren langen gestreiften Beinen und ihrem federnden Gang glichen die Rasandos Hürdenläufern, als sie durch die Gänge der Gläsernen Säule und die Straßen der Goldenen-Mitte sausten. Ihre Neue Huldvolle hatte ihnen einen Auftrag erteilt, und für jeden von ihnen war es Ehrensache, ihn so perfekt wie möglich auszuführen.
    Abakum war der Erste, der von einem der eifrigen Geschöpfe Besuch erhielt.
    »Eine Nachricht der Huldvollen für Euch!«, kündigte der Rasando an.
    Der Feenmann ließ ihn eintreten und schloss die Tür hinter ihm.
    »Ich höre.«
    »Unsere Äußerst-geliebte-Huldvolle wünscht, das Pompament einzuberufen«, berichtete der Bote. »Begebt Euch in den Runden Saal in der obersten Etage der Gläsernen Säule, und zwar in einer Stunde nach dem Zeitmaß von Da-Draußen oder in zwanzig Körnern der Sanduhr nach dem von Edefia.«
    Abakum lächelte.
    »Du kannst unserer lieben Huldvollen ausrichten, dass sie auf mich zählen kann.«
    Dieselbe Nachricht erging in den nächsten Minuten an alle Diener des Pompaments. Auch Pavel erhielt in seiner Funktion als Besonderer Ratgeber der Jungen Huldvollen die Einladung zur Versammlung. Er nahm hastig einen Schluck von

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