Oktoberfest
werde sie retten.«
»Das ist Blödsinn, Werner. Die Polizei bereitet eine Befreiungsaktion vor. Amelie wird dann bestimmt so schnell wie möglich nach München gebracht. Du störst höchstens …«
»Ich kann hier nicht herumsitzen«, unterbrach ihn Vogel. »Ich fahre sofort los. Ich muss zu ihr.«
»Du kannst nicht fahren. Du bist betrunken.«
»Bin ich nicht. Das hier ist erst mein zweites. Nicht einmal das Bier schmeckt mir mehr.« Er wandte den Blick zum Barmann. »Länderer! Zahlen!«
Stefan Meier wurde klar, dass er die Irrationalität der Liebe unterschätzt hatte.
Eigentlich kannte er Werner Vogel als einen Mann mit klarem Verstand, der mit Argumenten immer zu überzeugen war. Aber diesmal nicht. Mit Argumenten war hier nichts zu machen. Es war sowieso nichts mehr zu machen. Wenn er Müller Bescheid sagte, musste er zugeben, dass er geredet hatte. Und bis Werner auf Sylt war, wäre die Sache vermutlich vorbei.
Hoffentlich.
Oh, Himmel, dachte Stefan Meier, was habe ich getan?
4:32 Uhr
Karl Romberg und Angelo Invitto verabschiedeten sich freundschaftlich. Sie tauschten ihre Telefonnummern aus und versicherten einander, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Sie wollten sich verabreden, um gemeinsam in die Oper zu gehen.
In die Mailänder Scala.
»Jetzt sehen Sie zu, dass Sie zu Ihrer Familie kommen«, sagte der Italiener schließlich und gab ihm ein letztes Mal die Hand. »Ich drücke Ihnen die Daumen, dass alles wieder in Ordnung kommt. Grüßen Sie Ihre Familie von mir.«
»Ich werde die Grüße ausrichten. Nochmals vielen Dank. Ich weiß gar nicht, wie …«
Angelo Invitto unterbrach ihn mit einer Geste. »Schon gut, Herr Romberg. Ich habe gern geholfen.« Der Italiener sah dem Deutschen nach, der sich auf den Weg durch die riesigen Gebäude des Frankfurter Flughafens machte. Jetzt hat er es nicht mehr weit, dachte der Pilot, als er Romberg aus den Augen verlor. Er muss nach München. Bestimmt fährt schon bald ein Zug. Der kommt wahrscheinlich sogar früher an als die erste Maschine.
Doch Angelo Invitto täuschte sich.
Karl Romberg hatte andere Pläne.
Er würde nicht nach München zurückkehren.
Noch nicht.
*
»Ich komme, um mich von Ihnen zu verabschieden, Herr Kroneder.«
Der Einsatzleiter sah den BKA-Mann namens Müller an. In seinem Gesicht waren die Erschöpfung und die Müdigkeit deutlich zu erkennen. Er beendete das Telefonat, das er gerade geführt hatte. Sofort klingelte der Apparat erneut. Kroneder ignorierte das Läuten und kam um seinen Schreibtisch herum.
»Sie kommen aber doch sicher morgen wieder? Ich würde gerne einige Einzelheiten meines Berichtes mit Ihnen besprechen.«
»Ich werde morgen nicht mehr in der Stadt sein. Was Ihren Bericht angeht, von mir aus können Sie ihn so schreiben, als ob ich gar nicht hier gewesen wäre. Offen gesagt, wäre ich Ihnen dafür sogar ausgesprochen dankbar.«
»Aber Sie haben doch großen Einfluss auf den Lauf der Dinge hier genommen. Sie wollen, dass ich Ihre Verdienste einfach unter den Tisch fallen lasse?«
Härter nickte stumm. Dann reichte er Kroneder die Hand. Der Polizeibeamte schlug ein.
»Machen Sie es gut, Herr Kroneder. Wenn Sie einen Rat von mir haben wollen, gehen Sie erst mal ins Bett. Sie haben großartige Arbeit geleistet. Ruhen Sie sich aus.«
»Äh … Ihnen auch alles Gute, Herr Müller. Aber bevor ich mich hinlege, werde ich garantiert noch einen doppelten Kirschgeist auf Ihr Wohl trinken. Wie kann ich Sie erreichen?«
»Sollte ich noch Fragen haben, ich weiß ja, wie ich Sie erreiche.«
»Sie meinen, Sie verschwinden jetzt einfach?«
Wieder das wortlose Nicken.
»Eine Sache noch, Herr Kroneder. Wir kennen jetzt die Kapazitäten der Kühlhäuser von diesem Hirschmoser. Wenn ich die Sache richtig sehe, dann hat der Mann die Nachrichtensperre ignoriert. Beweisen können wir ihm das natürlich nicht. Aber Sie könnten die Steuerfahndung dazu anhalten, die Kapazitäten der Kühlhäuser mit den Umsätzen zu vergleichen, die Hirschmoser versteuert. Ich müsste mich sehr täuschen, wenn das nicht zu einer umfangreichen Nachzahlung führen würde.«
Kroneder lächelte. »Ich würde den Kerl zu gerne bei einer Sauerei erwischen.«
Härter nickte, wandte sich ab und verließ das Büro.
Wenig später saß er in dem dunkelblauen 5er-BMW, der ihn zunächst zu seinem Hotel brachte. Dort bezahlte der Geschäftsreisende seine Rechnung in bar. Dann ließ er sich mit seinem Gepäck zum Klinikum rechts der Isar
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