Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
dunkelrot mit Gold gemustert. Frau Hesse bat sie in das Wohnzimmer. Aus der Küche beobachteten zwei neugierige Kinder die beiden Frauen. „Kinder, ich habe euch doch gesagt, bleibt in der Küche.“
Die Kinder gehorchten und die Köpfe verschwanden wieder. Auch dieses Zimmer war dunkel eingerichtet. Das einzig Moderne in dem Raum waren ein paar helle Jalousien, die vor allen Fenstern hingen. Das Zimmer roch muffig nach abgestandenem Rauch. Auf den altbackenen Eichenmöbeln lag ein Pelz aus Staub.
Meinhold nahm auf einem brauen, bereits verschlissen wirkenden Ledersofa Platz. „Sie fragten mich, ob es schlechte Nachrichten gäbe. Erwarten Sie schlechte Nachrichten?“
„Nein, eigentlich nicht. Nein. Das war nur so eine Floskel. Sie wissen schon, wenn die Polizei vor der Türe steht …“
„Wie ich eben schon sagte, geht es um Thomas Dempf. Ihre Tochter hat unseren Informationen zufolge dort Reitstunden genommen. Ist das so?“
„Ja, aber schon lange nicht mehr. Seitdem wir vor vier Monaten hier hergezogen sind, war sie nicht mehr dort.“
„Thomas Dempf taucht laut unseren Ermittlungen in der Zoophilenszene auf. Das heißt, er hatte Sex mit Tieren oder er hat Sex mit Tieren gegen Bezahlung auf seinem Hof möglich gemacht. Hat ihre Tochter mal etwas berichtet? Ist dort vielleicht etwas komisch gewesen?“
Frau Hesse rückte eine Zeitung auf dem Tisch gerade und musterte Meinhold.
„Oh mein Gott! Ich habe ja in der Zeitung gelesen, dass es so etwas gibt. Aber wenn es einen selber betrifft. Schlimm. Nein, meine Tochter hat nichts gesagt. Ihr ist wohl nichts aufgefallen.“
„Was ist mir ihrem Mann? Hat er ihre Tochter auch dorthin gebracht?“
„Ja, dann und wann. Aber eher selten.“
„Darf ich ihre Tochter selber befragen? Ich werde auch vorsichtig sein. Kinder sind oft empathischer als Erwachsene. Und sie bemerken Dinge im Unterbewusstsein, die sie dann gar nicht zuordnen können.“
„Nein, das wäre mir gar nicht Recht.“
„Es wäre aber sehr wichtig für die Ermittlung.“ Beide Frauen schauten sich lange in die Augen.
Frau Hesse stand langsam aus dem Sessel auf und schob kurz drauf ihre Tochter vor sich in den Raum.
„Das ist Frau Meinhold von der Polizei. Sie möchte dich etwas fragen.“ Die Kleine sah ihrer Mutter sehr ähnlich. Von ihrem Vater erkannte Meinhold nichts in ihrer Physiognomie.
„Hallo, ich bin Christina, und du bist Maria, stimmt‘s?“
„Ja. Ist was mit Papa?“
„Nein Maria. Es ist nichts mit deinem Papa. Es geht um Pferde, Maria. Du magst doch Pferde, oder?“
„Ja, ich mag Pferde ganz doll gerne“, sagte sie mit kindlicher Freude. Ihre Augen strahlten. Meinhold fiel erneut die Ähnlichkeit zur Mutter auf.
„Du hast Reitstunden gehabt. Auf dem Hof von Thomas Dempf. Stimmt‘s?“
„Ja, habe ich. Mein Pferd dort hieß Sternenvogel. Es war so lieb. Ich vermisse es so.“ Sie blickte zu ihrer Mutter.
„Sternenvogel. Was für ein schöner Name. Es ist sicher ein besonders schönes Pferd, wenn es so einen schönen Namen hat. Gab es dort denn auch andere Pferde?“
„Ja, es gab dort manchmal sehr viele Pferde, dann wieder viel weniger. Das war seltsam.“
„Wem gehörten denn diese Pferde? Weißt du das?“
„Nein, das weiß ich nicht. Ich kenne nur die Pferde, die immer dort waren. Und die, die sie geritten haben.“
„Und wurden diese anderen Pferde geritten, oder standen sie nur im Stall?“
„Ich weiß nicht, ich habe sie immer nur im Stall gesehen.“
„Maria, ich muss dich jetzt etwas fragen. Ist dir mal etwas aufgefallen dort, was dir komisch vorkam?“
Sie schaute Meinhold aufmerksam an. „Sie meinen außer den Pferden?“
„Ja.“
Maria wirkte plötzlich verlegen. Sie sah zu ihrer Mutter herüber. „Mäuschen, wenn Du etwas gesehen hast, dann sag es der netten Polizistin.“
„Es gab dort auch andere Tiere. Die waren auch plötzlich dort und auch plötzlich wieder weg. So wie die Pferde.“
„Andere Tiere?“
„Ja, niedliche Hunde waren dort. Ganz Wuschelige und noch klein. Und Schafe habe ich auch gesehen.“
„Maria, ich danke dir. Du hast uns sehr geholfen.“ Das Kind strahlte sie an und rannte aus dem Zimmer.
Meinhold wartete ab, bis sie außer Hörweite war. „Das deckt sich mit unseren Ermittlungen.“
Frau Hesse schaute sie fragend an. Doch Meinhold schwieg. Sie wollte keine Ergebnisse preisgeben.
Stattdessen fragte sie: „Was macht ihr Mann eigentlich beruflich?“
„Mein Mann war Ausbilder bei der
Weitere Kostenlose Bücher