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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Topf zu Topf, um die Erde zu lockern und etwaiges Moos zu entfernen. Doch anscheinend waren die überempfindlichen Pflanzen damit immer noch nicht zufrieden.
    »Wird uns jetzt endlich mal jemand melken?«, schrie eine von ihnen und reckte ihre Triebe zur Decke. »Oder wartet man damit, bis wir platzen? Wollt ihr das wirklich?«
    Eine heftige Erregung ergriff die Pflanzen. Die Beflissenen beeilten sich, mit dem Melken anzufangen. Dazu drückten sie die reifen Knospen vorsichtig mit ihren Vorderhufen zusammen.
    »Wow!«, entfuhr es Oksa. Staunend betrachtete sie die magischen Pflanzen und ihre nicht weniger außergewöhnlichen Pfleger.
    Sie drehte sich zu Abakum und seinen Helfern um, alle in Schürzen und mit Handschuhen ausgestattet. Bei den drei Edefianern handelte es sich um Sven und zwei jüngere Frauen, die zu den unglücklichen Eingemauerten gehört hatten.
    »Ist dir klar, dass das hier an ein Wunder grenzt?«, fragte Abakum. »Weil wir nämlich beinahe die letzte noch überlebende Goranov-Pflanze verloren hätten!«
    Oksa schaute ihn fragend an, während die stattlichste unter den Pflanzen zu zittern anfing.
    »Wegen Ocious’ schonungsloser Ausbeutung gab es in Edefia keine einzige Goranov mehr, und das schon seit Jahren«, erzählte der Feenmann. »Im Da-Draußen hatten Dragomira, Leomido und ich die drei Pflanzen unter uns aufgeteilt, die wir bei unserer Flucht aus Edefia in meiner Boximinor mitgenommen hatten. Und trotz der schwierigen Lebensbedingungen in Sibirien haben sich die Goranovs gut akklimatisiert.«
    »Im Gegensatz zu den Sensibyllen«, warf Oksa augenzwinkernd ein.
    »Die armen Hühnchen!«, kommentierte ein Getorix.
    »Das stimmt allerdings«, fuhr Abakum fort. »Auch als wir zunächst nach Frankreich und dann nach England auswandern mussten, haben die Goranovs das dank ständiger Achtsamkeit und Fürsorge überstanden. Es ist mir sogar gelungen, von Leomidos und meiner Pflanze Ableger zu ziehen.«
    »Meine Kleiiiiiinen«, warf die große Goranov mit einem herzzerreißenden Seufzer ein.
    Sofort sprangen zwei Getorixe zu ihr, um ihr die großen, glänzenden Blätter zu massieren. Doch die bloße Erwähnung ihrer Nachkommenschaft hatte ausgereicht, um die Ärmste in Ohnmacht fallen zu lassen.
    »Wie du weißt, wurde Dragomiras Goranov während unserer Eingemäldung von Mercedica und Orthons ältestem Sohn Gregor geraubt«, erzählte Abakum weiter. »Die Gefangenschaft auf der Insel der Treubrüchigen und die permanente Furcht gingen schließlich über ihre Kräfte. Als wir in Edefia ankamen, habe ich sie tot in meiner Boximinor gefunden, und auch die zwei Ableger von Leomidos Pflanze waren gestorben.«
    »Das war schrecklich!«, rief Oksas Getorix dazwischen. »Ganz starr lagen sie da, mit eingeschrumpelten grauen Blättern. Abakums Goranov und ihre drei Kleinen erlitten einen Schock und sind auch sofort gestorben.«
    »Glücklicherweise waren die anderen Geschöpfe so schlau, die einzige noch lebende Pflanze in eine andere Ecke der Boximinor zu bringen. So hat am Ende nur Leomidos alte Goranov den ganzen Stress überstanden.«
    Wegen der jungen Goranovs, die die Blätter spitzten, um zu lauschen, hatte Abakum die letzten Worte ganz leise ausgesprochen. Ein paar von ihnen, die ganz in der Nähe in ihren Töpfen standen, hatten trotzdem etwas davon aufgeschnappt und mussten prompt für ihre Neugier büßen: Was sie da gehört hatten, war so schlimm, dass sie vor Schreck in sich zusammensanken.
    »Alarm! Alarm!«, brüllte ein Getorix. »Kollektive Ohnmacht an der vorderen Front! Wir brauchen schnellstens Anti-Stress-Balsam vom Kapiernix-Kamm! Wiederhole: Brauchen schnellstens Anti-Stress-Balsam!«
    Hufe klackerten auf dem Mosaikboden: Die Beflissenen eilten herbei und schlängelten sich geschickt zwischen den Tischen durch, um den leidenden Goranovs zu Hilfe zu kommen.
    »Vielleicht brauchen sie eine Herzmassage«, schlug der Kapiernix ungewohnt reaktionsschnell vor.
    Oksas Getorix warf ihm einen fassungslosen Blick zu.
    »Danke für diesen medizinischen Geistesblitz, Matschbirne! Allerdings sehe ich nicht, wie man einer Pflanze, die gar kein Herz hat, eine Herzmassage verabreichen soll!«
    »Aber natürlich haben wir ein Herz!«, empörten sich die Goranovs, die nicht – oder noch nicht – ohnmächtig geworden waren.
    Trotz der völlig aufgelösten Pflanzen konnte sich Oksa das Lachen kaum verbeißen.
    »Entschuldigt bitte«, sagte sie und atmete tief durch.
    Nachdem sie sich wieder beruhigt

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