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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Ich frage mich, ob wir dieses Risiko eingehen können?«
    »Ich denke durchaus, dass das Risiko vertretbar ist.« Jetzt sprach der Präsident des Landeskriminalamtes. »Vor allem aus einem Grund: Wie verschiedentlich schon festgestellt worden ist, ist es eigentlich undenkbar, dass es gelungen sein soll, Giftgas in der erforderlichen Menge in die Zelte zu schaffen. Wir wissen nicht, ob die Täter überhaupt Giftgas auf dem Gelände haben oder wie sie dieses zum Einsatz bringen wollen.« Der LKA-Präsident blätterte in einigen Papieren, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Der Polizeipräsident nickte heftig, als der oberste Kriminalbeamte des Landes fortfuhr.
    »Und noch eins: Das Gas müsste von den Tätern in den Zelten gleichmäßig verteilt werden. Wenn irgendwo in einem Zelt eine Gasflasche geöffnet wird, bricht Panik aus, und die Menschen werden auf ihrer Flucht die Zeltplanen selbst zerstören. Auf der Wiesn hat doch jeder vierte einen Hirschfänger in seiner Krachledernen stecken. Zum Aufschlitzen der Zeltplanen taugen diese Messer allemal.«
    In seiner Entgegnung beharrte der Oberbürgermeister auf seinem Standpunkt. »Die Täter waren auch in der Lage, vom Festgelände aus eine Luftabwehrrakete zu starten und einen Hubschrauber abzuschießen, der sich weit außerhalb ihrer Sichtweite befand. Wir alle haben die Bilder gesehen. Über dem Oktoberfest rotiert eine Radarantenne. Das hätte bis vor einer Stunde auch niemand für möglich gehalten.«
    »Da haben Sie recht. Aber bedenken Sie, Herr Oberbürgermeister. Mit solch einem Szenario hat niemand gerechnet. Auf eine Bedrohung mit Giftgas sind wir vorbereitet.«
    »Zumindest sollten wir abwarten, bis die ersten Infrarotbilder aus dem Inneren des Benediktiner-Zeltes vorliegen.«
    »Die werden in der nächsten halben Stunde verfügbar sein. Bis dahin möchte ich die nötige Ausrüstung bereits vor Ort bringen lassen.« Der Innenminister hob die Augenbrauen. »Mit Ihrer Erlaubnis, Herr Ministerpräsident?« Er sah den Chef der Staatsregierung an.
    Der Ministerpräsident war den Ausführungen schweigend gefolgt. Er hatte seine Brille abgenommen und massierte sich die Nasenwurzel. Er sah in die Runde und nickte. »Lassen Sie die Sachen zur Wiesn schaffen«, wies er den Innenminister an. »Wir werden jedoch auf jeden Fall auf die Bilder aus dem Benediktiner-Zelt warten, bevor wir in Aktion treten.«
    Es klopfte. Zum wiederholten Mal trat die Sekretärin ein. Und sie hielt abermals Papiere in der Hand.
    »Wir haben ein neues Fax der Täter bekommen. Sie stellen jetzt ihre Forderungen.«
    Wie vorhin legte sie jedem eine Kopie auf den Tisch. Die Männer begannen zu lesen.
    Die Ungeheuerlichkeit der Forderung passte zu den unglaublichen Dingen, die sich seit dem späten Nachmittag in München ereigneten. Während ihre Gehirne den Sinn der Worte, die sie lasen, erfassten, wich alle Farbe aus ihren Gesichtern.
    *
    Die Wohnung befand sich im obersten Stock eines der großen Wohnblöcke neben der Theresienhöhe. Vom Balkon aus hatte man einen phantastischen Blick über das ganze Festgelände und die umliegende Gegend.
    Die Vormieter Oskar und Maria Graf waren überraschend verstorben.
    Zum ersten September war ein neuer Mietvertrag abgeschlossen worden.
    Dennoch war die Wohnung völlig leer. Bis auf eine Apparatur im Wohnzimmer. Eine große Kamera war auf einem sehr hohen, massiven Stativ montiert. Ein dickes Kabel führte von der Kamera zu einem Gerät von der Größe eines Bierkastens neben dem Stativ. Aus der Oberseite dieses Gerätes ragte eine Antenne bis unter die Zimmerdecke.
    Die Balkontür stand weit offen. Die Kamera war ungefähr drei Meter hinter der Tür plaziert, im Inneren des Zimmers. Ihr gläsernes Auge war auf die Theresienwiese gerichtet. In der Wohnung war es völlig dunkel und still.
    Ab und an wurde die Stille durch ein leises Surren unterbrochen. Dieses Surren rührte von den Motoren im Objektiv der Kamera her. Dann bewegten sich die Ringe, die um das Objektiv liefen.
    Gelegentlich ließ sich auch ein kaum hörbares Brummen vernehmen. Verursacht von einem der Elektromotoren, die die Kamera drehen, schwenken und neigen konnten. Die Aktionen der Motoren und des Objektivs hingen von den Befehlen ab, die sie über Funk erhielten. Die Antenne sendete die Bilder der Kamera zum Empfänger.
    Die Kamera war keine gewöhnliche. Sie konnte nicht nur das gesamte Spektrum sichtbaren Lichts abdecken, sondern auch Restlicht verstärken. Ebenso konnte sie Wellen im

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