Oliver Hell - Das zweite Kreuz
trottete Gauernack ihr hinterher. Sie schloss die Türe betont leise. Hell konnte keine Details hören, doch schienen sich keine Lobeshymnen auf den Staatsanwalt zu ergießen. Die Stimmen entfernten sich.
Hell widmete sich dem Brief. Er gab die Koordinaten ein, so wie er es bei Klauk gesehen hatte. Schnell hatte er ein Ergebnis. Die Koordinaten wiesen das Forsthaus Venne als nächstes Ziel aus. Das Forsthaus lag westlich von Bad Godesberg. In der Nähe des Kottenforstes.
Eine Viertelstunde später waren Klauk und Rosin auf dem Weg. Hell hatte sie kurz gebrieft. Klauk hatte auf die Nachricht, dass es nun einen offiziellen Fall gab, mit einem kurzen Lachen reagiert.
„ Hat Gauernack eins hinter die Hörner bekommen?“, fragte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. Rosin schaute ihn kurz von der Seite an.
„ Ja, hat er wohl. Wir sind jetzt offiziell dran an dem Fall, der keiner war.“
„ Jetzt ist es einer“, hatte Klauk gesagt und auf den Bildschirm gestarrt. Mit den Koordinaten war er vertraut.
„ Forsthaus Venne. Da bin ich früher immer mit meinen Eltern spazieren gegangen. Ich hole die Kamera, dann sind wir auf dem Weg. Du kommst mit, Lea?“
„ Ja, sicher. Wenn ich darf“, sagte sie und schaute Hell an. Der gab grünes Licht mit einem kurzen Kopfnicken.
Unterwegs hatte sie gefragt: „Du bist früher mit deinen Eltern spazieren gegangen? Hast Du das gerne getan? Ich fand Spazierengehen immer langweilig.“
„ Ich auch“, antwortete Klauk wieder knapp. Er erinnerte sich daran, dass sie beim letzten Mal auch schon eine Frage nach seinen Eltern gestellt hatte. War da eine Methode hinter? Klauk schwieg. Rosin bemerkte es.
In weiser Voraussicht hatte Klauk sein privates GPS-Gerät dabei. Damit würde er den Punkt schneller orten können. Als sie auf der Venner Straße angelangt war, schaltete er es ein. Bei der Einfahrt zum Forsthaus parkten sie den Golf. Es schneite nicht. Doch lag eine geschlossene Schneedecke. In der Einfahrt gab es mehrere Reifenspuren. Klauk machte Fotos davon. Der Absender der Briefe musste auch hier angekommen sein. Wenn er es richtig sah, waren es drei PKW und ein LKW. Er steckte den Objektivdeckel auf die Kamera, schwang sie auf die Schulter und nahm das GPS-Gerät aus der Jackentasche. Es waren nur noch wenige Meter. Klauk bewegte sich. Das Gerät reagierte. Jetzt wusste er, wohin er zu gehen hatte. Rosin folgte ihm. Drei Meter weiter zeigte es genau die Koordinaten an, die auf dem Zettel standen. Ein Piep-Ton. Er schaute sich um.
Nichts.
Auf dem Boden lag nur Schnee. Keine Spuren, nicht einmal die eines Kaninchens waren zu sehen. Klauk sah sich um. Vielleicht arbeitete das Gerät des Entführers weniger genau.
„ Was ist?“, fragte Rosin.
„ Die Koordinaten stimmen, aber hier ist nichts. Schnee liegt seit einigen Tagen. Hätte er hier gegraben, würde man es sehen.“
„ Aber nur, wenn es wieder eine Kiste ist. Sollte es kleiner sein, sieht man es vielleicht nicht.“ Mit diesen Worten kniete sie nieder und fegte vorsichtig den Schnee von dem Punkt, den Klauk als die Stelle bezeichnet hatte. Nachdem sie eine Fläche von einem halben Quadratmeter vom Schnee befreit hatte, zeigte sich darunter eine Plastiktüte. Ganz vorsichtig beseitigte sie den letzten Schnee. Vor ihnen lag eine Plastiktüte, in der etwas vor dem Schnee geschützt werden sollte. So wie ein Gefrierbeutel.
Klauk machte ein Foto von der Stelle. „Sehr gut, Lea. Du hattest Recht. Ich hätte wieder nach einer Kiste Ausschau gehalten.“
„ Ich lerne schnell“, sagte sie, und hob den Beutel an, nahm ihn auf. Der Beutel schwebte zwischen Klauks und Rosins Augen.
„ Da ist ein Kondompäckchen drin und wieder ein Foto“, sagte sie.
„ Kannst Du erkennen, was drauf ist? Machst Du es auf?“, fragte Klauk.
„ Nein, wir lassen den Beutel besser zu. Sonst verdirbt die Feuchtigkeit noch etwas.“ Rosin hockte noch vor Klauk im Schnee. Sie biss sich auf die Unterlippe.
„ Wir bringen ihn direkt in die KTU. Sicher ist sicher“, sagte er mehr zu sich als zu seiner Kollegin.
Klauk holte sich sofort Hell ans Telefon. „Ja, Chef, wir haben was. Treffen wir uns in der KTU?“
Hell informierte Wrobel. Als Rosin und Klauk durch die Türe zum Labor der Tatortermittler kamen, wartete er schon auf glühenden Kohlen.
„ Können wir sofort loslegen?“, fragte er ungeduldig. Wrobel hatte bereits Kirsch und eine weitere Kollegin abgestellt, um die anstehenden Untersuchungen sofort auszuführen.
„
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