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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Oktoberfestes.« Er machte eine Pause. »Aber gewonnen habe ich, siehst du!«, schickte er zur Bekräftigung noch einmal hinterher.
    Karl Romberg war sich immer ganz sicher gewesen, dass er eines Tages gewinnen würde.
    Werner wischte diese Bedenken mit einer Geste beiseite.
    »Natürlich fährst du!« Er sprach sehr bestimmt. »Das wäre ja noch schöner. Das schaffen wir hier schon. Wir haben doch jetzt schon etwas Erfahrung. Wir werden hier den Laden für dich schmeißen.« Er wandte sich zur Sekretärin. »Oder etwa nicht?«
    »Äh, doch, äh, sicher«, antwortete die Sekretärin, noch immer unsicher bezüglich des Geisteszustandes der beiden Herren.
    »Meinst du wirklich, das ginge?«, fragte Karl, Zweifel im Blick.
    »Na klar, das muss einfach gehen! Du wartest doch schon so lange darauf, dass du einmal gewinnst. Jetzt ist es so weit, und du willst deinen Gewinn nicht in Anspruch nehmen? Kommt nicht in Frage.«
    Karl umarmte Werner und schlug ihm auf die Schulter.
    »Danke! Dann werde ich zusagen. Die erste Woche des Oktoberfestes bin ich ja noch da.« Er holte Luft. »Ich werde mir eine dicke Kamera kaufen. Wenn ich zurück bin, wirst du dir zusammen mit Amelie stundenlang Dias anschauen müssen.« Er feixte.
    »Ach, du Schreck! Vielleicht solltest du doch besser hierbleiben.«
    Sie lachten.
    *
    Kaliningrad, Russland
    Noch vier Wochen bis zum Beginn des Oktoberfestes. Generalmajor Oleg Blochin saß an seinem Schreibtisch im Hauptquartier der operativen Einheiten des militärischen Geheimdienstes GRU, besser bekannt unter dem Namen Speznas.
    Die Männer seiner persönlichen Kompanie kamen mit den Vorbereitungen der Operation gut voran. Sie lagen sogar etwas vor dem Zeitplan. Eigentlich hätte er zufrieden sein müssen, aber in seinem Herzen war völlige Leere.
    Sein Land ging vor die Hunde. Zuerst hatte er miterleben müssen, wie die Sowjetunion zerfiel. Dann kam die sogenannte Demokratie und mit ihr die Korruption. Das Land, das zu verteidigen er geschworen hatte, dem er sein ganzes Leben lang gedient hatte, für das er – wenn nötig – sein Leben geopfert hätte, existierte nicht mehr.
    Oleg Blochin war in seinem Leben nie verliebt gewesen. Nicht ein einziges Mal. Keine Frau hatte ihn länger als ein paar Stunden bei sich halten können. Und selbst diese wenigen Stunden lagen schon lange zurück. Natürlich war er als junger Soldat mit seinen Kameraden ins Bordell gegangen. Das gehörte dazu. Aber die Faszination, die seine Geschlechtsgenossen für Sexualität empfanden, war ihm unverständlich.
    Seine Liebe hatte immer seinem Land gegolten.
    Er und seine Männer sollten die letzte Verteidigungslinie gegen den Imperialismus bilden. Doch der Imperialismus hatte sie über die Flanken umgangen und sich in ihrem Rücken festgesetzt, während sie noch nach ihm Ausschau hielten.
    Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
    Er war gescheitert.
    Er hatte versagt.
    Die Ausrüstung der einstmals so stolzen Roten Armee war nur noch Schrott. Die mächtigen Kriegsschiffe der Marine verrotteten in den Häfen. Die Piloten der Luftwaffe hatten gerade noch Sprit für einen Übungsflug im Monat. Er fühlte sich seinem Land, so wie es jetzt war, nicht mehr verpflichtet.
    Die Entwicklung hatte ihn von seinem Eid entbunden.
    Seine Männer bekamen den Sold nicht mehr regelmäßig. Oft blieb er über Monate aus. Dann versorgte er sie mit Mitteln des Geheimdienstes. Auch hatte er so manches Mal beide Augen zugedrückt, wenn Drogen ins Land geschmuggelt oder Rohstoffe verschoben wurden. Dieses Wegsehen wurde ihm großzügig bezahlt. Aber die Vorbereitungen der Operation, seiner letzten Operation, verschlangen eine Menge Geld.
    Er verdrängte die düsteren Gedanken über den Niedergang seines Landes und sah die Berichte seiner Leute durch. Seine persönliche Kompanie setzte sich aus den besten Männern zusammen, die er während seiner Karriere kennengelernt hatte. Jeder war auf einem hervorragenden Ausbildungsniveau.
    Die Ausrüstung entsprach modernsten Anforderungen.
    Iljuschin hatte im Kosovo noch einige Waffen und Technik aus westlicher Produktion beschafft. Diese Waffen ergänzten nun ihre eigene Ausrüstung. Seine Männer waren psychisch und physisch topfit. Alle hatten Kampferfahrung. Eine verschworene Gemeinschaft. Mit dieser Kompanie hätte er die Hölle erobern können, wäre das nötig gewesen. Nun ja, so etwas Ähnliches hatten sie ja auch vor.
    Er tauschte die Männer, die bei den Vorbereitungen eingesetzt wurden,

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