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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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wollte nicht enden. Neben dem Oberbürgermeister und dem Ministerpräsidenten stand, feist und feixend, Josef Hirschmoser. Er freute sich auf die Bilder in den Zeitungen.
    Auch Werner Vogel prostete seinem Partner zu. »Auf die Wiesn! Und auf deinen Urlaub!«
    Karl Romberg sah ihn an. »Ja, prost!« Sie tranken in tiefen Zügen. Das frische, kühle Bier schmeckte herrlich. Die Kapelle begann zu spielen. Den Zillertaler Hochzeitsmarsch . Noch waren die Mienen entspannt, aber auch vor den Musikern lagen nun zwei Wochen Dauerstress.
    Das größte Volksfest der Welt hatte begonnen.
    Am Abend fielen in der Wiesn-Wache der Münchner Polizei zum ersten Mal die Monitore aus, auf denen die Bilder der Überwachungskameras zu sehen waren. Das gesamte Oktoberfest wurde flächendeckend mit Kameras überwacht. Hier, in den Räumen der Wiesn-Wache, liefen alle Fäden zusammen, die die Sicherheit betrafen.
    Nach fünf Minuten erledigte sich das Problem von selbst, und alles funktionierte wieder. Alois Kroneder, der Einsatzleiter der Polizeikräfte auf dem Oktoberfest, atmete auf.
    »Wenn’s anfangs gleich schiefläuft, dann läuft’s später besser«, konstatierte er mit der berühmten bayerischen Bierruhe.
    Da irrte sich Alois Kroneder allerdings.
    Alois Kroneder irrte sich sonst nur sehr selten.
    Aber in diesem Falle irrte er sich.
    *
    Werner Vogel hatte sich nicht geirrt. Durch die Erfahrungen, die sie letztes Jahr gesammelt hatten, funktionierte die Versorgung des Oktoberfestes dieses Jahr wesentlich reibungsloser. Oft kamen die Kühllaster schon an den Zelten an, bevor diese den Nachschub angefordert hatten. Genau zum richtigen Zeitpunkt. Hähnchen, Ochsen und Würstl, Schweinsbraten, Enten und Kalbshaxen wurden ausgeladen. Die Kühltransporter der Firma fuhren ununterbrochen.
    Nur am ersten Sonntag war es zu einem Engpass gekommen.
    Romberg hatte drei Fahrer der Bereitschaft angerufen und war selbst mit einem der vier Kühllaster auf die Theresienwiese gefahren. Eine Fehlbestellung, wie sich später herausstellte. So etwas konnte in der Eile und Hektik schon mal passieren.
    Vor allem das gute Wetter sorgte für Rekordumsätze. Der Deutsche Wetterdienst kündigte jedoch für die zweite Woche eine Verschlechterung an. Regen, Wind und kühlere Temperaturen.
    Karl hat es gut getroffen, dachte Werner Vogel. Wenn hier das Wetter schlechter wird, fliegt er für zehn Tage nach Botsuana, mitten hinein in die Naturwunder des Okavango-Deltas. Vor allem aber: in die Sonne.
    Am Freitagabend verabschiedete sich Karl Romberg. »Ganz wohl ist mir ja nicht dabei, dich hier allein zu lassen«, sagte er.
    »Das hatten wir doch schon!« Werner winkte ab. »Ich wünsche dir einen tollen Urlaub. Ich soll dich auch von Amelie grüßen. Wir versprechen dir, dass wir uns alle deine Bilder anschauen werden.«
    Karl lachte. »Versprich nichts, was du nicht halten kannst.«
    Werner hatte ihm angeboten, ihn am nächsten Tag zum Flughafen zu chauffieren, aber Romberg wollte die S-Bahn nehmen. Während des Oktoberfestes war der Verkehr in München noch chaotischer als sonst. So hatte Werner gerne darauf verzichtet, ihn zu fahren.
    *
    Am nächsten Tag saß Werner Vogel allein im Büro. Er hing am Telefon. Es war der mittlere Wiesn-Samstag, einer der umsatzstärksten Tage überhaupt. Er koordinierte seine Kühltransporter.
    Nachmittags war er in Gedanken bei Karl. Der saß jetzt im Flugzeug. Der hatte es gut. Aber nach dem Oktoberfest würde er selbst mit Amelie für ein paar Tage wegfahren. Er bevorzugte Italien, Amelie wollte an die Nordsee. Doch sie würden sich schon einigen. Und sonst fuhren sie eben erst nach Italien und dann an die Nordsee. Oder umgekehrt.
    Gerade wollte er erneut zum Telefon greifen, um in Hirschmosers Geflügelfabrik anzurufen, als die Tür aufging.
    Karl Romberg kam herein.
    Fassungslos starrte Werner Vogel ihn an.
    »Was … was zum Teufel machst du hier?«, fragte er entgeistert.
    »Ich war schon am Flughafen«, antwortete Romberg. »Aber ich hab’s einfach nicht übers Herz gebracht. Ich hatte das Gefühl, ich würde dich hängenlassen. Dich im Stich lassen. Da bin ich nicht geflogen, sondern bin wieder umgekehrt.«
    Werner versuchte, seiner Verblüffung Herr zu werden.
    »Aber wir haben das doch so oft besprochen. O Mann, Karl, das wäre nicht nötig gewesen. Dein schöner Urlaub …«
    »Ach was!« Karl fiel ihm ins Wort. »Ich kann mir den Urlaub ja zu einem späteren Zeitpunkt immer noch selbst schenken. Und gewonnen

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