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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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keinen Ermittler gebrauchen, der unter Schock steht. Hast Du verstanden, Jan-Philipp. Es ist nur zu deinem Schutz.“
    Hell ließ sich nicht erweichen. Klauk legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „ Mit einem Schock ist nicht zu spaßen“, sagte er mitfühlend.
    Alles wollte Wendt hören, bloß kein Mitleid.
    Vorwürfe? Machte er sich Vorwürfe?
    Nein.
    Es war normale Polizeiarbeit. Sie durchsuchten ein Haus. Es fehlte eine Geisel. Sie war vielleicht in Lebensgefahr.
    Wäre Walters auch zu Tode gekommen, hätte er diese Türe nicht geöffnet? Ja!
    Genau das war der Plan von Adelberg gewesen. Den Arzt zu töten. Aber nicht mit der eigenen Hand. Deshalb hatte er diese Konstruktion gebaut. Er wollte einen der Beamten dafür verantwortlich machen.
    Dass es ihn getroffen hatte, war ein Zufall. Es hätte einer der SEKler sein können. Ebenso Klauk oder Hell, oder Rosin.
    Dafür hasste er Adelberg.
     

    Wendt verstand ja, dass Hell ihn bloß schützen wollte. Doch ihn jetzt aus dem Fall abzuziehen, bloß weil er einen Schock erlitten haben sollte, das empfand er als unfair.
    Die Ampel vor ihm sprang auf Rot. Er ging in die Eisen. Der Mercedes bremste schneller ab, als sein eigener Mazda. Sein Handy, was auf dem Beifahrersitz lag, flog gegen das Armaturenbrett und landete im Fußraum.
    Wendt fluchte.
    Er lockerte den Sicherheitsgurt und fingerte nach dem Telefon.
    Wo war das Teil?
    Er griff unter den Sitz. Dort lag es.
    Hinter ihm hupte jemand. Die Ampel war auf Grün gesprungen. Er legte das Handy zwischen seine Beine und gab Gas.
    Der Wagen, der ihn angehupt hatte, wurde schnell kleiner im Rückspiegel.
    Wendt war schneller als erlaubt.
    Wenn er ehrlich war, hätte er Hell am liebsten verflucht.
    Plötzlich brummte es zwischen den Beinen.
    Vibrationsalarm.
    Eine SMS.
    Er hob das Handy hoch und las die Nachricht; traute aber seinen Augen nicht.
    „ Bist Du ein Bulle?“, stand dort.
    Wer sollte das sein? Etwa Adelberg? Sein Handy war doch aus. Und wenn er es einschaltete, verriet er sich.
    „ Ja!“, antwortete er.
    Er hielt das Handy hoch und hielt vor der nächsten roten Ampel erneut. Wendt war auf der B9 unterwegs Richtung Reuterstraße.
    Sekunden bangen Wartens.
    Erneut der Vibrationsalarm. Wendt lief es kalt den Rücken herunter.
    Mit zittrigen Fingern öffnete er die SMS.
    „ Dann komm her, wenn Du dich traust, Bulle! N50° 42' 10" E07° 03' 38".“
    Adelberg!
    Wer sonst sollte mit Koordinaten um sich werfen?
    Wendt hatte schon überlegt, das Handy anpeilen zu lassen. Aber so war es ja noch einfacher.
    Warum tat Adelberg das?
    War sein Ego so groß?
    Er drückte auf Weiterleiten. In die oberste Zeile fügte er die Handynummern von Klauk, Hell und Rosin ein.
    Abschicken.
    Sein Herz klopfte, er spürte, wie die Adern im Hals hervortraten.
    Er überlegte, was er tun sollte? Brav ins Präsidium fahren. Auf eigene Faust losfahren? Gegen Hells ausdrücklichen Befehl?
    Seine Entscheidung fiel sekundenschnell.
    Adelberg hatte zu ihm Kontakt aufgenommen, also musste er auch reagieren.
     

    Wo war das GPS-Gerät? Wendt überlegte. Hell hatte es in den Kofferraum gelegt. Er schaltete die Warnblinkanlage an und stoppte den Mercedes rechts. Sofort flog ebenfalls das Blaulicht auf das Dach. Damit keiner auf falsche Gedanken kommen würde. Von wegen, wer parkt den hier mitten auf der Straße?
    Die Kofferraumklappe flog zu, Wendt sprang hinter das Lenkrad, schaltete das Martinshorn ein. Im Fahren tippte er die Koordinaten ein.
    Brüser Berg.
    „ Dort bist Du also, du Mistkerl!“, murmelte er vor sich hin.
    *
    N50° 42' 10" E07° 03' 38"
    Rosin staunte nicht schlecht, als bei ihr, Klauk und Hell gleichzeitig die Handys klingelten.
    Sie saßen in ihrem Opel, wollten gerade losfahren.
    „ Eine SMS von Jan-Philipp. Weitergeleitet“, sagte sie stockend und begriff, was diese Nachricht bedeutete.
    „ Die ist von Adelberg. Er hat die Ratte aus dem Loch gejagt.“
    Oliver Hell schaute gar nicht erst auf sein Handy, er war sicher, dieselbe Nachricht erhalten zu haben.
    Sofort tippte er die Nummer des SEK auf Kurzwahl.
    „ Hell. Sofort Einsatz unter folgenden Koordinaten: N50° 42' 10" E07° 03' 38". Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dort der Entführer zu finden.“
    Der SEK-Leiter murmelte etwas. „Bitte wiederholen Sie die Koordinaten, Herr Kommissar.“
    Hell diktierte dem Kollegen die Zahlen und kümmerte sich nicht weiter um die Antipathie, die im Tonfall des Einsatzleiters mitschwang.
     
    „ Wo ist das? Unser GPS-Gerät

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