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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Auch das sollte weiter verfolgt werden. Während die anderen gingen, bat Hell Wendt noch zu bleiben.
    „Was denken Sie, sollten wir ebenfalls eine Pressekonferenz abhalten“, fing er an. Wendt schaute ihn an. „Chef, wenn Sie darauf spekulieren, dass ich das übernehme, muss ich Ihnen sagen, dass Sie dafür besser geeignet sind. Ich habe doch eben erfahren, dass ich hier nichts zu sagen habe.“ Wendt war wirklich verletzt von der Schelte Gauernacks.
    „Lassen Sie den Quatsch. Lassen Sie Gauernack reden. Er steht unter Druck und gibt ihn weiter. Wie jeder hier im Team machen Sie einen verdammt guten Job. Wenn ich davon nicht überzeugt wäre, wären Sie nicht hier. Und jetzt kommen Sie aus dem Schmollwinkel heraus und fahren zu den beiden Druckereien. Los, auf.“ Hell klopfte Wendt auf die Schulter und wunderte sich in dem Moment selber über sein Tun. Wendt überlegte, bevor er antwortete. „Ok, Chef“, sagte er, „Ich ziehe dann mal los.“ Das war’s mit dem Gespräch unter vier Augen.
    Hell blieb noch eine Weile sitzen. Er zog einen Block aus der Jackentasche und schrieb einige Sätze darauf. Wer hat einen Grund Lohse umzubringen? Sind beide Fälle doch getrennt zu betrachten, obwohl sie zusammenzugehören scheinen? Ist Rache im Spiel? Je länger er die Sätze betrachtete, desto unzufriedener wurde er.
    Er stand schließlich auf, fuhr mit dem Aufzug nach unten, durchquerte schnell die Halle und steckte sich draußen eine Zigarette an. Gierig zog er den Rauch in seine Lunge.
    Als er wieder durch die Türe in die Halle trat, fiel sein Blick auf das große Flat Screen, das links an der Wand montiert war. Zu seiner großen Verwunderung sah er Flottmann auf dem Bildschirm. Er saß an einem Tisch, auf dem zig Mikrofone zu sehen waren. Flottmann gab eine Pressekonferenz. Neben ihm saß ein gut gekleideter Mann, der wichtig in die Kamera schaute. Hell stürzte zum Tresen und versuchte dem dort gerade telefonierenden Beamten klarzumachen, dass er den Ton lauter drehen sollte. Schließlich reichte der ihm eine Fernbedienung. Hell suchte die Taste für die Lautstärke, änderte aber erst das Programm. Er fluchte vor sich hin. Schließlich fand er das Programm wieder und schaffte es auch den Ton lauter zu stellen.
    „Wir müssen feststellen, dass die Polizei es sich vorwerfen lassen muss, die Bewachung meines Mandanten nicht ernst genug genommen zu haben. Erst wurde ein Freund meines Mandanten getötet, jetzt wurde er selber Opfer eines feigen Angriffes. Eines Angriffes auf seine körperliche Unversehrtheit und ebenfalls auf seine Ehre. Daher haben wir uns entschlossen, die Polizei auf Schadensersatz zu verklagen.“
    Die letzten Worte hallten noch in Hells Ohren, als sich bereits die Türen des Aufzuges vor ihm schlossen. Das hatte ihnen noch gefehlt. Ein windiger Advokat, der die Sache zu seinen Gunsten ausschlachtete. Hinten, ganz tief unten in seinem Bewusstsein dämmerte es ihm, dass der Fall eine fürchterliche Eigendynamik entwickelte. Jemand legte sich mit der Zoophilenszene an und gleichzeitig auch mit der Polizei. Noch ein solcher Fehlschlag und die Polizei würden von der Presse an den Pranger gestellt. Und die Öffentlichkeit würde sie mit Heißhunger auf ihrem Kreuzzug unterstützen.
     
*
    Franziska Leck drückte auf den Stoppknopf ihres Diktiergerätes und blickte aus dem Fenster. Weit unter ihr konnte man deutlich den Rhein sehen. Sie hatte sich entschieden zu fliegen, nachdem sie den Hilferuf von Staatsanwalt Gauernack erhalten hatte. Er hatte ihr kurz skizziert, um was es geht. Sein Team schien mit einem Fall überfordert zu sein. Nach kurzem Zögern hatte sie zugesagt. Sie hatte eigentlich einen Fall. Eine völlig traumatisierte Frau beschäftigte sie seit Tagen. Die hatte ein Problem mit engen Räumen, seitdem sie von ihrem Mann und seinen Kollegen in einem Fahrstuhl immer wieder vergewaltigt worden war. Der Mann arbeitete in einer Sozietät und seine Kollegen waren ebenfalls Anwälte. Er sagte vor Gericht aus, dass seine Frau schon seit Monaten trinken würde. Sie hatte angefangen zu trinken. Jeder konnte das sehen. Trotzdem sie sich extrem anstrengte bei der Sache zu sein, hatte sie vor Gericht den Eindruck gemacht, den ihr Mann und die Kollegen erhofft hatten. Ihr Mann hatte die Scheidung eingereicht, das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter erhalten und seine Frau als ein Wrack zurückgelassen. Franziska Leck war auf den Fall aufmerksam geworden und arbeitete daran, die Männer zu

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