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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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antwortete er schließlich. »Ist mir und meinen Jungs ein Vergnügen. Habe selbst deutsche Vorfahren. War vor zwei Jahren in München. Wunderschöne Stadt. Sehr nette Menschen. Und erst das Bier, einfach großartig. Ha! Die werden sich wundern. Ich schicke den Bastarden eine Prowler entgegen. In dreißig Minuten knipsen wir denen das Licht aus. Dann sind sie stumm, taub und blind. Melde mich, kurz bevor wir den Stecker ziehen. Ready on arrival. Over and out.«
    »Verstanden, Sir«, sagte Härter. »Vielen …«
    Doch die Leitung war bereits tot.
    Aber das war keine Unhöflichkeit. Er wusste genau, dass der Admiral jetzt eine Menge zu tun hatte. Was für ihn genauso galt. Dringend musste er mit Alois Kroneder sprechen.
    Er sah auf seine Sinn-Uhr.
    Ihm lief die Zeit davon.
    *
    Härter fand den Einsatzleiter im Aufenthaltsraum der Wiesn-Wache, vertieft in ein Gespräch mit anderen Beamten. Die aktuelle Lage in den Zelten wurde erörtert. Als er eintrat, erfuhr er, dass es in drei Zelten mittlerweile zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Geiseln gekommen war. Die Ärzte in den Zelten verabreichten mittlerweile Beruhigungsmittel in großen Mengen. »Lange können wir den Deckel nicht mehr draufhalten. Und das Ende der Situation ist laut Krisenzentrum der Staatskanzlei immer noch nicht abzusehen«, sagte einer der Polizeibeamten gerade, als Kroneder den Blick hob und Härter fragend ansah.
    »Herr Müller, was kann ich für Sie tun?«
    »Hätten Sie Zeit für ein kurzes Gespräch unter vier Augen?«
    Kroneder nickte und stand auf. »Gehen wir in mein Büro.«
    In dem Raum des Einsatzleiters hatten die letzten fünf Tage ihre Spuren hinterlassen. Einweggeschirr mit Essensresten stapelte sich auf dem Boden. Berge von Papier türmten sich auf dem Schreibtisch. Das Feldbett, das sich Kroneder in sein Büro hatte bringen lassen, war unordentlich. Die Anspannung, die hier seit einhundert Stunden herrschte, stieg dem Kapitän in die Nase.
    Schweiß.
    Kalter Rauch.
    Verbrauchte Luft.
    Alois Kroneder schloss die Tür und sah den BKA-Mann gespannt an. »Also, was gibt es, Herr Müller?«
    »In etwa einer halben Stunde beginnen Sie mit der Evakuierung der Zelte. Es besteht dann keine Gefahr mehr für die Geiseln. Ich gebe Ihnen den genauen Zeitpunkt noch bekannt.«
    »Da sind Sie sicher?«, fragte Kroneder, Zweifel in der Stimme.
    Der BKA-Mann namens Müller nickte.
    »Ich frage nach, weil wir aus dem Krisenzentrum davon noch nichts gehört haben«, sagte Kroneder beinahe entschuldigend.
    »Je weniger Leute davon wissen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand darüber spricht und die Täter – wissentlich oder unwissentlich – vorher warnt.«
    Geheimhaltung polizeilicher Maßnahmen vor den politisch Verantwortlichen. Nicht zuletzt vor dem eigenen Dienstherrn, dem Bundesinnenminister. Dieses Vorgehen war Kroneder neu. Dieser Herr Müller ist in der Tat der ungewöhnlichste Polizist, der mir jemals begegnet ist, dachte er.
    »Sagen Sie Ihren Beamten Bescheid. Sie sollen sich darauf vorbereiten, die Zelte zu räumen. Die Verletzten und Kranken transportfertig machen. Wenn die Zeit gekommen ist, muss die Evakuierung so schnell wie möglich durchgeführt werden.«
    »Werde ich sofort weitergeben.« Kroneder seufzte. »Ich dachte schon, dieser Alptraum endet nie.«
    In Müllers Gesicht regte sich kein Muskel. Er sprach mit ruhiger Stimme. »Aber warnen Sie die Einsatzkräfte. Vorsicht ist geboten. Die Geiseln dürfen von den Vorbereitungen nichts mitbekommen. Noch erhalten die Täter Bilder aus den Zelten. Wenn die bemerken, dass etwas vor sich geht, werden sie reagieren. Und wir wissen beide, was das bedeutet.« Der BKA-Mann namens Müller zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »Wird schon schiefgehen. An die Arbeit.«
    Der Kapitän verließ Kroneders Büro. Seine Gedanken gingen zu den Geiseln, die zusammen mit dem Bundespräsidenten im Benediktiner-Zelt festsaßen. Die würden sie nicht einfach evakuieren können. Vorher mussten die Sprengladungen entschärft werden. Sie brauchten dringend mehr Kampfmittelbeseitiger auf der Theresienwiese.
    Er griff nach seinem Cryptophone, wählte die Nummer der Operationszentrale im Rathaus und verlangte, den Stadtkommandanten zu sprechen. Er erfuhr, dass der General die OPZ verlassen habe und sich zum Gefechtsstand des Panzergrenadierbataillons 352 begeben habe.
    Xaver musste also ganz in der Nähe sein.
    *
    Admiral Tiberius machte seinem Spitznamen Steamin’ Jim einmal mehr

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