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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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einzuschüchtern – so stark, wie sie auftreten, sind sie in Wirklichkeit gar nicht. Und momentan sind sie auch noch nicht in der Lage, weiter zu gehen.«
    Oksa verschluckte sich fast vor Schreck.
    »Soll das heißen, dass sie es eines Tages sein könnten?«, fragte sie nach.
    »Allerdings«, antwortete Abakum leise.
    Auf einmal tauchte mitten unter den Chiroptern eine wohlbekannte Gestalt auf. Nur ein paar Meter von ihr entfernt schwebte Orthon, das Gesicht zu einem gemeinen Grinsen verzogen. Ein Schrei gellte durch die Luft: Unter Zoés Augen prallten Tugdual und Orthon an derselben Stelle von innen und außen gegen den Schutzschild. Die beiden fixierten einander, der eine mit einem Blick voller Hass, der andere mit einem gequälten Ausdruck unfreiwilliger Unterwerfung. Dann wurde Tugdual mit der gleichen Wucht, mit der er offenbar von Orthon angezogen worden war, wieder weggestoßen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel wie ein Stein zu Boden.
    Oksa rannte sofort zu ihm hin. Sie kniete sich neben ihn und nahm seine Hand, die eiskalt und starr war, genau wie sein übriger Körper. Er schien nicht verletzt zu sein, doch sein verschleierter Blick verriet eine tiefe Verwirrung. Immer noch starrte er die Stelle an, wo Orthon aufgetaucht war. Oksa wandte sich um. Der Himmel war wieder heller, und am Horizont erhoben sich die Bergzacken von Steilfels. Die Treubrüchigen waren samt ihren Scharen von Chiroptern und Hellhörigen verschwunden.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Oksa leise. »Hast du dir auch nichts gebrochen?«
    Tugdual setzte sich langsam auf.
    »Nein, ich glaube nicht«, brachte er mühsam hervor. Er stand immer noch unter Schock.
    Oksas Plemplem stellte sich vor ihn und näherte sein bleiches Gesicht dem jungen Mann.
    »Die Konfrontation der Huldvollen Herzen bringt Konsequenzen, gespickt mit Schwere, für das Gleichgewicht der Geister hervor.«
    Oksa neigte den Kopf zur Seite und sah ihren kleinen Haus- und Hofmeister fragend an.
    »Das Brechen von Knochen oder Stauchen von Gliedmaßen geben nicht den Anlass des Beklagens«, beeilte sich dieser klarzustellen. »Der Körper des Herzallerliebsten meiner Huldvollen bekleidet den Erhalt seines intakten Zustands.«
    Auch wenn die Bezeichnung, die der Plemplem für Tugdual gebraucht hatte, exakt der Wahrheit entsprach, wurde Oksa augenblicklich feuerrot. Sie ließ sich die Haare ins Gesicht fallen und ging unwillkürlich auf den Schutzschild zu. Ihre Finger befühlten vorsichtig seine Textur.
    »Fühlt sich an wie eine riesige Nascentia …«
    Lautes Getöse unterbrach ihre Gedanken: Die Corpusleox kamen auf sie zugesprungen, eskortiert von einem Dutzend Sensibyllen. Eine Fontäne aus schwarzem Schlamm spritzte auf, als die beiden Ehrfurcht gebietenden Geschöpfe vor Oksa zum Stehen kamen.
    »Seid gegrüßt, unsere Huldvolle!«, sagte eine der beiden mit dröhnender Stimme. »Wir müssen Euch mitteilen, dass Eure Feinde versucht haben, an der Südflanke durch die einzige Pforte in Die-Goldene-Mitte einzudringen.«
    Oksa wurde bleich.
    »Und … ist es ihnen gelungen?«, stammelte sie.
    Anstelle einer Antwort warfen die beiden Corpusleox den Kopf nach hinten, brüllten aus voller Kehle und hoben jede eine ihrer mit langen Krallen bestückten, eindeutig blutigen Pranken in die Luft.
    Oksa biss sich auf die Lippen. Was für eine idiotische Frage , schoss es ihr durch den Kopf.
    »Wie haben sie es angestellt?«, wollte Abakum wissen.
    »Zunächst haben sie es mit Lichterlohs versucht, jedoch ohne Erfolg«, antwortete eine Sensibylle. »Die Ägide ist weder wärme- noch kälteempfindlich, ganz im Gegensatz zu unsereins, die wir einen extrem sensiblen Stoffwechsel besitzen und auf Temperaturschwankungen … Aber wen kümmert das schon? Wir könnten an Unterkühlung sterben, ohne dass es irgendjemand bemerkt …«
    »Oh doch«, feixte der Getorix. »Dann wäre es gleich viel ruhiger hier!«
    Das kleine Huhn zitterte vor Empörung. Es hob den Blick zum Himmel und fuhr fort: »Dann haben sie Granuks mit einer uns unbekannten Säure abgeschossen. Die Pforte hat einige Schäden davongetragen, jedoch standgehalten. Die Corpusleox haben diese unverschämten Treubrüchigen aufgefordert, von ihrem Vorhaben abzulassen, und einige von ihnen werden sich noch lange an diese Aufforderung erinnern, glaubt mir! Wir haben mithilfe der Diener für Granukologie und Schutzvorkehrungen sofort die Pforte verstärkt.«
    »Sehr gut!«, rief Oksa.
    Die Sensibylle sah sie mit ihren

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