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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Zum Beispiel, indem sie das Geschirrtuch dahinten neben der Spüle durch die Luft segeln ließ. Oder die ordentlich auf der Fensterbank aufgereihten Küchenkräuter durcheinanderwirbelte. Die Idee war verlockend, aber es ging nicht. Oksa durfte nichts tun, nichts sagen. Niemandem. Sonst würden sie am Ende alle für ein Monster halten.
    »Ich gehe in die Badewanne, Mama«, sagte sie.
    »In Ordnung, mein Schatz.«
    Während sie im warmen Wasser lag und auf die gekachelte Wand gegenüber starrte, die allmählich beschlug, versuchte Oksa, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Sie war erschöpft und stand gleichzeitig unter Strom. Es war ganz schön kompliziert. Was ihr da widerfuhr, war absolut fantastisch, so viel stand fest. Aber es machte ihr auch furchtbare Angst. Sie lehnte den Kopf an den Wannenrand und schloss die Augen.
    Da hörte sie ein merkwürdiges Geräusch. Es war erst schwach, als würde es aus weiter Ferne kommen, doch dann schwoll es an und dröhnte ihr in den Ohren. Erschrocken richtete Oksa sich wieder auf. Sie schauderte, als ihr klar wurde, was sie nun sehr deutlich hörte: entsetzliche Schreie von Frauen! Sie fuhr zusammen, spitzte die Ohren und fragte sich, ob sie aus der Badewanne steigen sollte. Doch dann begriff sie, dass die Schreie weder aus dem Haus noch von draußen kamen. Nein, sie waren in ihrem Innern! Sie schwirrten durch ihren Kopf, hallten in ihrem ganzen Körper wider und erfüllten sie mit lähmendem Entsetzen. Dann wurden sie plötzlich dumpfer und verstummten so schnell, wie sie eingesetzt hatten.
    Ungläubig sah Oksa sich um, tauchte unter und ließ nur Augen und Nase aus dem Wasser herausschauen. Ihr Herzschlag beruhigte sich gerade wieder ein wenig, als sie einen goldenen Schein auf den beschlagenen Kacheln an der Wand gegenüber bemerkte. Oksa schloss die Augen, und als sie sie wieder öffnete, war der Glanz verschwunden.
    Ich sollte mehr schlafen, sagte sie sich, ich fange wirklich schon an, Gespenster zu sehen.
    Dabei wirkte alles so real!
    Kurze Zeit später stieg sie aus der Wanne. Als sie in ihren Bademantel schlüpfte, fiel ihr ein ziemlich großer blauer Fleck auf ihrem Bauch auf, direkt um ihren Nabel herum. Oksa fragte sich, wo sie ihn wohl herhatte. Er tat zwar weh, aber sehr viel weniger, als man bei der Größe und Farbe eines solchen Blutergusses erwarten würde. Ob sie ihn sich zugezogen hatte, als sie am ersten Schultag ohnmächtig vom Stuhl gefallen war? Es sah eher so aus, als hätte sie einen Fausthieb bekommen, und genau so hatte es sich auch kurz vor dem Sturz angefühlt. Merkwürdig … Sie musterte die Stelle.
    Das muss ich Baba zeigen, sie hat bestimmt irgendeine Salbe für mich, dachte sie.
    Sie zog sich an und ging zu ihrer Großmutter hinauf, die sie in einem langen Hauskleid aus nachtblauem Samt mit farbenfrohen russischen Stickereien empfing.
    »Du siehst wunderschön aus, Baba.«
    »Danke, meine Duschka. Wie geht es dir?«
    »Gut. Aber ich wollte dir einen blauen Fleck auf meinem Bauch zeigen. Du hast doch bestimmt irgendeine Salbe für mich.«
    »Zeig mal her.«
    Oksa hob ihr T-Shirt. Beim Anblick des blauen Flecks schlug Dragomira vor Schreck die Hand vor den Mund.
    »Wie lange hast du das schon? Warum hast du es mir nicht vorher gezeigt? Hat jemand anders den Fleck gesehen?«, stieß sie atemlos hervor.
    »Das sind aber ganz schön viele Fragen für einen harmlosen blauen Fleck. Nein, ich habe ihn noch nicht lange, ich habe ihn gerade erst bemerkt. Aber ich bin vor drei Tagen hingefallen, vielleicht ist es dabei passiert. Äh … wie war die letzte Frage?«
    Dragomira blieb stumm, was überhaupt nicht zu der redseligen Baba Pollock passte. Sie wirkte verstört, aber auch irgendwie elektrisiert. Dann begann sie mit glänzenden Augen unverständliches Zeug zu reden, wahrscheinlich auf Russisch, dachte Oksa.
    »Und, Baba? Hast du nun eine Salbe für mich?«, fragte sie wieder.
    Dragomira antwortete, immer noch mit ungläubiger Miene: »Ja, natürlich, meine Duschka.«
    Kaum war Oksa wieder hinuntergegangen, begab sich Dragomira in ihr Streng-vertrauliches-Atelier. Die beiden Plemplems staubten gerade die Regalbretter mit einem winzigen Staubwedel ab und begrüßten ihre Herrin ehrerbietig. Dragomira tätschelte geistesabwesend die zerknautschten Schädel der beiden Geschöpfe und setzte sich an ihren Arbeitstisch. Sie schaltete den Computer an, öffnete das Mailprogramm und tippte hektisch:
    Leomido, es ist etwas Unglaubliches geschehen: das MAL, ohne

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