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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Hansen zu solchen Worten? Wäre interessant zu hören, denken Sie nicht?“
    Er ließ den Mann im Halbdunkel des Ganges stehen. Im Vorbeigehen sah er die Adern, die aus der Stirn des Staatsanwaltes herausgetreten waren. Er ging aus dem Haus, die Treppe hinunter und bog scheinbar ruhig nach links ab in den Garten. Was auch besser war, sonst hätte er sich noch hinreißen lassen, ihm eine aufs Maul zu hauen. Oberstaatsanwältin Hansen hatte wohl unmissverständliche Worte gefunden, um ihren Kollegen zu maßregeln. Sonst wäre er nicht auf einhundertachtzig. Was würde er jetzt dafür geben, eine Zigarette zu rauchen. Er hob seine rechte Hand und sah, wie er zitterte.
    „ So ein Arschloch! Er rührt den Mist, weil er den Arsch nicht hochkriegt und jetzt droht er mir!“, fluchte Hell laut vor sich hin. Er atmete dreimal tief ein. Beruhige dich, dachte er. Konzentrier dich auf deine Arbeit. Lass den Kerl ausflippen, der erledigt sich von alleine. Hoffentlich.
    Wie automatisch wanderte sein Blick den Kiesweg entlang, der vom Haus zum Hintereingang der Garage führte. Etwas erregte dort seine Aufmerksamkeit. Keine drei Meter entfernt lag auf dem weißen Kies ein weißes Tuch. Unschuldig. Er ging vier Schritte und bückte sich. Schon aus einem halben Meter roch er, was er schon vermutet hatte. Chloroform. Er ließ es vorerst liegen. Etwas anderes war wichtiger.
    Die Türe zur Garage stand offen. Er zog seine Waffe und ging langsam näher. Mit dem Fuß öffnete er die Türe ein Stück weiter, sah hinein. Es standen zwei Fahrzeuge darin. Ein Mercedes der A-Klasse und ein weitaus älteres Fahrzeug. Doch interessierte Hell das nicht. Hier roch es ebenfalls nach Chloroform. Er schlüpfte auf den A-Benz zu, öffnete die Fahrertüre. Er suchte nach dem Hebel, mit dem man den Kofferraum öffnen konnte. Schließlich fand er ihn. Die Heckklappe öffnete sich. Er hastete zum Heck des Autos.
    Leer. Gottseidank. Oder auch nicht. Je nachdem, wie man es nahm. Er steckte die Waffe weg.
    Wieso roch es hier nach Chloroform? Er hatte vermutet, dass die Entführung vielleicht gescheitert war und der Entführer sein Opfer im Auto abgelegt hätte. Warum lag das Tuch draußen auf dem Kies? War er auf dem Weg von der Garage zum Haus über sein Opfer hergefallen? Oder genau anders herum? Was hatte Frau Lindemann in der Garage zu suchen, wenn sie doch ihre Zugehfrau erwartete? Hatte sie etwas aus dem Auto geholt? Wenn ja, wo war es? Was war es?
    Mit all diesen Gedanken kehrte er zurück ins Haus. Nachdenklich stand er vor der Treppe, die Hand an seiner Schläfe, so wie einst Peter Falk als Inspektor Columbo.
    „ Was ist los, Chef?“, fragte Klauk, der gerade aus dem Wohnzimmer kam.
    „ Komm mit, das zeige ich dir. Hast Du eine Kamera und Foto-Nummern dabei?“
    „ Nein.“
    „ Dann hol einen von der KTU, der Fotos machen kann“, sagte Hell unwirsch, ich habe was im Garten entdeckt.“
    Einige Minuten später war eine ganze Horde weißgekleideter Tatortermittler im Garten und in der Garage unterwegs. Blitzlichter zuckten in der Garage.
    Hell und Klauk warteten auf dem Kiesweg. Eine Minute später kam ein Mann mit einem Asservatenbeutel aus der Garage. Darin war ein Behälter aus Kunststoff.
    „ Chloroform“, sagte der Tatortermittler, „Keine Aufkleber, die Herkunft lässt sich wenn, dann nur über die Zusammensetzung identifizieren.“
    Er nahm den Beutel wieder an sich, nachdem Hell einen Blick drauf geworfen hatte.
    „ Also Klauk, der Behälter lag in der Garage. Das Tuch auf dem Weg zwischen Haus und Garage. Die Preisfrage ist: was ist passiert?“
    Klauk griff in seine Tasche und holte ein Taschentuch hervor.
    Nachdem er sich geschnäuzt hatte, sagte er: „Eins ist vor allem merkwürdig. Hier auf dem Grundstück liegt so gut wie kein Schnee. Schau dich um Chef, überall in den Nachbargrundstücken liegt Schnee.“
    „ Was willst Du damit sagen?“
    „ Keine Ahnung, Du hast mich gefragt, was wir hier haben. Ist mir nur aufgefallen.“
    „ Es würde bedeuten, dass hier jemand den Schnee weggefegt hat? Auf dem Kies? Wer tut so etwas?“ Hell drehte sich auf der Stelle und spreizte seine Arme ab wie ein Pinguin.
    „ Ein extrem vorsichtiger Mensch, der keine Spuren hinterlässt.“
    „ Zurück zum Chloroform“, sagte Hell.
    „ Er hat das Zeug sicher mitgebracht, was sonst?“
    „ Und warum lässt ein so unglaublich vorsichtiger Mensch, der den Schnee von einem Kiesweg fegt, eine Chloroformflasche liegen? Nein, das passt nicht,

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