Oksa Pollock. Die Unverhoffte
gibt es Neues?«
Oksa trank einen Schluck Tee. Sollte sie davon erzählen oder lieber nicht? Das war heute die große Frage. »Äh … ich habe eine Eins minus in Mathe und in Geschichte bekommen. Nicht schlecht, oder?«
»Ganz und gar nicht schlecht. Nahezu perfekt. Herzlichen Glückwunsch!«
Doch bei diesen Worten blieb Dragomiras Blick auf Oksas notdürftig verbundenem Handgelenk liegen. Und vor allem auf dem Ringelpupo, das mit seiner mürrischen Miene und den glasigen Augen furchtbar schlecht aussah.
»Und außer deinen hervorragenden Noten? Könnte es vielleicht sein, dass du mir etwas verschweigst?«, fragte Dragomira und schob einen Finger unter das winzige Kinn des Ringelpupos, um es aufzumuntern.
»Okay, ich gebe auf … Aber du musst mir versprechen, dass du Mama nichts erzählst, Baba. Bitte!«, bettelte Oksa.
»Ist es so schlimm?«, fragte Dragomira und runzelte die Stirn.
»Versprich es mir!«
»Einverstanden. Ich verspreche, deiner Mutter nichts zu sagen. Aber ich verspreche nicht, dass ich nicht mit dir schimpfen werde, wenn du es verdient hast.«
»Ich fürchte, ich habe es verdient. Ich habe den Fiesling aus der Neunten nass gespritzt«, sagte Oksa und warf ihrer Großmutter einen ebenso beschämten wie stolzen Blick zu.
»Du hast den Neuntklässler nass gespritzt? Aha? Und weiter?«, fragte Dragomira, während ein Schatten über ihre hellen Augen huschte.
»Das Ringelpupo hat alles getan, was es konnte, um mich davon abzuhalten, aber ich wollte ihm nicht gehorchen. Der Fiesling hat mich wieder mal provoziert, er hat sich über mich lustig gemacht. Da habe ich ihn mit einer Wasserkugel beworfen. So, jetzt weißt du alles.«
Dragomira fuhr sich ratlos und entmutigt übers Gesicht und seufzte. »Bist du sicher, dass das alles ist?«
»Ja … oder besser gesagt, ich weiß nicht«, sagte Oksa zögernd und biss sich auf die Lippe. »Ich habe das Gefühl, Zoé hat gemerkt, dass ich irgendetwas damit zu tun habe.«
»Zoé? Das Mädchen, das an deinem Geburtstag mit deiner Freundin Zelda da war?«
»Genau.«
»Und wie kommst du auf die Idee, dass sie es gemerkt haben könnte?«
»Ich weiß nicht, es ist nur ein Eindruck, mehr nicht. Vielleicht liegt es daran, wie sie mich angesehen hat.«
»Ach, weißt du, das ist möglicherweise einfach ihre Art«, sagte Dragomira, als würde sie laut überlegen. »An deinem Geburtstag ist mir aufgefallen, dass sie alles sehr genau und neugierig beobachtete. Doch um auf die Geschichte mit der Wasserkugel zurückzukommen: Ich kann dich nicht dafür loben, das siehst du sicher ein. Aber ich werde deinen Eltern tatsächlich nichts davon erzählen. Erstens, weil ich es dir gerade versprochen habe, und zweitens, weil ich genauso viel Lust habe wie du, zu Leomido zu fahren, um mit deiner Ausbildung anzufangen. Aber ich weiß nicht, ob dir klar ist …«
»Oh, Baba, ich weiß, entschuldige bitte!«, unterbrach Oksa sie stürmisch. »Es tut mir so leid!«
Dragomira sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, aber weniger streng als beabsichtigt. »Lügnerin!«, sagte sie belustigt. »Es tut dir gar nicht leid. Du hättest dich wenigstens dieses armen Ringelpupos erbarmen können, das versucht hat, dich zu warnen. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als es wieder aufzupäppeln.«
Sie erhob sich, ging zu dem Vitrinenschrank, wo Hunderte von Phiolen standen, und suchte ein kleines bläuliches Fläschchen aus. Sie schraubte es auf und befeuchtete ihren Zeigefinger mit einer öligen Flüssigkeit.
»Was ist das?«, fragte Oksa.
»Ein spezieller Balsam auf der Basis von Kapiernix-Kamm«, sagte Dragomira und massierte dabei sanft das winzige Köpfchen des schmollenden Armbandgeschöpfs.
»Was ist denn der Kapiernix-Kamm?«
»Das Einzige, was die Laune deines Ringelpupos bessern kann«, sagte Dragomira, ohne auf Oksas Frage einzugehen. »Wenn du seine Warnungen missachtest, bekommt es das Gefühl, versagt zu haben. Es ist, als hätte es seine Aufgabe nicht erfüllen können, und das kann es nur schwer aushalten.«
Mit halb geschlossenen Lidern und einem breiten Lächeln begann das Ringelpupo vor Behagen zu schnurren. Der Balsam war fantastisch! Wenn Oksa doch nur ein wenig davon für McGraw bekommen könnte … Obwohl sie die Vorstellung, den Kopf des Lehrers zu massieren, ganz furchtbar fand.
»Und Gus? Was sagt der zu all dem?«
»Äh, nichts natürlich!«, druckste Oksa herum. »Wieso sollte er auch?«
Außer der Familie Pollock und den
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