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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Bundeskanzlers war nicht zu überhören, als er seine beiden obersten Staatsschützer ansah. »Meine Herren, ich muss schon sagen, das ist eine bemerkenswerte Leistung.«
    Der Präsident des BKA ergriff das Wort. »Unsere operativen Möglichkeiten sind durch die Sperrung des Luftraumes extrem verlangsamt. Manche Optionen, wie ein Versuch, das Zelt von Hubschraubern aus zu stürmen, stehen nicht mehr zur Verfügung. Wir versuchen gerade, eine Infrarotabbildung vom Innenraum des fraglichen Zeltes zu bekommen. Wir wissen ja nicht, was dort vorgeht. Wir wissen noch nicht einmal, ob dort überhaupt noch jemand am Leben ist.«
    Der letzte Satz traf die Anwesenden wie ein Schlag.
    Niemand im Raum mochte sich auch nur vorstellen, was es bedeuten würde, wenn die Gäste eines ganzen Bierzeltes auf dem Oktoberfest tot waren. Fünftausend Tote. Ein ängstliches Schweigen lastete über ihnen, bis der Verteidigungsminister das Wort ergriff.
    »Herr Bundeskanzler, meine Herren, ich hätte einen Vorschlag zu machen. Ich möchte einen Mann zu unseren Beratungen hinzuziehen. Er leitet eine Abteilung des militärischen Geheimdienstes, von deren Existenz Sie bisher nichts wissen.«
    Der Bundeskanzler hob die Augenbrauen.
    »Das war bislang auch nicht nötig«, fuhr der Verteidigungsminister fort. »Die Amerikaner haben ein Wort dafür: deniability. Wörtlich übersetzt, heißt das Verneinbarkeit. Gemeint ist die Fähigkeit, etwas glaubhaft zu leugnen. Eine Fähigkeit, die für einen Regierungschef unabdingbar ist.« Er sah den Bundeskanzler an. »Bitte entschuldigen Sie meine Offenheit. Aber ich muss Ihnen in diesem Moment mitteilen, dass der militärische Abschirmdienst eine operative Abteilung hat. Auch wenn bisher immer das Gegenteil behauptet worden ist.«
    Der Minister schwieg kurz, um seine Gedanken zu ordnen.
    »Die Verbrecher, die das Oktoberfest überfallen haben, sind ohne Zweifel im Umgang mit militärischem Gerät geschult. Sie werden alle …«
    »Dann kann es sich ja wohl kaum um Deutsche handeln«, unterbrach ihn der Innenminister sarkastisch.
    »Sie werden alle zugeben«, sprach der Verteidigungsminister unbeirrt weiter, »dass solche Leute nicht vom Himmel fallen. Die müssen irgendwo ausgebildet worden sein. Die müssen sich die Waffen irgendwo besorgt haben. Wenn wir wüssten, mit wem wir es zu tun haben, wären wir ein gutes Stück weiter. Da sind wir wohl alle einer Meinung.«
    Der Minister sah in die Runde. Die Männer am Tisch nickten langsam. Sie mussten die Mitteilung des Verteidigungsministers erst einmal verdauen. Der MAD hatte eine operative Abteilung. Und niemand wusste davon. Die Geheimhaltung war tatsächlich gelungen. Schon allein das war unglaublich.
    Der Bundeskanzler sprach betont langsam. »Wenn Sie meinen, dass dieser Mann uns helfen könnte, dann schaffen Sie ihn her.«
    Der Verteidigungsminister erhob sich. »Danke, Herr Bundeskanzler. Ich werde das sofort veranlassen. Wenn ich den Mann unverzüglich erreiche, kann er in eineinhalb bis zwei Stunden hier sein. Wenn Sie mich entschuldigen.«
    Der Verteidigungsminister ging auf die Tür zu.
    »Wo ist dieser Mann denn stationiert?«, fragte der Innenminister.
    Er erhielt keine Antwort.
    »Verstehe schon, Herr Kollege. Deniability.«
    Der Verteidigungsminister verließ den Raum.
    Der Innenminister schüttelte den Kopf. »Jetzt haben wir doch tatsächlich einen Geheimdienst, der so geheim ist, dass wir selbst nicht wissen, dass wir ihn haben.«
    Keiner der Anwesenden lachte.
    *
    Kapitän zur See Wolfgang Härter war nicht überrascht, als er die Kennung des Verteidigungsministers auf dem Display seines GSMK-Cryptophones las. Ihn wunderte nur, dass es so lange gedauert hatte, bis man ihn anrief.
    Auch er hatte die Tagesschau gesehen. Er hatte die Rakete nicht genau erkennen können. Aber der Flugbahn nach zu urteilen, die das Geschoss beim Start beschrieben hatte, war er ziemlich sicher, dass es sich um ein Waffensystem aus russischer Produktion gehandelt hatte.
    Er hatte daraufhin eine frisch gebügelte Uniform der ersten Garnitur angezogen und zivile Kleidung in seine Reisetasche gepackt. Er rief beim dritten Marinefliegergeschwader in Nordholz an. Er kündigte an, dass er noch heute Abend einen Flug nach Berlin brauchen würde.
    Deshalb stand der Sea-Lynx-Helikopter schon bereit, als der Kapitän seinen mattschwarzen Wiesmann GT auf das Gelände des Militärstützpunktes steuerte. Die Aufschrift »Marine« reflektierte im Licht, als die Scheinwerfer

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