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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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lohnte sich hier eine Entführung.
    Gerade kamen die Techniker mit ihren Koffern an. Sie würden eine Fangschaltung einrichten. Der große Esstisch sollte dafür zweckentfremdet werden. Im Moment würde dort sowieso niemand sitzen. Hell bat die Kollegen, solange zu warten, bis die Tatortermittler dort die Spuren gesichert hatten. „Wir müssen bereit sein, wenn jemand anruft“, sagte einer der Kollegen. „Dann soll einer der Kollegen eben die Abdrücke nehmen und Fotos machen. Tragen Sie das bitte weiter“, sagte er. Musste er sich jetzt auch noch darum kümmern? Wenn das eingespielte Team von Wrobel nicht am Tatort war, ging schon mal alles Drunter und Drüber. Der Mann von der KTU sagte etwas. Hell überhörte seinen Kommentar.
    Der Notarzt, der vorsichtshalber für die Hauswirtschafterin gerufen worden war, zog unverrichteter Dinge wieder ab.
    Hell blickte aus dem Fenster mit den weißen Sprossen. Er sah dem Arzt hinterher. Der erste Journalist stürzte sich direkt mit seinem Mikro auf den Mann. Der ließ ihn aber stehen. Schweigend stieg er in seinen Dienstwagen und fuhr los. Hell hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu Presse. Er schaute, ob er einen bestimmten Journalisten ausmachen konnte. Nein, der war nicht zu sehen.
    Wer weiß, er würde vermutlich wieder ein Statement abgeben müssen. Auch wenn es nur so viel besagte, dass er nichts sagen könnte, da es sich um eine laufende Ermittlung handelte. Egal was er sagen würde, es würde eh wieder anders in der Zeitung stehen. Das kannte er bereits.
    „ Kann ich nachher auch mal mit der Frau sprechen?“, sagte er im Vorbeigehen zu Lea Rosin. Die nickte nur und machte sich Notizen von dem, was die Frau ausgesagt hatte.
    „ Ich habe im Schlafzimmer der Frau nachgesehen. Es sieht so aus, als wäre sie heute noch hier gewesen. Das Bett war zerwühlt. Auch im Badezimmer gibt es Spuren. Das Waschbecken ist noch nicht trocken“, sagte Klauk, der gerade die Treppe herunter kam.
    „ Danke, fragst Du bitte die Hauswirtschafterin, ob sie so nett ist und nachschaut, ob Sachen fehlen? Kleidung. Schuhe. Das Übliche? Bitte, ja?“
    „ Sicher“, näselte Klauk. Er tupfte sich einen Tropfen von der Nase.
    Hell schoss ein wirrer Gedanke durch den Kopf. Du hättest Hersteller von Taschentüchern werden sollen. Mindestens einmal im Jahr machten die richtig Umsatz, wenn die Grippewelle durch das Land schwappte. Später auch, wenn die ganzen Allergiker von Pollen gequält wurden. Doch war er weder Hersteller von Taschentüchern, noch war er geplagter Allergiker.
    Er war Leiter einer Ermittlung. Daher machte er sich auf und schaute sich in der Küche um. Hier arbeiteten ebenfalls einige Tatortermittler. Er ging weiter.
    Welchen Zusammenhang gab es zwischen Olbrichs, einem Beerdigungsunternehmer und der Witwe eines Bonner Fabrikanten? Hell war froh, dass er sich dieses Mal voll und ganz auf den Fall konzentrieren konnte. Trotzdem hatte er keine Ahnung, was der Entführer mit seinen Fotos und seinen GPS-Koordinaten für ein Spiel spielen wollte. Gab es überhaupt einen Zusammenhang zwischen den Entführten? Ein Mann und eine Frau. Beide waren über sechzig. Da hörte es aber schon mit den Gemeinsamkeiten auf.
    Er sah, wie sich jemand unter dem Absperrband hindurchduckte. Der Jemand war Gauernack. Innerlich prallte Hell ein Stück zurück. Der hat mir noch gefehlt, dachte er. Mit schnellen Schritten kam der Staatsanwalt die Treppe hinauf. Er streifte sich die Füße auf der Matte ab. Als er Hell in der Türe zur Küche stehen sah, kam er sofort auf ihn zu.
    „ Was haben wir hier, Hell?“
    „ Wir müssen von einem Entführungsfall ausgehen“, antwortete Hell möglichst sachlich, „Die Zugehfrau der Hausherrin ist sicher, keinen Termin zu verpassen. Und der heutige Termin ist wohl seit Jahren fix.“
    „ Aha“, sagte der Staatsanwalt kurz, und zog Hell am Ärmel in einen Flur, wo keiner seine Worte mithören konnte.
    „ Hell, ich möchte Ihnen eines ganz klar sagen. Das war das letzte Mal, dass sie mich so reingerissen haben. Passiert Ihnen auch nur noch der geringste Fehler, spieße ich ihren Kopf auf, und trage ihn persönlich durch ganz Bonn. Haben wir uns verstanden?“
    Oliver Hell hatte mit einer feindseligen Reaktion Gauernacks gerechnet. Aber dass sich sein direkter Vorgesetzter soweit aus dem Fenster hing und persönlich wurde, damit hatte er nicht gerechnet. Trotzdem ließ er solch eine Drohung nicht unkommentiert.
    „ Herr Staatsanwalt, was sagt wohl Frau

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