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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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darstellen.“
    „Entschuldigen Sie, Frau Doktor, ich habe eine Schwester, deren Sohn nimmt Ritalin. In seiner Klasse sind es noch drei weitere Kinder. Bei einer Freundin ist es die Tochter. Die Kleine war so hibbelig, dass sie auch dieses Zeug nehmen muss. Die Einschläge in meiner persönlichen Umgebung sind recht nah und zahlreich. Finden Sie nicht?“
    „Das mag ja sein. Aber auf die breite Masse gesehen, ist es nicht so relevant.“
    „Mich interessiert nicht die breite Masse, mich interessiert mein Umfeld. Und dort sehe ich, dass die Überfrachtung mit Medien nicht gut für viele Kinder ist.“
    „ADHS ist ein Schlagwort geworden. Jeder Kinderpsychologe, der sich nicht wirklich mit seinem Patienten auseinandersetzen will, verschreibt Ritalin. Früher nannte man solche Kinder Zappelphilipp. Heute ist es ADHS. Es hat schon immer Kinder gegeben, die hyperaktiv waren. Das hat unsere Zeit vielleicht nur noch verstärkt und es gibt ein Modewort dafür.“
    „Ja, Sie sind klug, sie haben studiert. Aber so kommt es eben bei den Menschen an, die nicht ständig Kontakt zu den neuesten Zahlen haben.“
    „Oh, wenn Sie doch eine Schwester haben, die sich damit beschäftigt, weil sie involviert ist, dann könnten Sie doch auch Zugang zu den Zahlen haben, wie Sie es ausdrücken. Hilft man sich nicht gegenseitig unter Schwestern?“
    Meinhold wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als die Türe aufging und Hell das Büro betrat. Er setzte sich schnell hinter seinen Tisch. In der Hand hielt er eine dünne Aktenmappe.
    „Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich habe eben einen Report in die Hand gedrückt bekommen. Darauf sind die Namen der Menschen aufgeführt, die hier aus der Gegend Reitunterricht auf dem Hof von Dempf hatten. Es ist nur eine Handvoll. Die meisten sind Kinder. Wir hatten ja die Vermutung, dass es etwas Persönliches ist. Wenn es um Kinder ginge, dann wäre das ein Motiv. Kinder sind immer ein starkes Motiv.“ Er setzte sich.
    „Stimmt, das wäre eine Spur. Wollen wir die Adressen aufteilen?“, fragte Wendt.
    „Ja, es sind insgesamt neun Adressen beziehungsweise Namen. Jeder nimmt sich drei vor. Dann sind wir alle gegen Mittag wieder hier.“
    Meinhold, Wendt und Klauk nahmen sich die Zettel, teilten die Namen ein und verschwanden innerhalb der nächsten Minuten, nachdem Wendt dem Kommissar noch über die Ergebnisse seiner nächtlichen Recherche informiert hatte.
    Auf dem Zettel von Meinhold stand der Name Maria Hesse. Als sie das Büro verließ, warf sie Doktor Leck noch einen giftigen Blick zu. Sie fuhr mit dem Aufzug in die Tiefgarage, stieg in ihren Dienstwagen und fuhr los. Als sie auf die Straße kam, kramte sie die Sonnenbrille hinter der Sonnenblende hervor. Ihr Magen knurrte. In ihrem Kühlschrank gab es noch nicht einmal Milch für einen Kaffee, ein paar Flaschen Kölsch und eine Packung passierte Tomaten, die bereits abgelaufen war. Im Gemüsefach schrumpelte ein Zucchino vor sich hin. Meinhold hatte aufgehört zu rauchen. Damit sie nicht anfing aus Frust zu fressen, war der Kühlschrank leer. Seit fast drei Monaten hatte sie nicht mehr geraucht. Das Verlangen nach Nikotin war schon gemildert, die akute Verzweiflung des Entzugs war vorbei. Sie wusste, die Sucht würde bleiben. Immer.
    Sie beschloss sich einen Kaffee zu holen und hielt an einer Bude an. Dort holte sie sich einen Kaffee und ein belegtes Brötchen. Sie legte das Brötchen auf den Beifahrersitz. Dort lag der Zettel mit den Namen. Sie nahm ihn. Die Namen auf dem Zettel waren alphabetisch geordnet. Sie ordnete sie für sich anders und beschloss erst die am weitesten von Bonn entfernte Adresse zu besuchen. Die war dem ersten Tatort am nächsten. Es war die Adresse Hesses. Sie wickelte das Brötchen aus dem Papier, biss hinein und legte es wieder auf den Sitz. Meinhold trug an diesem Tag ihre grünen, halbhohen Converse-Chucks. Die waren wieder angesagt, jugendlich. Mit den stylischen Schuhen an den Füßen gab sie tüchtig Gas, als sie auf der Stadtautobahn war. Ihr Insignia Biturbo schnellte nach vorne. Es machte richtig Spaß dieses Auto zu fahren und sie genoss es. Meinhold konnte beinahe bis vor die Haustüre Autobahn fahren. Sie nahm die zweite Hennefer Ausfahrt, bog rechts ab, fuhr durch den Kreisel und bog die nächste links ab. Geradeaus über den nächsten Kreisel, dann rechts ab. Die Ampel stand auf Rot. Sie wartete, bis sie auf Grün umsprang, und fuhr noch einige Hundert Meter, bis ihr Navigationsgerät sie nach

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