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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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fahren. Der Marinehelikopter wartete bereits auf dem Landeplatz des großen Krankenhauskomplexes.
    »Willkommen an Bord, Herr Kapitän!«, sagte der Pilot, als Härter die Tür geschlossen hatte und sich den Helm aufsetzte. »Wo soll’s hingehen?«
    »Seeposition«, erwiderte Härter knapp. »Nordwestlich Helgoland. Die genaue Position gebe ich Ihnen noch durch. Wo Sie auftanken, überlasse ich Ihnen.«
    »Zu Befehl!«
    Zehn Minuten danach verließ der Sea-Lynx-Hubschrauber den Münchner Luftraum in nördlicher Richtung.
    *
    Karl Romberg eilte zum ersten Informationsschalter, den er finden konnte. Er erkundigte sich nach einer Flugverbindung nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Zufrieden mit der Auskunft, ließ er sich das Ticket aushändigen. Zusätzlich buchte er einen Mietwagen am Zielflughafen.
    In knapp zwei Stunden konnte er seine Reise bereits fortsetzen. Zunächst würde er nach Wien fliegen. Dort musste er umsteigen. Viel Zeit blieb ihm nicht.
    Dennoch gönnte er sich ein schnelles Frühstück. Dann begab er sich auf direktem Weg zum Check-in-Schalter. Dabei dachte er an den letzten Brief, den er von seiner Mutter erhalten hatte. Das lag Jahre zurück. Aber seine Mutter hatte ihm vor ihrem Tod noch etwas mitgeteilt, das jetzt von großer Bedeutung war.
    Er glaubte zu wissen, wo sein Gefährte zu finden war.
    Und er war entschlossen, die Sache zu Ende zu bringen.
    Ein für alle Mal.
    *
    Iljuschin nahm ein heißes Bad. Doch er spürte die Hitze des Wassers nicht. Er spürte nur Katharina. Etwas in ihm ließ ihn seufzen.
    Etwas Vergangenes. Etwas Vergangenes, das er wieder in die Gegenwart geholt hatte.
    Er hatte Unmögliches vollbracht: Er hatte die Zeit zurückgedreht. Er hatte das Schicksal bezwungen. Er hatte das Fräulein mitgenommen. Seine Trophäe.
    Was für ein Triumph!
    Er schloss die Augen und dachte zurück an das Foto, das während der Gegneraufklärung aufgenommen worden war. Die Aufnahme zeigte das Fräulein beim Verlassen einer Bar in München. Als er das Bild zum ersten Mal sah, fiel ihn die Ähnlichkeit an wie ein reißendes Tier versunkener Zeitalter.
    Ein bislang unbekanntes Gefühl ergriff von ihm Besitz.
    Ein mächtiges Erinnern.
    Überwältigend.
    Noch immer konnte er dieses Gefühl nicht recht verstehen, nicht in Worte fassen. Die Ähnlichkeit hatte ihn schaudern lassen. Er nahm dieses Schaudern irritiert zur Kenntnis. Er hatte niemals zuvor Schaudern empfunden.
    Das Fräulein sah aus wie Katharina, Olgas beste Freundin. Erwachsener zwar, aber unverkennbar: Katharina.
    Iljuschin seufzte erneut. Seine kleine Schwester Olga Iljuschina, die nicht älter als acht Jahre geworden war. Genau wie Katharina. Er selbst war zwölf Jahre alt, als das Unglück geschah.
    Die beiden Mädchen waren zum Eislaufen gegangen.
    Er hatte sie gehen lassen.
    Und das Eis hatte nicht gehalten.
    Katharina, die beste Freundin seiner Schwester. Für ihn die schönste Frau auf Erden. Katharina und er hatten einander versprochen, dass sie eines Tages heiraten würden. Die Erwachsenen lachten sie deshalb aus. Aber ihnen war es bitter ernst.
    Olga hatte Katharina mitgenommen.
    Wohin?
    Ein Kranz ward gewunden aus schwärzlichem Laub in der Gegend von Akra  …
    Ihm war als Kind nicht klar gewesen, was geschehen war.
    Wie sollte es auch?
    Das Unglück hatte ihn zurückgelassen als den, der er war. Doch jetzt war das alles vergessen. Katharina war ihm ein zweites Mal geschenkt worden. Und er hatte zugegriffen.
    Dort riss ich den Rappen herum und stach nach dem Tod mit dem Degen …
    Diesmal würde er sie nicht wieder gehen lassen.
    Katharina die Zweite.
    Seine Trophäe.
    *
    Marinehafen Wilhelmshaven, an Bord der Fregatte »Bayern«
    Als der Kommandant Broder Thomsen vom Klopfen des Wachhabenden geweckt wurde, erkannte er bereits am Klang des Klopfens, dass dieses Klopfen nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    Kurze Zeit später hallte der Weckruf durch die Quartierdecks und trieb die zweihundertsechzehn Frauen und Männer der Besatzung aus ihren Kojen.
    »Reise, Reise, aufstehn!«

18
    D ie Villa war an drei Seiten vom Wasser der Adria umgeben. Sie lag am Ende einer länglichen, schmalen Halbinsel, am Rand einer dreißig Meter hohen Steilküste. Beinahe senkrecht erhob sich schroffer Fels aus dem Meer. Wobei das Anwesen nur auf den ersten Blick aussah wie eine Villa mit Nebengebäuden. Bei genauerer Betrachtung handelte es sich um eine moderne Festung.
    Von der Landstraße aus, die in einem Kilometer Entfernung an dem

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