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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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erreicht.
    »Papa!«, rief Oksa.
    Pavel drehte sich um und winkte ihr zu, dann widmete er sich wieder seiner Arbeit.
    »Es ist wunderbar hier«, stellte Oksa fest. »So schön ruhig!«
    Kaum hatte sie das gesagt, tauchten plötzlich Leute auf und vertikalierten in hohem Tempo über den Dunkel-See hinweg. Ihnen folgte in kurzem Abstand eine Gruppe von Menschen auf Propulsars. »Was machen die da?«, fragte Oksa, beeindruckt von den Pirouetten und Kunststücken, die sie vollführten.
    Statt einer Antwort fasste Tugdual sie am Arm und drängte sie zum Umkehren.
    »He«, fragte sie ärgerlich, »du verschweigst mir doch irgendwas, oder?«
    »Überraschung«, sagte Tugdual bloß. »Jetzt komm schon.«
    »Eine Überraschung? Was denn für eine? Sag schon!«
    Tugdual gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass er nichts verraten würde.
    »Oh, du kannst einem ganz schön auf die Nerven gehen!«
    Der Junge verdrehte die Augen.
    »Kann mir vielleicht jemand sagen, was hier vor sich geht?«, rief sie laut, die Hände wie ein Megafon an den Mund gelegt.
    Die Vertikalierer und ihre Gefährten auf den Propulsars unterbrachen sofort ihre akrobatischen Übungen und flogen in Windeseile davon.
    »Na toll«, murrte Oksa. Sie fuhr sich durch die Haare. »Mein Volk ist mir so was von treu ergeben.«
    »Arme Kleine Huldvolle«, zog Tugdual sie auf.
    »Du willst mir nicht zufällig in deiner übergroßen Güte einen winzigen Hinweis geben? Oder muss ich vor dir auf die Knie fallen und dich anflehen?«
    Tugdual streckte die Hand aus, um ihr durchs Haar zu strubbeln. Sie ließ es bereitwillig über sich ergehen.
    »Ich sage dir nur so viel: Es wird dir garantiert gefallen.«
    Oksa zuckte die Schultern.
    »Wenn du es sagst …«
    Und dann schoss sie voller Energie im Vertikalflug in die Luft.
    Als sie in der Gläsernen Säule ankam, erwartete ihr Kapiernix sie bereits. Auf seinen Schultern saß je ein Pizzikin.
    »Man hat mir gesagt, ich soll hier auf jemanden warten und ihn irgendwohin bringen, aber ich weiß nicht mehr, auf wen, und nicht mehr, wohin«, gestand er freimütig.
    Oksa lachte, und die Pizzikins flogen zwitschernd um das zerstreute Geschöpf herum.
    »Ihr werdet im dritten Untergeschoss der Säule erwartet, verehrte Huldvolle«, piepsten sie.
    »Na dann, nichts wie hin!«
    Die winzigen goldenen Vögel stupsten den Kapiernix mit ihren kleinen Schnäbeln an, die so spitz waren wie die Dornen einer Rose.
    »Der hat wirklich gar nichts im Hirn«, bemerkte einer von ihnen.
    Oksa fasste den Kapiernix aufmunternd an der Hand. Er schaute sie verwirrt an und verkündete:
    »Ich bin ein bisschen durcheinander. Ich frage mich gerade, ob nicht Ihr auf mich warten und mich irgendwohin bringen solltet …«
    »Das ist durchaus möglich«, sagte sie.
    »Es scheint mir in der Tat so«, schloss er mit einem leicht trotzigen Blick auf die Vögel, die vor Erheiterung zwitscherten.
    Die Junge Huldvolle ging zum gläsernen Aufzug, und die kleine Gruppe fuhr bis ins erste Untergeschoss hinunter. Von dort musste man zu Fuß den endlos langen, mit schimmernden Natursteinen ausgelegten Korridoren folgen, die tiefer hinabführten. Der Kapiernix kam nur langsam voran, sein großer, weicher Körper mit dem goldenen Kamm schaukelte in einem unsteten Rhythmus hin und her. Die Pizzikins hingegen flogen munter voran, immer haarscharf unter der niedriger werdenden Decke entlang.
    Im dritten Untergeschoss angekommen, konnte man bereits emsige Geschäftigkeit hören, und aus einem Saal drang Licht zu ihnen. Als Oksa und ihre Begleiter näher kamen, brüllte ein Getorix:
    »Die Huldvolle kommt!«
    Abakums Gesicht tauchte im Türrahmen auf.
    »Da bist du ja, meine Kleine!«
    Mit einer ausladenden Geste forderte er sie auf, in den riesigen Gewölbesaal einzutreten, der einmal sehr prachtvoll ausgesehen haben musste. An den Säulenkapitellen hingen Phosphorillen und erzeugten ein helles Licht. Und nun sah Oksa auch endlich, was sich hier unten abspielte.
    »Wie soll man das nennen?«, fragte sie Abakum. »Eine Goranov-Aufzucht oder eine Goranov-Gärtnerei?«
    Der Feenmann lachte, und die drei Edefianer sowie etwa ein Dutzend Beflissene, die mit ihm hier unten arbeiteten, stimmten in das Gelächter mit ein. Vor ihnen standen auf langen Tischen gut und gern fünfzig eingetopfte Goranov-Pflanzen. Sie wiegten sich im Luftzug eines riesigen, in der Wand eingelassenen Ventilators. Er musste an die drei Meter Durchmesser haben. Getorixe mit winzigen Hacken gingen von

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