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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Qualifikationen. Das war dieses Jahr anders. Sein Bauleiter war ein schlauer Fuchs. Der Auftrag war bereits im letzten Herbst ausgeschrieben worden. Viele Baufirmen, Schreinereien und Arbeitslose hatten sich beworben.
    Dann war dieser Malow erschienen. Ein Russe.
    Sein Bauleiter war zuerst misstrauisch gewesen. Malow trat jedoch sehr gepflegt und gesittet auf. Er konnte gut Deutsch, obwohl er mit einem starken Akzent sprach. Ganz anders als die Jugos letztes Jahr. Versoffenes, diebisches Pack, dachte Hirschmoser im Stillen. Malow bot ihnen an, sechzig Arbeiter zur Verfügung zu stellen. Alles fleißige, ehrliche Männer, für die er persönlich bürgen würde.
    Das Beste war jedoch die finanzielle Forderung gewesen. Die Russen boten ihre Arbeitskraft zu absoluten Tiefstpreisen an. Sein Bauleiter empfahl ihm, das Experiment mit den Männern zu wagen. Malow wurde zunächst nur für eine Woche engagiert. Das Ergebnis übertraf ihre Erwartungen.
    In Malow hatte sein Bauleiter einen Ansprechpartner, der schnell verstand, was man von ihm wollte. Er äußerte manchmal sogar eigene Vorschläge, wie ein bestimmtes Problem gelöst werden konnte. Alle diese Vorschläge hatten Hand und Fuß. Malows Männer arbeiteten wie die Besessenen. Sie stellten alle Aufträge pünktlich fertig. Ihre Arbeitsqualität war hervorragend. Ohne zusätzliche Bezahlung schufteten sie oft bis spät in die Nacht. Der Vertrag wurde verlängert. Schließlich erhielten Malows Männer den Auftrag, das gesamte Oktoberfest aufzubauen.
    Malow hatte in den Reihen seiner Männer Fachleute für alle Bereiche. Nicht nur, dass die Holzarbeiten an den Gerüsten der riesigen Bierzelte in echter Spitzenqualität ausgeführt wurden. Auch die Installationen, egal, ob es um Wasserleitungen, Stromkabel oder Gasrohre ging, wurden absolut fachmännisch erledigt.
    Hirschmoser kannte viele Handwerker, vor allem aus dem Umland. Die kamen alle paar Tage auf die Baustelle, um die Arbeit von Malows Männern zu begutachten. Für das städtische Bauamt und auch für die Versicherungen brauchte Hirschmoser die Bestätigung eines Handwerksmeisters, dass die Arbeiten fachmännisch ausgeführt worden waren. Diese Bestätigungen stellten seine Freunde ihm gerne aus.
    Heute Nachmittag hatte Hirschmoser einen Termin mit einem Inspekteur vom städtischen Bauamt. Der würde vermutlich gleich noch einen Mann von der Feuerpolizei dabeihaben. Hirschmoser war zuversichtlich, dass es keine Beanstandungen geben würde. Das hing einerseits mit der Qualität der Arbeit von Malows Männern zusammen. Andererseits mit der Tatsache, dass der Leiter des städtischen Bauamtes ein guter Bekannter war. Das, was man in Bayern einen »Spezl« nennt.
    Hirschmoser verließ sein Büro.
    »Ich geh jetzt auf die Wiesn. Muss nach dem Rechten sehen. Wenn Sie was Wichtiges haben, dann rufen Sie mich auf meinem Handy an«, sagte er noch im Vorbeigehen zu seiner Sekretärin.
    Mit dem Aufzug fuhr er in die Tiefgarage und stieg in seinen silbernen 7er-BMW. Dass draußen Hochsommer war, störte Hirschmoser wenig. Seine Klimaanlage hielt ihm die Hitze vom massigen Leib. Er fuhr über den Bavariaring, Richtung Theresienhöhe, dann bog er auf die Theresienwiese ein. Dort stand ein junger Polizist, der ihn kontrollierte. Hirschmoser zeigte seine Zufahrtserlaubnis. Der junge Polizist stammte nicht aus München, deshalb hatte er Hirschmoser nicht sofort erkannt.
    Langsam rollte die Limousine die Wirtsbudenstraße entlang. Überall wurde gearbeitet. Links von ihm glitt das Gerüst des Zeltes der »Fischer-Liesl« am Fenster seines Wagens vorbei. Sechs Männer arbeiteten daran, den Dachstuhl fertigzustellen. Einer der dicken Dachbalken schwebte an einem Kranseil zu den Männern, die ihn in Empfang nahmen. Langsam wurde der Balken herabgelassen. Die Männer auf dem Zeltgerüst gaben sich Handzeichen. Als der Balken an der vorgesehenen Stelle plaziert war, begannen sie unverzüglich, ihn mit Bohrmaschinen zu fixieren.
    An dem sehr viel größeren Zelt der Korbinian-Brauerei wurde gerade die Vorderfront angebracht. Hier arbeiteten Männer mit Akkuschraubern, um die Spanplatten am dahinterliegenden Gerüst zu befestigen. Innerhalb des Rohbaus waren andere damit beschäftigt, die Böden der Balkons zu verlegen. Wuchtig dröhnten Hammerschläge an Hirschmosers Ohren. Irgendwo fraßen sich kreischend die Zähne einer Kreissäge durch einen Balken.
    Er hielt an und stieg aus seinem Wagen. Die Hitze traf ihn wie eine Keule.
    Sein

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