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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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alle Ehre. In voller Fahrt ließ er das dreihundertzweiundvierzig Meter lange Schiff wenden. Acht nukleare Druckwasserreaktoren trieben den Träger mit zweihundertachtzigtausend PS nach Backbord.
    Die »Enterprise« drehte in den Wind.
    Während des Manövers hob einer der vier Aufzüge eine EA-6B-Prowler auf das Flugdeck. Die Maschine wurde in Startposition gebracht. Ein Sea-King-Hubschrauber stieg auf. Routine. Im Falle eines Fehlstarts würde die Mannschaft des Flugzeugs von dem Helikopter geborgen.
    Das Dampfkatapult wurde am Fahrwerk der Prowler eingeklinkt.
    Die Grumman EA-6B-Prowler war ein Spezialflugzeug zur elektronischen Kriegsführung. Ihre Jammer genannten Störsender konnten annähernd das komplette elektromagnetische Spektrum blockieren. Die drei Offiziere, die für die Bedienung der Jammer zuständig waren, überprüften ein letztes Mal die Bordsysteme. Sowohl das ALQ-99 als auch das USQ-113 waren funktionsfähig und einsatzbereit.
    Der Pilot hob den Daumen.
    Der Air Boss gab den Start frei.
    Das Dampfkatapult beschleunigte die Prowler mit ohrenbetäubendem Zischen auf einer Strecke von nur sechsundsiebzig Metern auf eine Geschwindigkeit von über zweihundertfünfzig Stundenkilometern. Das Flugzeug schoss über die Startbahn und hob ab. Sofort begann die EA-6B zu steigen und Kurs auf die Position der Yakovlev zu nehmen.
    Während die weißglühenden Triebwerksstrahlen im bewölkten Nachthimmel verschwanden, beförderten die Aufzüge zwei weitere Flugzeuge aus dem Hangardeck nach oben.
    F/A-18 Hornet.
    Kampfjets.
    Voll bewaffnet.
    Die Startprozedur begann von neuem.
    Admiral James Tiberius wollte kein Risiko eingehen.
    *
    Der Deutsche war Angelo Invitto auf Anhieb sympathisch. Der Mann hatte sich als Karl Romberg vorgestellt und erklärt, er müsse wegen einer dringenden Familienangelegenheit so schnell wie möglich nach Europa. Da es um die Familie ging, war es für Angelo Invitto eine Selbstverständlichkeit, dem Mann zu helfen.
    Romberg hatte ihm seinen Pass und seinen Personalausweis ohne Zögern ausgehändigt. Angelo Invitto ließ die Daten überprüfen. Er wollte vermeiden, dass seine Hilfsbereitschaft ausgenutzt wurde. Dass er beispielsweise einem gesuchten Verbrecher zur Flucht verhalf. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das hatte er beim Militär gelernt.
    Aber keine Datenbank hatte etwas ausgespuckt. Gegen den Mann lag nichts vor. Und so hatte er Karl Romberg gestattet, mit ihm zurückzufliegen.
    Ausnahmsweise.
    Seit drei Stunden befanden sie sich in der Luft. Der Autopilot steuerte das Flugzeug nach Frankfurt. Er bat seinen Copiloten, die Anzeigen im Auge zu behalten. Dann ging er nach hinten in den Laderaum, um sich ein wenig mit seinem Fluggast zu unterhalten. Der Mann schien Zuspruch gut brauchen zu können.
    Zunächst erzählte Romberg von seinen Erlebnissen während der letzten Tage. Wie sehr ihn die Natur des Okavango-Deltas fasziniert hatte. Invitto bot Romberg Kaffee aus einer Thermoskanne an, der das Angebot dankend annahm. Während Karl Romberg versonnen auf den Kaffee blickte, summte er leise eine Melodie.
    Angelo Invitto spitzte die Ohren. Er erkannte die Melodie sofort. Eine Melodie, die er sehr gerne mochte. Als der Italiener ihn darauf ansprach, stellte sich heraus, dass Romberg Opern liebte. Genau wie Angelo Invitto.
    So kam es, dass an Bord eines Transportflugzeugs der Weltgesundheitsorganisation hoch im Himmel über Afrika ein äußerst wunderliches Schauspiel seinen Lauf nahm: zwei Männer sangen.
    Nicht schön, sondern geil und laut.
    Nessun Dorma aus Turandot . Jene italienische Arie, die den großen Tenor Luciano Pavarotti endgültig unsterblich gemacht hatte. Und steinreich noch dazu.
    Niemand schlafe! Niemand schlafe!
    Auch du, Prinzessin ,
    in deinem kalten Zimmer
    siehst die Sterne, die beben
    vor Liebe und Hoffnung!
    Aber mein Geheimnis ist verschlossen in mir ,
    niemand wird meinen Namen erfahren!
    Karl Romberg schmetterte die Puccini-Arie mit glühender Inbrunst. Viele Menschen hielten Opern für ein verstaubtes Stück Musikgeschichte, das in der Gegenwart nichts zu bedeuten hatte. Karl hatte das immer anders empfunden.
    Voller Ergriffenheit und Hingabe intonierte er gemeinsam mit Angelo Invitto das Finale. Sie standen nebeneinander, jeder einen Arm um die Schulter des anderen gelegt, noch immer die Plastiktassen mit Kaffee in der Hand. Durch das Oberlicht des Laderaumes sahen sie Myriaden von Sternen leuchten. Den beiden Männern standen Tränen in den

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