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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Nervenzusammenbruch erlitten und befand sich nun zur Behandlung in einer Klinik. Daher stand sie für weitere Befragungen erst einmal nicht zur Verfügung. Die Ermittlungen liefen zäh bis stockend.
    Donnerstagmorgen um halb neun saßen wieder alle zusammen im Besprechungszimmer. Die Stimmung war angespannt. Das drohende Thema des bevorstehenden Umzugs auf die andere Rheinseite stand im Raum.
    „ Hier bleibt dann eine Wache bestehen“, sagte Hell, der sein Wissen bei einem schnellen Kaffee am Morgen im Flur mit einem Beamten von der Drogenfahndung ergänzt hatte.
    „ Da sehe ich aber auch keinen einzigen nützlichen Grund. Was hilft uns ein großes Büro, wenn wir auf der anderen Rheinseite hocken?“, sagte Klauk.
    „ Wir können lamentieren, wie wir wollen“, antwortete Hell. Er stand auf und schaltete das Licht im Raum aus. „Das haben die mal wieder über unsere Köpfe entschieden. Uns fragt ja niemand. Wie müssen nur Ergebnisse vorweisen.“ Hell war ebenso verärgert wie auch seine Kollegen.
    „ Ja, schlaue Köpfe, die den Überblick haben. Nicht solche Idioten wie wir kleinen Bullen“, sagte Klauk.
    „ Die Entscheidung liegt bei der obersten Polizeibehörde. Mich ärgert es am meisten, dass diese unsägliche Diskussion uns jetzt mitten in diesem Fall trifft. Es kann sein, dass die ersten Dezernate schon übernächste Woche umziehen werden. Aber wir haben den Fall vor der Brust. Was gibt es Neues?“
    Hell klopfte mit beiden Händen auf den Tisch.
    „ Ich habe eben mit der KTU telefoniert. Die haben den Staub von dem Mercedes analysiert. Es ist Staub, der nicht aus der Garage stammt. Er hat Beimischungen von Silikatstaub und enthält Spuren von Baumwolle.“
    „ Wo kommt so etwas denn vor?“, fragte Hell.
    „ Das habe ich ihn auch gefragt. Seib hat gesagt, dass Silikatstaub gegen Insekten eingesetzt wird. Das Mittel ist wirksam gegen Schädlinge wie zum Beispiel Silberfische, Kellerasseln, Küchenschaben, Staubläuse und Milben. Es kann frei im Handel erworben werden. Eingesetzt wird es auch gegen Schadinsekten wie Käfer, Ameisen, Vogelmilben oder Flöhe. Seib vergleicht die Proben aus der Garage mit den Proben aus dem Handel. Was allerdings eine Weile dauert, sagte er.“
    „ Wie hat er den Staub so gleichmäßig auf den Mercedes praktiziert?“
    „ Seib hat eine Idee dazu, die er allerdings nicht beweisen kann. Der Täter könnte Kenntnisse aus der Filmbranche haben. Dort wird öfter mit kleinen Kanonen gearbeitet, die Dinge einstauben, damit sie so aussehen, als wäre es eine gewachsene Staubschicht. Das hat ja jeder schon einmal gesehen in einem Film.“
    „ Achja?“, frage Klauk mit einem breiten Grinsen, „Habe ich das?“
    „ Doofmann.“
    Als Strafe musste er direkt wieder niesen.
    „ Ist der Entführer ein Schädlingsbekämpfer, der in der Filmbranche tätig ist? Gibt es so jemanden wirklich?“, fragte Hell.
    Klauks Nase triefte. Er wollte etwas sagen, wurde aber von einem neuen Nieser unterbrochen.
    „ So etwas machen Effekt-Spezialisten. Oder Bühnentechniker. Der Silikatstaub kann per Zufall beigemischt worden sein“, sagte Klauk.
    Rosin musste lachen, weil er sich wirklich lächerlich anhörte.
    „ Ja, lach Du nur. Wenn ich Christina sehe, dann bringe ich sie um!“
    „ Du musst dir ein paar bessere Abwehrkräfte zulegen“, sagte Rosin.
    „ Meine Abwehrkräfte sind schon in Ordnung“, sagte er kleinlaut.
    „ OK, also haben wir einen Ansatzpunkt. Wo gibt es hier in Bonn eventuell Dreharbeiten? Frag bei den Requisiteuren im Theater nach. Für so eine Arbeit kann man keinen Staubsauger umdrehen. Finde raus, wie man das macht, Sebi“, sagte Hell.
    Klauk nicke und machte sich eine Notiz.
    „ Was haben wir sonst noch?“
    Klauk stand auf und ging zur Wand hinüber. Dort hatte er einige Stichworte an die Pinnwand geheftet. Ganz oben hing ein Zettel, auf dem handschriftlich der Name Rosalie Lindemann stand.
    Klauk hatte herausgefunden, dass Frau Rosalie Lindemann erst mit ihrer Heirat mit Herrn Lindemann in den Akten auftauchte. Vorher war die Frau nicht existent. Es gab weder eine Geburtsurkunde, noch eine Meldebescheinigung, keine Konten, keine Versicherungen, die sie vor ihrem vierundvierzigsten Lebensjahr abgeschlossen hatte.
    „ Diese Frau ist wie ein Geist aufgetaucht“, sagte er, „Wir werden nachher in die Villa fahren, um nach weiteren Unterlagen zu suchen.“
    Hell zog einen anderen Stuhl zu sich heran und setzte sich so, dass er die Wand auch im Blick hatte.

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