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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Wiese. Er lief zickzack und näherte sich einer Gruppe von Bäumen. Hell und Meinhold folgten dem Tier schweigend. Was für ein Anachronismus. Ein Tier half Menschen bei der Suche nach Tieren, die von Menschen getötet worden waren. Getötet um ihre Perversität zu befriedigen. Wie gut, dass der Hund nicht weiß, was er hier tat. Hell betrachtete die immer noch flinken Füße des Hundeseniors. Für ihn war es nur ein Spiel, was er liebte. Er tat, was er konnte und bekam dafür seine Belohnung. Er verlor kurz die Fährte, fand sie aber nach ein paar Metern wieder. Schließlich schlug er unter der Baumgruppe erneut an. Hier standen ein paar alte Weiden, hinter denen ein kleiner, murmelnder Bach floss. Idyllisch, aber ein Ort des Todes. Der Hund bekam erneut sein Kommando. Er sprang über den Bach. Hell gab Meinhold ein Zeichen mit dem Hund weiter zu gehen. Er nahm sein Handy aus der Tasche und informierte die KTU. Leider hatte er mit seiner Befürchtung Recht gehabt. Er blickte zum Stall hinauf. Von dort kam Wendt auf ihn zu.
    „Irgendwie sieht es hier heute nach Nachtschicht aus, Chef. Wir haben auf einem Laptop Unterlagen gefunden über diese Seminare. Wir haben Namen aus der ganzen Bundesrepublik. Das hier ist eine große Nummer. Da sind auch Leute aus der Lokalpolitik dabei.“
    Hell sah ihn konsterniert an. „Die haben sich aber sehr sicher gefühlt. Aber warten wir es erst einmal. Womöglich waren es ja wirklich Seminare.“
    „Seminare? Na klar.“ sagte Wendt.
    „Wendt, wenn es politisch wird, wird es immer schwierig. Politiker haben Einfluss, sie haben Macht. Da müssen wir alles hieb- und stichfest zusammenklopfen. Da müssen wir sauber recherchieren. Sonst fliegt uns der Fall dermaßen um die Ohren.“ Er klopfte Wendt mit Zeigefinger und Mittelfinger auf die Brust.
    „Ja, Chef. Schon gut. Sie haben Recht.“
     
    Die KTU grub in der Koppel eine Ziege aus. Sie lag sicher noch nicht lange dort, womöglich erst ein paar Tage. Unter den Bäumen beim Bach fand man zwei Hunde. Die Tiere waren bereits stark verwest. An einer weiteren Stelle, an der der Leichenspürhund angeschlagen hatte, einen weiteren Hund und zwei Schafe. Auch diese Tiere wiesen einen fortgeschrittenen Verwesungszustand auf. Einem der Schafe war der Kopf abgetrennt worden. Er lag mit in dem Erdloch. Bei der Ziege hoffte die KTU, eventuell noch verwertbare DNA-Spuren sichern zu können. Alle Körper wurden in Leichensäcke verpackt und in die Gerichtsmedizin verbracht. Dort hatte Doktor Beisiegel das erste Mal in ihrer Karriere die Aufgabe Tiere zu obduzieren. In einem reellen Fall. Sicher war es keine Besonderheit auf einem Bauernhof tote Tiere zu finden. Doch gab es eine gesetzliche Regelung, die es den Viehbauern vorschrieb, die Kadaver entsorgen zu lassen. Hier kam erschwerend hinzu, dass es außer dem Pferd von Jennifer Dittmann momentan keine Tiere auf dem Hof gab.
    Gegen zwanzig Uhr beendeten Hell und sein Team die Untersuchungen auf dem Hof. Sie ließen die völlig aufgelöste Frau des Reitstallbesitzers zurück. Hell hatte zu ihrer Sicherheit eine Beamtin abgestellt, die die Nacht über auf die Frau aufpassen sollte. Auf dem Gelände des Hofes waren drei Löcher gegraben worden, die die Frau in ein noch viel tieferes emotionales Loch gestoßen hatten. Sie musste erfahren, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Lüge gewesen war. Ihr Mann war ein Perverser, oder wenn er es nicht selber war, dann hatte er jahrelang Kontakt zu Menschen gehabt, die es waren. Hinter ihrem Rücken hatte er das getan und damit ihr Vertrauen missbraucht. Die Trauer über den Verlust war einem Gefühl des Abscheus gewichen.
*
    Nach dem Gespräch mit Flottmann hatte Freddie Zylau eine Nacht bei einem Kumpel verbracht, bis der von der Fahndung nach ihm erfuhr. Dann hatte er ihn vor die Türe gesetzt. Freddie verfluchte ihn dafür. Er brauchte eine Unterkunft für die Nächte. Tagsüber war er in der Masse der Menschen der Stadt sicher. Er kaufte sich einen Nassrasierer und Haarfärbemittel. In einem Baumarkt erstand er eine Kette und ein Vorhängeschloss. Dann ging er zu Fuß zu der Werkshalle, in der sie die Fotos gemacht hatten. Es war jetzt neunzehn Uhr. Als er dort ankam, hörte er ein paar Betrunkene grölen. Flaschen flogen. Glas klirrte. Die Werkshalle war verlassen. Aber sie war einige Monate durch eine Sicherheitsfirma bewacht worden, da die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt waren. Daher war sie in einem sehr guten Zustand. Der jetzige Besitzer

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