Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
zu seinem Schreibtisch zurückkehren.
Wendt hielt ihn an der Schulter zurü ck.
„ Herr Mamedov, ich nehme sie fest, unter dem dringenden Tatverdacht an der Entführung unseres Vorgesetzten Kommissar Hell beteiligt zu sein. Ihr Alibi ist soeben geplatzt.“
Schon klickten die Handschellen. Wendt stand hinter dem Mann. Mamedov kniff die Augen zusammen, dann riss er sie wieder auf. Sein Atem ging in kurzen, schweren Stößen. Er sackte zusammen, verdrehte die Augen und knallte seitwärts auf den Teppichboden. Wendt war überrascht, er konnte ihn nicht halten.
„ Scheiße, der kackt uns ab“, sagte Klauk.
„ Notarzt, hol sofort einen Notarzt“, schrie Wendt vom Boden zu ihm herauf. Dort saß er neben Mamedov, nahm ihm die Handschellen wieder ab und steckte sie hinter seinen Gürtel.
„ Halt bloß die Klappe davon“, herrschte er Klauk an.
*
Gauernack stand hinter seinem Schreibtisch in seinem Büro. Er blickte aus dem Fenster. Draußen regnete es in Strömen. Soeben hatte er einen Anruf von Seefeld, dem Anwalt von Mamedov erhalten. Mamedov hatte einen Schwächeanfall erlitten. Er befand sich momentan im Krankenhaus. Diese Tatsache alleine hätte ihn nicht in Rage versetzt. Der Anwalt drohte mit einer Klage. Auch hier hätte er erst einmal nach dem Grund gefragt.
Den hatte er eben erfahren. Wendt und Klauk hatten sich ohne einen Grund ü ber seinen Befehl hinweggesetzt. Sie hatten Mamedov vernommen. Sie hatten ihn mit üblen Mitteln ausgetrickst. So lautete die Angabe seines Anwaltes. Als sie ihn bedrängt hätten, und sie ihn sogar wegen der Entführung des Kommissars festnehmen wollten, bekam der Mann einen Schwächeanfall.
Gauernack musste dem Oberstaatsanwalt Offergeld von der Sache berichten. Und der hatte eine schnelle Entscheidung getroffen. Diese Entscheidung musste er jetzt den beiden Polizisten mitteilen.
Es klopfte. Wendt und Klauk traten ein.
Gauernack hielt sic h gar nicht lange mit der Vorrede auf. Er hob die Stimme.
„ Kollegen Wendt und Klauk, ich ziehe Sie beide von der Ermittlung im Fall der drei toten Frauen ab, namentlich von der weiteren Ermittlung in Zusammenhang mit Herrn Badak und ebenfalls von der Ermittlung in den Mordfällen Cetin und Bilen ab. Außerdem untersage ich Ihnen ausdrücklich, im Fall der Entführung ihres Chefs weiter zu ermitteln. Ich konnte noch eben ihre Suspendierung abwenden, meine Herren.“
Wendt und Klauk schauten sich an. Wendt trat ein en Schritt nach vorne. „Herr Staatsanwalt, mit allem Respekt. Wir haben Mamedov beim Lügen ertappt. Seine Sekretärin hat ausgesagt, er sei seit halb drei außer Haus gewesen. Er berichtete uns zuvor, er wäre gegen halb vier in seinem Büro gewesen. Das war wohl eine Lüge. Daher wollten wir ihn festnehmen.“
„ Meine Herren, sie haben keinen noch so kleinen Anfangsverdacht, den sie gegen diesen Mann vorbringen könnten. Einfach mal auf den Busch klopfen, das läuft nicht, wenn man schon einmal vor die Wand gelaufen ist. Sein Anwalt hätte uns innerhalb von einer Minute wieder einmal dumm aussehen lassen. Das können wir uns nicht leisten. Daher entzieht Ihnen der Oberstaatsanwalt diese Fälle. Er überträgt sie mit sofortiger Wirkung an den Kollegen Lessenich.“
„ Herr Staatsanwalt, das kann doch nicht wahr sein“, stieß Wendt hervor.
„ Ich habe getan, was ich tun konnte. Ich kann ihren durch die Sorge um ihren Chef geschuldeten Übereifer nachvollziehen. Doch der Oberstaatsanwalt möchte Schaden von der Kriminalpolizei abwenden. Ich erwarte, dass sie die Kollegen über den Stand der Ermittlungen ins Bild setzen. Sofort.“
Die Katastrophe war ü ber sie hereingebrochen. Wendt wandte sich ab. Er schlug sich die Hände vors Gesicht.
„ Lessenich. Lassen Sie doch gleich Donald Duck die Ermittlung führen!“
Gauernack verdunkelte seinen Blick.
„Kollege Wendt, ich weise Sie darauf hin, dass die Beurlaubung noch nicht vom Tisch ist. Nur weil ich ein gutes Wort für sie eingelegt habe, bleiben Sie beide im Dienst. Haben wir uns jetzt verstanden?“
Wendt blickte vor sich, und es sah aus, als ob der dem imaginä ren Rauch einer Zigarette nachblickte.
„ In Ordnung, Herr Staatsanwalt. Was sollen wir jetzt tun?“, fragte er.
„ Sie übergeben die Fälle an Lessenich und sein Team. Und ich erwarte eine hundertprozentige Übergabe. Auch von Ihnen, Herr Klauk. Sie sind so still? Gefällt Ihnen etwas nicht?“
Klauk hatte sich bislang bewusst zurü ckgehalten. Er hatte das Gefühl vor Zorn und
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