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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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wenn ein roter Bus vorbeifährt oder ein Bobby mir über den Weg läuft.«
    »Ach, wir werden uns schon noch dran gewöhnen«, sagte Gus.
    »Bestimmt«, meinte Merlin. »Und wenn ihr irgendwann anfangt, diesen grellrosa Wackelpudding zu essen, den sie hier jelly nennen, wisst ihr, dass ihr keine ausgewanderten Franzosen mehr seid, sondern richtige Engländer.«
    Alle brachen in Gelächter aus. Oksa warf Gus einen Blick zu und er erwiderte ihn lächelnd. Gute Freunde waren wirklich durch nichts zu ersetzen.

Eine buchstäblich erhebende Entdeckung
    I
mmer wieder hatte Oksa im Lauf des Tages versucht, Gus von dem unglaublichen Erlebnis der vergangenen Nacht zu berichten. Fast hätte sie es ihm in der Mittagspause erzählt, doch die volle, laute Schulkantine war nicht der richtige Ort für Geheimnisse. So vergingen die Unterrichtsstunden eine nach der anderen, ohne dass die Freunde auch nur eine Minute Zeit füreinander gehabt hätten, und den Heimweg konnten sie auch nicht gemeinsam gehen, da Gus eine Verabredung hatte.
    Wie so oft waren ihre Eltern nicht da, als Oksa von der Schule nach Hause kam. Sie ärgerte sich erst darüber, ging dann aber zu Dragomira.
    »Dein Elixier heute Morgen hat Wunder gewirkt, Baba. Ich habe mich den ganzen Tag fit gefühlt.«
    Die Baba Pollock freute sich sehr, dass es ihrer Enkelin wieder besser ging.
    Oksa hätte Dragomira am liebsten in ihr Geheimnis eingeweiht. Ihre Großmutter würde Verständnis dafür haben, das stand fest. Aber was Oksa passiert war, fiel doch ein wenig aus dem Rahmen. Nein, es war wohl besser, vorläufig den Mund zu halten.
    Nach dem Abendessen mit ihren Eltern schloss sie sich in ihr Zimmer ein. Zum Glück sah es so aus, als ob das Verbotsschild an ihrer Tür beachtet worden wäre. Jedenfalls schien in ihrer Abwesenheit niemand ihr Zimmer betreten zu haben. Es wäre ihr auch schwergefallen, zu erklären, was passiert war, denn sie hatte es selbst nicht wirklich begriffen. Ob sich das alles wiederholen ließ?
    Oksa nahm eine Ninja-Kampfstellung ein. Sie hob die Arme vor den Körper, machte einen Ausfallschritt und drehte dann mit zusammengekniffenen Augen langsam den Kopf, als wollte sie einem Feind auflauern oder eine Gefahr aufspüren.
    »Yie-hah!«, rief sie angriffslustig, um dann wieder in eine normale Haltung zurückzukehren. »Keine besonderen Vorkommnisse, ehrenwerte Oksa-san!«, schloss sie laut. »Und nun zu den ernsteren Dingen des Lebens.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante, konzentrierte sich und fixierte mit entschlossenem Blick ihre Kleidung, die über der Lehne des Schreibtischstuhls hing. Im nächsten Moment flogen ihre Sachen durch die Luft, als würden sie von einer unsichtbaren Kraft umhergeschleudert. Oksa entfuhr ein triumphierender Schrei. Dann nahm sie sich ihren Schreibtisch vor: Die Stifte, die unschuldig in einem Becher steckten, verwandelten sich in Raketen, schossen zur Decke hinauf und bohrten sich wie dicke Nägel hinein. Als Oksa ihre Aufmerksamkeit auf die noch unausgepackten Umzugskartons richtete, explodierten diese einer nach dem anderen und ihr Inhalt verteilte sich im Raum.
    »Das kann doch gar nicht sein«, flüsterte Oksa.
    Nachdem sie unter dem Bett nachgesehen und die wenigen noch heil gebliebenen Kartons durchsucht hatte, fiel ihr ein, wo die kleinen Comicfiguren waren, an denen sie ihre Zauberkraft weiter erproben wollte: in einer Schachtel ganz oben auf dem Schrank. Sie schob ihren Schreibtischstuhl davor und stieg hinauf, doch selbst auf Zehenspitzen und mit ausgestrecktem Arm fehlten noch gut zehn Zentimeter.
    »Das wäre ja wohl gelacht!«, rief sie entnervt. »Los, Oksa, schnapp sie dir! SCHNAPP SIE DIR mit der Kraft deiner Muskeln!«
    Da spürte sie plötzlich, wie sie wuchs, oder besser: wie sie sich so weit in die Luft erhob, dass sie mit Leichtigkeit an die Schachtel kam. Mit der Kraft einer Ninja oder deren Muskeln hatte das aber gar nichts zu tun – Oksa schwebte über dem Stuhl! Sie strampelte mit den Beinen und spürte nichts als Luft unter sich.
    »Was ist denn jetzt los?«, konnte sie gerade noch rufen, bevor sie mit einem Plumps zu Boden fiel und die Schachtel mit den Comicfiguren knapp neben ihr landete.
    »So was! Das ist ja irre!«, sagte sie und rieb sich den Po.
    Verblüfft stieg sie erneut auf den Stuhl, um eine andere Schachtel herunterzuholen, die genauso weit weg stand. Sie streckte den Arm aus und fixierte sie. Dasselbe Phänomen wiederholte sich: Es war, als würde sie von unten geschoben

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