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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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ergreifen, seelenruhig zusieht, wie sie sich gegenseitig zerfleischen.«
    »Das ist doch gut für uns«, stellte Oksa fest.
    Abakums Miene war skeptisch.
    »Ja und nein. Ihre Feindschaft ist für uns von Vorteil. Aber solange sie in der Lage sind, uns zu schaden, kann kein echter Frieden einkehren und nichts wirklich verändert werden, egal ob wir uns fürs Hierbleiben oder fürs Fortgehen entscheiden …«
    Oksa nickte. Eine Mischung aus Furcht und Ungeduld erfüllte sie. Sie spürte, wie schnell das Blut in ihren Adern rauschte. Ihre Schläfen pochten wie wild. »Wissen wir, wie wir weiter vorgehen? Haben wir eine Taktik? Eine Strategie?«
    Die Entschlossenheit in den Blicken der Diener des Pompaments sagte mehr als tausend Worte.
    »Sind wir bereit?«, fragte sie schließlich und sah alle der Reihe nach an.
    »Mit jeder Stunde, die vergeht, ein wenig mehr«, antwortete Abakum.
    Da erhob sich Oksa mit klopfendem Herzen und hochgerecktem Kinn. Die Treubrüchigen würden schon sehen, wozu sie in der Lage waren …

Gemischte Gefühle
    O
ksa wühlte mit den Händen in der Erde und schonte sich kein bisschen. An diesem Morgen hatte sie beschlossen, eine Pflanzaktion in der Einkaufsstraße durchzuführen. Die Bewohner Edefias hatten die Straße mit Feuereifer wiederaufgebaut, sie wollten endlich zu einem halbwegs normalen Leben zurückkehren. Nun säumten wieder zahlreiche Läden die halbkreisförmige Straße: Sie waren zwar noch nicht so recht mit Waren gefüllt, wirkten aber trotzdem verheißungsvoll.
    Die Normalität, nach der sich alle sehnten, lag allerdings noch in weiter Ferne. Daran wurden die Einwohner der Stadt in regelmäßigen Abständen erinnert, wenn außerhalb des Schutzschilds surrende dunkle Wolken auftauchten. Dann verfinsterte sich der Himmel, und das plötzliche Absinken der Lichtintensität löste jedes Mal eine ziemliche Nervosität aus. Noch beängstigender waren jedoch die nächtlichen Angriffe.
    Die Lichterlohs und mit Säure gefüllten Granuks, die auf dem Schild niedergingen, erzeugten einen Funkenregen, als würden sie von Hunderten von Schweißbrennern angegriffen. Spontan hatten sich unter den Bürgern der Goldenen-Mitte Wachtrupps gebildet – man hatte sie »Nachtschwadronen« und »Tagbrigaden« getauft –, Männer und Frauen aller Altersgruppen, die entweder vertikalierend oder auf Propulsars Tag und Nacht den Schutzschild abflogen und ihn auf eventuelle Beschädigungen untersuchten. Wenn es irgendwo eine brüchige Stelle gab, wurden die Diener für Granukologie und Schutzvorkehrungen informiert, die dann sogleich ans Werk gingen, um die Membran zu verstärken. Oksa besuchte häufig die Corpusleox und die Sensibyllen, um sie bei ihrem wichtigen Auftrag – der Bewachung der Pforte zur Goldenen-Mitte – zu unterstützen. Von Zeit zu Zeit meldeten sich neue Anwärter, die sich der Huldvollen anschließen wollten, und so waren die unbestechlichen Wächter nach wie vor äußerst wichtig. Doch den eigentlichen Grund für ihre vielen Besuche an der Pforte des Schutzschildes verschwieg die Junge Huldvolle wohlweislich: Sie brauchte diese Besuche zu ihrer Beruhigung. Die zahlreichen Versuche der Treubrüchigen, in die Stadt einzudringen, stürzten sie in eine Panik, die sie niemandem zeigen wollte oder durfte. Sie war schließlich die Huldvolle und musste stark sein. Egal, was geschah.
    Mehrmals am Tag konnte sie beobachten, dass der einzige Zugang wirklich unüberwindlich war. Cameron hatte sich in einem Zelt direkt neben der Pforte eingerichtet, um deren Zustand nach jedem Angriff der Treubrüchigen sofort überprüfen zu können. Wie alle Rette-sich-wer-kann widmete sich auch Leomidos Sohn mit Leib und Seele seiner Aufgabe, um nur nicht an die Abgewiesenen denken zu müssen. Seine drei Söhne waren an seiner Seite nach Edefia katapultiert worden, doch seine Frau Virginia war am Goshun-See zurückgeblieben. Die Trennung von ihr schmerzte ihn von Tag zu Tag mehr.
    Zwei Tage zuvor hatte Oksa beim Anblick seines von Kummer zerfurchten Gesichts beschlossen, ihm zu erzählen, was sie dank ihres Anderen Ichs herausgefunden hatte: dass Virginia zusammen mit den anderen in London war, dass es ihr gut ging und sie großen Mut bewies. Camerons Augen hatten aufgeleuchtet und sich dann mit Tränen gefüllt. Die Sensibyllen, die sich immer nach jemandem sehnten, den sie mit ihrer ständigen Unzufriedenheit über die klimatischen Verhältnisse belästigen konnten, hatten rasch für Ablenkung

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