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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Gesicht. „Nein, es ist eigentlich nicht von Belang. Nun ja, sie war eine Nutte und Sie haben sie dazu gebracht, meinen Vater umzubringen. Erinnern Sie sich?“ Er ließ Livré los und schlug ihn auf den Hinterkopf.
    Der schrie auf.
    „ Sie sind irre, Adelberg“, schrie er.
    „ Nein, ich bin völlig klar. Sie sind der Auftraggeber. Sie sind schuld am Tod meines Vaters“, presste er hervor.
    Adelbergs Stimme veränderte beim Sprechen ihren Klang.
    Tief. Hoch. Falsett.
    Livré überlegte fieberhaft, wie er die Situation zu seinen Gunsten wenden konnte. Adelberg war aufgewühlt, vielleicht wurde er auch unaufmerksam.
    In seinem Schreibtisch bewahrte er eine Waffe auf.
    Gelang es ihm, diese Waffe an sich zu bringen, würde sich das Blatt wenden.
     
    „ Was wollen Sie? Ein Geständnis? Ich schreibe Ihnen ein Geständnis! Ja, verdammt.“ Er wollte aufstehen, doch Adelberg stieß ihn rüde zurück.
    „ Ich brauche kein Geständnis von Ihnen, Livré“, schrie Adelberg.
    „ Was wollen Sie dann?“
    Adelberg ließ sich mit seiner Antwort fünf Sekunden Zeit. Er blickte dem Gegenüber fest in die Augen.
    „ Sie sollen sterben.“
    Er atmete wieder ganz ruhig.
    Genau in diesem Moment meldete sich sein Handy in der Jackentasche.
    *
    Du musst dich beeilen! Diesen Gedanken hatte Wendt wie ein Mantra im Kopf. Als er die Abfahrt Hardthöhe hinunterfuhr, schaltete er die Sirene aus. Das Blaulicht zuckte weiter durch die Nacht.
    Das Handy klingelte.
    „ Ja.“
    Es war Klauk. „Wo bist Du?“
    „ Gleich da.“
    „ Livré wohnt Hausnummer achtzehn. Der Wagen von Frau Limperich ist ein alter Astra-Kombi, blau. Kennzeichen BN-AZ 213. Warte auf uns. Denk an Christina!“
    „ Ja, schon gut. Danke“, sagte er und drückte den Kollegen weg.
     
    Typisch Klauk. Immer besorgt. Rechts neben ihm tauchte der Telekom-Dome auf. Von dort war es nur noch ein Katzensprung bis in die Weimarer Straße. Er bog links ab, fuhr zweihundert Meter weit über den Brüser Damm, dann bog er scharf links ab in die Hallestraße. Die nächste Straße links ab war schon die Weimarer.
    Er schaltete das Blaulicht aus, fuhr im Schritttempo weiter. Das GPS-Gerät zeigte nur noch ein paar Meter an. Die Straße war bis auf ein paar parkende Autos leer.
    Kein SEK, kein Opel Insignia. Er war der Erste hier.
    Langsam rollte der Mercedes hinter einem geparkten Golf aus. Er schaltete das Licht aus.
    Überlegte. Du musst die Lage sondieren. Das darfst Du tun. Dagegen kann Hell nichts haben.
    Flink schaltete er den Motor aus, rannte über die Straße und blieb vor einem Einfamilienhaus stehen.
    Ein leises Piepen.
    Hier war es. Hausnummer achtzehn.
    Hier wohnte Jakob Livré.
    Wendt zog seine Waffe und entsicherte sie. Langsam ging er die schmale Auffahrt hinauf.
    Er atmete schnell.
    Bleib ruhig. Nicht an den Horrorraum denken!! Du brauchst einen kühlen Kopf. Er atmete kurz durch, dann schlich er weiter.
    *
    „ Handlungen haben Konsequenzen! Raten Sie mal, wer das immer gesagt hat? Es gibt Konsequenzen, die auch noch Auswirkungen auf spätere Generationen haben. So ist es. Sehen Sie, daher bin ich jetzt hier.“
     
    Ingo Adelberg saß Livré gegenüber. Er klopfte sich mit Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand gegen die Stirn.
    „ Sie sagen ja nichts mehr, Professorchen. Was ist?“
    Das Licht aus der Küche fiel auf das Gesicht des Professors. Das Blut auf der Stirn begann zu trocknen.
    Seine Hände waren gefesselt. Mit Panzerband. Adelberg wollte auf Nummer sicher gehen. Es war nicht seine Wohnung. Wer weiß, wo Livré Waffen versteckt hatte. Daher hatte er ihn gefesselt. Der schmächtige Körper des Professors konnte ihm nichts entgegenstellen. In dem Moment erreichte ihn eine weitere SMS. Er antwortete.
    Dann suchte er die Wohnung ab. Im Schreibtisch fand er eine geladene Pistole. Die lag nun auf seinem rechten Bein.
     

    „ Sie wollen mich töten. Dann quatschen Sie nicht mehr lange rum. Tun Sie es! Schießen Sie!“ Der Professor hob seine gefesselten Arme und ließ sie auf die ebenfalls gefesselten Beine fallen.
    „ Warum? Ich habe Zeit. Bis die Polizei hier sein wird, habe ich noch genug Zeit ihnen das Licht auszupusten. Nein, da ist etwas, was mich beschäftigt. Nein, nicht nur beschäftigt. Es macht mich geradezu kirre. Warum? Warum haben Sie meinen Vater umbringen lassen?“
    Livré schwieg.
    „ Sie hatten nicht vor, etwas zu gestehen. Stimmt‘s? Sie hatten gehofft, so an die Waffe zu kommen. Damit wollten sie mich erschießen. Notwehr.

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