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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Grundstück vorbeilief, war keines der Gebäude zu sehen. Selbst die Abzweigung war nur schwer als solche zu erkennen.
    Dennoch bog der Wagen ab.
    Der Fahrer wusste, wohin er wollte.
    Die Zufahrt führte von der Hauptstraße durch dichtbewaldetes Gelände. Nach ungefähr siebenhundert Metern versperrte ein drei Meter fünfzig hohes Stahltor den Weg. Links und rechts des Tores verlief quer über die gesamte Breite der Landzunge eine ebenso hohe Betonmauer. Die Krone von Tor und Mauer war zusätzlich mit Stacheldraht gesichert. Zehn Meter vor und hinter der Mauer war der Wald abgeholzt worden.
    Hatte man das Tor passiert, ging es noch einmal fünfzig Meter durch bewaldetes Gelände. Dann mündete die Zufahrt in einen Platz vor dem Haupthaus. Rechts davon stand eine große Garage. Links befand sich ein kleineres Gebäude. Früher einmal hatten dort die Dienstboten gewohnt. Heute war hier die Technik untergebracht. Das Haupthaus selbst war ein zweistöckiges, herrschaftliches Gebäude mit vierhundert Quadratmetern Wohnfläche.
    Der Wagen stoppte vor dem Tor.
    Es war noch keine zehn Jahre her, dass ein albanischer Waffenhändler das damals heruntergekommene Haus gekauft hatte. Dieser Waffenhändler hatte es dann renoviert und mit allem erdenklichen Luxus ausstatten lassen. Und er hatte auch ein nahezu unüberwindliches Sicherheitssystem in das Haus eingebaut.
    Die Deaktivierung dieses Sicherheitssystems erfolgte über einen Scanner, der rechts neben dem Tor in die Mauer eingelassen war. Der Scanner tastete das Gesicht mittels Laser ab und verglich es mit dem Gesicht, das im Speicher des Systems abgelegt war.
    Nur bei Übereinstimmung öffnete sich das Tor, und die anderen Sicherheitsvorkehrungen wurden abgeschaltet. Nur bei Übereinstimmung konnte jemand das Grundstück betreten und länger als zehn Minuten am Leben bleiben.
    Der Fahrer stieg aus dem Wagen.
    In den Wirren des Balkan-Krieges war dieser albanische Waffenhändler den Geschäften eines russischen Generals in die Quere gekommen. Der hatte mit dem unliebsamen Konkurrenten kurzen Prozess gemacht. Nicht nur, dass er die Organisation des Albaners zerschlagen hatte. Der russische General hatte auch den Waffenhändler und dessen gesamte Familie getötet und sich dieses Anwesen unter den Nagel gerissen.
    Oleg Blochin hielt sein Gesicht vor den Scanner und aktivierte ihn.
    Grünliches Laserlicht glitt flackernd über seine Züge.
    Sekunden später schob sich das schwere Tor zur Seite.
    Oleg Blochin stöhnte leise, während er zu dem Wagen zurückging. Er war mit seinen Kräften am Ende. Die Schmerzen in seiner rechten Schulter wurden von Minute zu Minute stärker. Aber hier würde er sich erholen können.
    Hier.
    In seinem sicheren Haus.
    *
    Seeposition 54°21’N 7°35’O
    Der Sea Lynx mit Kapitän zur See Wolfgang Härter an Bord befand sich im Radaranflug auf die »Bayern«.
    Während des Fluges hinaus auf das offene Meer wurde der Wind ständig stärker. Böen schüttelten den Helikopter. Die Nordsee unter ihnen war bereits von Bändern weißer Gischt durchzogen. Im Nordwesten türmten sich über dem Horizont unheilvolle, dunkle Wolken auf.
    Sie näherten sich der Kontaktposition, waren noch etwa eine Meile entfernt. Zuerst sahen sie unter sich nur das Weiß der Bugwelle und des Kielwassers. Das graue Schiff im grauen Meer war kaum auszumachen. »Mother in sight«, meldete der Pilot an den HC-Offizier in der OPZ, die sich tief im Inneren der Fregatte befand.
    Ansonsten war kein weiteres Schiff zu sehen. Nur Wasser, so weit das Auge reicht.
    Mit einer Geschwindigkeit von sechzig Knoten flog der Hubschrauber in einhundertzwanzig Metern Flughöhe von achtern auf die »Bayern« zu. Das Landedeck am Heck war jetzt deutlich zu erkennen. Weiß leuchteten ihnen die Buchstaben der Schiffskennung entgegen, »BY«.
    Das einhundertvierzig Meter lange Kampfschiff lief auf Nordwestkurs in den Wind, um dem Piloten die Landung zu erleichtern. Wolfgang Härter lächelte. Jedes Mal, wenn er eine dieser Fregatten zu Gesicht bekam, dachte er an eine Waldorf-Schule. Kaum rechte Winkel. Durch diese Bauweise wurde das Radarecho minimiert.
    Der elegante Rumpf der »Bayern« schnitt durch die kurze, rauhe Dünung. Die niedrigen Aufbauten schienen sich in die See zu ducken. Die Fregatte wirkte wie ein zum Sprung bereites Raubtier.
    Härter konnte die riesige Antenne des SMART-3D-Radarsystems erkennen, die sich über dem Schiff drehte. Davor befanden sich die beiden V-förmig angeordneten,

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