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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Aber ja“, sagte die Frau, deren Name Heike Böhm war, „Ich untersuche das Foto, mein Kollege übernimmt alle weiteren Untersuchungen. Haben Sie den Brief dabei?“
    Hell nickte und gab ihr den Asservatenbeutel, der den Brief enthielt.
    „ Na dann mal los“, sagte Kirsch und öffnete den Beutel. Sein Blick fiel auf den Gefrierbeutel, den Klauk noch in der Hand hielt. „Ist das der neue Fund?“
    Klauk hob den Beutel hoch. „Ja, eine Kondomverpackung ist darin. Was sich darin verbirgt, wissen wir nicht. Wir hielten es für besser, ihn nicht zu öffnen.“
    „ Gut so“, sagte Frau Böhm, „Geben Sie mir bitte den Beutel. Ich möchte das Foto untersuchen.“
    Es herrschte eine Spannung wie in einem Ameisenhaufen, in den ein kleiner Junge einen Stock gesteckt hat. Jeder spürte, dass es jetzt um etwas Besonderes ging. Mit Schrecken erwartete Hell die Botschaft von der erneuten Entführung. Er beobachtete Heike Böhm, die vorsichtig den Beutel öffnete. Sie nahm mit ihren weißen Handschuhen das Foto heraus, legte es vor sich auf den Tisch. Es zeigte eine Frau, oder besser gesagt, die Augenpartie einer Frau. Der Rest des Gesichtes war verdeckt. Silbern schimmerte das Panzerband, das ihr in dicken Schichten um den Mund und die Stirn gewickelt worden war. Ihre Augen waren vor Schrecken geweitet.
    Heike Böhm hielt einen Augenblick inne, ließ sich einen Moment von dem Anblick gefangen nehmen.
    „ Es zeigt eine Frau“, sagte sie, nicht nur als Information für die umstehenden Beamten, sondern auch um sich selbst an ihre Arbeit zu erinnern.
    „ Sie hat Angst und sie sieht nicht mehr jung aus“, sagte Klauk, nachdem er ihr über die Schulter gesehen hatte.
    „ Das würde ja zum ersten Opfer passen“, sagte Hell und fasste sich an die Wange, „Klauk, Rosin, lassen wir die Leute ihre Arbeit machen. Tun wir die Unsere. Kommt.“
    Hell wollte in seinem Büro sein, wenn die Nachricht über die erneute Entführung eintrudelte. Er war sicher, es würde nicht lange auf sich warten lassen. Er sollte Recht behalten.

Kapitel 4
    Ein Polizeipräsidium. Ein Ort, an dem sich immer Kontrahenten trafen. Die, die auf der Seite des Gesetzes, und die, die es vorgezogen hatten, auf der anderen Seite zu stehen. Dazwischen gab es noch die vielen Zeugen, Sachverständigen, Juristen, Verteidiger und normale Menschen, die etwas anzuzeigen hatten. In einem Polizeipräsidium war immer Bewegung. Tagsüber, aber auch nachts. Oder so wie jetzt an einem Vormittag, als in Hells Büro Klauk und Rosin saßen und warteten. Die Polizeidienststellen im Bonner Stadtgebiet waren angewiesen, sobald es eine Meldung über eine vermisste Person gab, sofort Kommissar Hell zu kontaktieren.
    Die erste Meldung betraf einen verschwundenen Jungen. Mitten im Satz klingelte es. Die Drei schauten sich an. Hell nahm das Mobilteil in die Hand, hörte zu und bedankte sich. Dann erklärte er dem Beamten, sie würden auf eine entführte Frau spekulieren.
    Früher wäre er nie auf die Idee gekommen, einen Anruf auf diese Art abzuwimmeln. Kopfschüttelnd sah er Klauk und Rosin an.
    „ Ein Junge wird vermisst“, sagte er.
    „ So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Wir wissen, dass ein Verbrechen passiert und warten auf die passende Meldung. Und ein vermisstes Kind darf uns nicht interessieren. Ich fange jetzt schon an, diesen Fall nicht zu mögen.“ Seine nasale Stimme konnte den unerquicklichen Inhalt nicht überdecken. Aber er hatte Recht.
    „ Hat eigentlich schon mal jemand darüber nachgedacht, dass es vielleicht noch einige Tage dauern kann, bis jemand diese Frau vermisst?“, fragte Rosin.
    Hell fühlte sich plötzlich unbehaglich.
    „ Eines steht fest: Er hatte bisher ein perfektes Timing, unser Entführer. Ich denke, auch in diesem Fall wird er es sicherstellen, dass man die Entführung zeitnah bemerkt. Das gehört zu seinem Plan“, sagte Klauk. Nach dem langen Satz musste er husten.
    „ Du kennst seinen Plan, Sebi?“, fragte Rosin und schaute erstaunt zu ihm herüber.
    „ Versteh mich richtig, ich denke, er benutzt uns. Es würde nicht passen, wenn wir tagelang untätig sein würden. Er hat einen Plan. Warum würde er uns sonst vorab informieren?“
    Diesmal nahm er ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. Er steckte das Taschentuch in seine Hosentasche.
    „ Du hast Recht Sebi, sobald wir wissen, wer die Frau auf dem Bild ist, kontaktiere ich Franziska. Je früher wir uns Beistand holen, desto schneller haben wir eine Spur. Was auch immer er

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