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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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den Wänden hingen einige moderne Ölgemälde. Es schien der Familie finanziell gut zu gehen.
    Frau Dempf begleitete sie in das Wohnzimmer. Sie nahmen auf einer Sofagruppe aus schwarzem Leder Platz.
    „Frau Dempf, wenn Ihnen unsere Fragen zu nah gehen, sagen Sie es bitte. Sicher ist ihre Trauer noch sehr frisch. Aber trotzdem muss ich Ihnen die Frage stellen, ob Sie sich vorstellen können, wer das getan hat.“
    „Nein“, sagte sie schnell und knapp, „Es wird wohl der gleiche sein, der auch schon Robert getötet hat.“
    Hell wurde aufmerksam. „Sie meinen Robert Lohse?“
    „Ja, ein Freund meines Mannes. Er war ja eigentlich Industriemechaniker, aber immer wenn es seine Zeit erlaubt hat, dann hat er Thomas im Stall geholfen. Er liebte die Tiere so sehr.“ Die Beamten schauten sich gegenseitig an. War sie wirklich so ahnungslos oder spielte sie das ganz ausgezeichnet?
    „Ja, Frau Dempf, das haben wir schon vermutet, sonst wäre ihr Mann sicher nicht auf der Beerdigung gewesen“, sagte Meinhold.
    „Ja, ich wollte eigentlich mit ihm kommen, hatte aber dann eine private Reitstunde bei einer sehr guten Kundin. Die konnte ich unmöglich absagen.“
    „Sie geben Reitunterricht?“
    „Ja, therapeutisches Reiten. Dann und wann aber auch normale Reitstunden.“
    Hell machte sich bereit für die nächste Frage. Er dachte nach, wie er ihr das nun begreiflich machen konnte, dass ihr Mann vermutlich das Opfer eines Zoophilenjägers geworden war.
    „Frau Dempf, ich muss Ihnen jetzt eine Frage stellen, die vielleicht ein ganz anderes Licht auf ihren Mann wirft.“ Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und schaute ihn konzentriert an.
    „Wir gehen davon aus, dass Robert Lohse Opfer eines Mannes geworden ist, der Mitglieder der Zoophilenszene jagt.“
    „Was soll das heißen? Zoophilenszene? Was ist das?“ Sie schaute von einem Beamten zum anderen und in ihrem Blick war ehrliche Verwunderung zu sehen. Sie weiß es nicht, dachte Wendt.
    „Zoophile sind Menschen, die sich von Tieren sexuell angezogen fühlen. Robert Lohse gehörte zu dieser Szene.“
    „Was?“, schrie sie Wendt an, „Wie können Sie das behaupten?“
    „Frau Dempf, wir haben Beweise in Lohses Wohnung gefunden. Er ist auf etlichen Bildern zu sehen.“ Wendt versuchte, seine Stimme sehr sanft klingen zu lassen. Die Frau schaute ihn an, als hätte er gerade gesagt, Lohse sei ein Alien gewesen.
    Sie schüttelte energisch den Kopf. „Das glaube ich Ihnen nicht, nein, das kann nicht sein. Nicht Robert. Nein! Nein! Nein!“ Ihr Gesicht verschwand in ihren Händen.
    „Frau Dempf, wo ist ihre Küche? Darf ich Ihnen ein Glas Wasser holen?“ Meinhold stand auf und wartete gar nicht auf die Antwort der Frau. Es herrschte Stille, bis sie mit dem Glas wieder ins Wohnzimmer trat.
    Hell überlegte an seiner nächsten Formulierung. Er war sich sicher, diese Frau hatte keine Ahnung von den möglichen Machenschaften ihres Mannes und seiner Freunde gehabt. Er zog den Durchsuchungsbeschluss aus der Innentasche des Jacketts und legte ihn auf den Tisch. Sie starrte auf den Briefumschlag. „Was ist das?“
    „Frau Dempf, das ist ein Durchsuchungsbeschluß. Er erlaubt uns, die Räumlichkeiten und das Büro ihres Mannes zu durchsuchen.“
    „Was? Was wollen Sie? In den Sachen meines Mannes schnüffeln? Nein, das erlaube ich Ihnen nicht.“
    „Es tut mir leid, dass sie das so sehen, aber sie haben keine andere Wahl.“
    Sie stand mit einem energischen Ruck auf. „Sie wagen es hier aufzutauchen, wo mein Mann noch nicht unter der Erde ist und beschuldigen ihn. Sie beschuldigen seine Freunde und Sie beschuldigen womöglich auch noch mich. Sie sollten sich was schämen. Kennen sie denn keine Pietät?“ Sie trat einen Schritt beiseite und schaute aus dem Fenster.
    „Es tut mir entsetzlich Leid, Frau Dempf, das dürfen Sie mir glauben. Aber in einer Mordermittlung ist manchmal kein Platz für Pietät.“
    Hell hatte es immer abgelehnt, den Angehörigen eines Mordopfers allzu sehr Gefühle des Mitleids entgegen zu bringen. Das hatte er lernen müssen. Tat man es nicht, nahm man das Leid mit nachhause und machte es zu seinem eigenen Leid.
    Die Beamten sahen, wie die Schultern der Frau anfingen zu zucken. Sie weinte. Hell gab Meinhold ein Zeichen. Sie ging zu der Frau hinüber.
    Wendt und Hell standen auf und gingen aus dem Zimmer. „Sie ist total ahnungslos. Ich hole die Beamten rein. Sie sollen anfangen.“
    Hell blieb in der Diele stehen und schaute zu den beiden Frauen

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