Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
Vom Netzwerk:
überführen. Doch dafür musste sie die Frau erst einmal stabilisieren. Mühsam näherte sie sich ihr an. Das erste Treffen in ihrem Büro in Frankfurt musste nach einigen Minuten abgebrochen werden, weil die arme Frau keine engen Räume mehr ertrug. Enge löste körperliche Schmerzen bei ihr aus. Sie verabredeten sich daraufhin auf dem Flughafen. In einer Kaffeebar. So hatte sie eben noch ein Treffen mit der Frau auf dem Flughafen gehabt. Ihre letzten Gedanken dazu hatte sie soeben in ihr Diktiergerät gesprochen. Sie legte es in den kleinen Koffer, der auf ihrem Schoß lag.
    Sie schaute aus dem Fenster und versuchte sich auf den neuen Fall zu konzentrieren. Gauernack hatte von einer Tatserie in der Zoophilenszene gesprochen. Es gab einen Toten und einer Person war etwas auf die Stirn tätowiert worden. Das war sehr persönlich. Eine Strafe, ein Mal, was der so Gekennzeichnete sein Leben lang tragen sollte. Tattoos konnte man heute wieder entfernen. Doch blieb die Erniedrigung ein Leben lang. War es eine Sache unter den derart sexuell orientierten Menschen oder machte so jemand Jagd auf sie? Zoophilie, oder wie man es auch nannte, Sodomie, war in Deutschland seit 1969 nicht mehr strafbar. Damals wurde mit dem Wegfall des §175 auch das Sodomie Gesetz gekippt.
    Jetzt gab es auf Druck der Öffentlichkeit wieder Bestrebungen seitens der Gesetzgeber Sodomie wieder unter Strafe zu stellen. Zwar war es verboten Filme mit derartigem Inhalt zu verbreiten, aber die sexuellen Handlungen mit Tieren standen nicht unter Strafe. Nur wenn ein Tier bei den sexuellen Handlungen verletzt oder getötet wurde, konnte man den Täter rechtlich belangen. Doch war es sehr schwer das zu beweisen. Tiere konnten nicht reden. Tiere verschwanden.
    Der Flieger legte sich steil in die Kurve. Sie sah unter sich nur die Tragflächenspitze und viel weiter darunter Häuser und das sich schlängelnde silberne Band des Rheins. Sie befanden sich auf dem Landeanflug auf den Köln-Bonner Flughafen.
     
    Die Stadt war wieder aufgeheizt. Es war ein paar Minuten vor fünfzehn Uhr und das Thermometer stand kurz vor der 30°-Marke. Die Abkühlung der letzten Nacht war vergessen. Der Himmel war blassblau. Die Vögel in den Bäumen vor dem Polizeipräsidium zwitscherten vergnügt vor sich hin. Ihnen schien die Hitze nichts anzuhaben. Hell wartete im Büro Gauernacks auf Frau Leck. Bilder und Worte drehten sich in seinem Kopf. Lohse, Flottmann, Tätowierungen, Druckereien, Zoophile, Perversität. Da öffnete sich die Türe und Gauernack ließ Frau Leck den Vortritt. Er beugte sich leicht nach vorne und machte eine einladende Geste mit seiner linken Hand. Frau Leck dankte ihm und trat in den Raum. Mit ihrem körperbetonten Kostüm, den Manolo Blahniks an ihren Füßen, der offenherzigen Bluse und den offen getragenen, blonden Haaren entsprach sie nicht wirklich dem Standardbild einer Profilerin. Psychologinnen oder Kriminalpsychologinnen im Speziellen sahen im Allgemeinen nicht so aus. Sie war nicht sehr groß, Hell schätzte sie ohne Schuhe auf vielleicht einenmeterfünfundsechzig, sie war auch nicht schlank, trug sicher Kleidergröße zweiundvierzig. Trotzdem war sie eine Erscheinung. Frecher, bohrender Blick. Hell stand auf und reichte ihr die Hand. Ihr Händedruck war fest.
     
    Eine halbe Stunde später saßen sie mit dem ganzen Team im Besprechungsraum versammelt. Hell legte den Fall dar. Er sagte, dass die Kriminaltechniker noch immer nicht mit der Auswertung aller Spuren fertig waren. Es gab eben immer wieder neue Tatorte, die sie begutachten mussten. Bislang konnten sie mit keinerlei Spuren aufwarten. Es gab die Bücher, die nun wieder in der KTU angekommen waren. Aber auch dort gab es keine weiteren Erkenntnisse. Solange man keine Vergleichspersonen hatte, sagten einem die Männer auf den Fotos rein gar nichts. Es war wie verhext. Fast konnte man denken, der Täter sei nicht existent. Doch war er existent, das verrieten seine Taten. Es gab ihn, es gab seine Opfer, es gab seine Tatorte. Bislang hatte er seine Nase vorne, hatte die Polizei übel gelinkt und Flottmann vor den Augen der Polizei überfallen und ihn schließlich im Wagen der Fahnder abgelegt.
    „Sie sprechen Bilder und Bücher an. Was für Bilder sind es denn?“ Das war die erste Frage, die Leck an das Team richtete.
    „Wir haben in den Wohnungen von Flottmann und auch bei Lohse und Zylau Bücher, Broschüren und Bilder gefunden, auf denen Männer Sex mit Tieren haben. Es sind auch Fotos

Weitere Kostenlose Bücher