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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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sondern auch als Mensch.“
    „ Perfekt. Das haben Sie perfekt gemacht.“ Er lachte herzlich.
    „ Danke. Sie machen das aber auch sehr gut“, sagte Rosin, um ihm ein paar verbale Streicheleinheiten zu gewähren.
    „ Ja, ich bin nur für einen Kollegen eingesprungen, der das hier normal mit den Anfängern macht. Er ist irgendwie verschwunden. Seltsame Sache, dabei ist er immer die Zuverlässigkeit in Person.“
    Warum auch immer, Rosin wurde in diesem Moment hellhörig.
    „ Sie machen das ja sicher alle nebenberuflich. Da kann es ja sicher schon einmal vorkommen, dass man verhindert ist“, sagte sie spitzfindig.
    „ Ja, Ingo ist Archäologe. Aber wenn er ins Ausland geht oder sonst mit einer Grabung beschäftigt ist, sagt er vorher immer bescheid.“
    „ Archäologe? Das ist aber interessant. Ich kenne auch einen Archäologen. Wie heißt denn dieser Ingo mit Nachnamen?“ Sie tat harmlos, doch schlug ihr Herz gerade bedeutend schneller.
    „ Adelberg, Ingo Adelberg heißt er“, sagte Rath ohne Argwohn.
     

Kapitel 7
    Der Nebel kroch an diesem Morgen beinahe bis an den Fuß der Godesburg. Der Bergfried, ebenso wie die Kapelle war durch ein Gerüst verborgen. Von weitem sah es so aus, als wäre Christo in der Stadt gewesen und hätte das Wahrzeichen verpackt. Zusammen mit dem wabernden Nebel hatte die Silhouette der Stadt an diesen Morgen etwas Surreales.
    Die letzte Exhumierung auf dem Bad Godesberger Burgfriedhof lag so lange zurück, dass sich keiner der Friedhofsangestellten daran erinnern konnte. Vor allem war noch nie so viel Polizei anwesend.
    Mit einem orangefarbenen LKW der Stadt war am frühen Morgen ein kleiner Bagger herangeschafft worden. Der wartete jetzt samt Fahrer auf seinen Einsatz. Die Grabumrandung sollte beiseitegelegt werden. Dann konnte der Bagger mit seiner Arbeit beginnen. Staatsanwalt Gauernack und Oliver Hell waren schon vor Ort.
    In der Nacht hatte Hell kaum ein Auge zugemacht. Seine Gedanken kreisten um seine Erwartungen, die mal wieder enttäuscht worden waren. Um halb sieben traf er völlig übermüdet im Präsidium ein. Mit grauem Gesicht und unrasiert.
    Doch jetzt am Morgen musste er die Gedanken vertreiben. Jetzt galt es, eine Ermittlung weiterzuführen. Wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, trieben sich auch schon einige Reporter auf dem Friedhof herum. Daher hatte Hell die Anweisung gegeben, den Teil des Friedhofes großräumig abzusperren.
    Schon bevor er sich auf den Weg ins Präsidium gemacht hatte, erreichte ihn eine SMS von Lea Rosin. Was sie herausgefunden hatte, warf ein völlig neues Licht auf den Fall. Der Sohn des Mannes, den sie jetzt exhumieren würden, war ebenfalls Archäologe. Und er war offenbar verschwunden. Wenn man dem Mann Glauben schenken konnte, der diese Auskunft gegeben hatte. Das konnte zum jetzigen Zeitpunkt mehrere Gründe haben. Schlimmstenfalls war auch er ein Opfer des Entführers geworden. Oder er hatte etwas mit den Entführungen zu tun, war vielleicht sogar der Entführer.
    Oder es stellte sich heraus, dass alles völlig harmlos war und er keine Lust auf diese kindischen Geocaching-Spielchen mehr hatte, sich aber nicht traute, seinen Kollegen reinen Wein einzuschenken.
    Rosin war von Hell beauftragt worden, erneut zu Cornelia Adelberg zu fahren. Die Frau von Günther Adelberg kannte womöglich den Aufenthaltsort ihres Sohnes. Deshalb war Rosin auch nicht auf dem Friedhof.
     

    Klauk und Wendt standen ein paar Meter entfernt von Hell und Gauernack. Was ihnen nicht unangenehm war. Gauernack strahlte bereits wieder seinen unrühmlichen Charme aus. Sein Blick hatte etwas Vorwärtsgetriebenes an sich. Er murmelte ein paar kurze Anweisungen und die Arbeiter begannen mit der Exhumierung.
    Als sich der Bagger schon ein gutes Stück in die Erde gegraben hatte, rollte rückwärts ein Wagen der Gerichtsmedizin bis nahe an die Grabstelle heran. Sofort wurden einige mobile Sichtschutzwände aufgestellt, die mit weißen Laken die Szenerie verbargen. Damit wurde den neugierigen Reportern mit ihren Teleobjektiven die Möglichkeit genommen, Fotos zu schießen. Die Intimsphäre des Toten würde so gewahrt bleiben. Es war nicht anzunehmen, dass die sterblichen Überreste noch unversehrt in einem intakten Sarg vorgefunden wurden.
    Auf einem der noch laublosen, uralten Bäume, die in der Nähe standen, saß eine Krähe. Sie beobachtete aufmerksam das Treiben der Menschen. Der Geruch von frisch ausgehobener Erde zog über den Friedhof. Diesen Geruch

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