Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
rechnete sicher nicht mit einem Anruf von Hell.
„ Hell ist entführt worden. Wir brauchen dich, Christina“, sagte er.
Stille. Greifbare Sti lle.
Dann sprach sie.
„Jan-Phillip. Hell? Entführt? Von wem? Hat es mit den beiden Toten im Park zu tun? Was kann ich tun?“, fragte Meinhold.
Es hatte ein paar Sekunden gedauert. Sie las Hells Nummer auf ihrem Display. Dann hö rte sie Wendts Stimme. Was er sagte, ging im Erstaunen unter. Erst langsam tropfte die Bedeutung der Worte in ihren Kopf. Hell wurde entführt.
„ Wir brauchen dich hier im Büro. Oder wo auch immer. Kannst Du herkommen? Wir haben sicher nicht mehr viel Zeit“, antwortete Wendt.
„ Ich kann sicher erst gegen Abend zu euch kommen. Reicht das?“, antwortete Meinhold, nachdem sie auf ihre Armbanduhr geschaut hatte.
„ Besser als nichts. Beeil dich.“
Drauß en klackte jemand mit hochhackigen Schuhen den Gang entlang. Dann klopfte es. Rosin steckte den Kopf durch die Türe.
„ Hier seid ihr. Gibt’s was Neues?“ Sie stöckelte in den Raum und warf ihre Tasche mit einer wilden Geste auf den Stuhl.
*
Agayer zuckte zusammen. Sein Handy klingelte. Es lag auf dem Bett vor ihm. Auf der Anzeige stand kein Name. Das ließ auf einen Anruf aus der Heimat schließen.
Er nahm das Handy in die Hand. „ Ja.“
Es war Shukarov. „ Ich höre nichts von Ihnen. Muss ich mir Sorgen machen?“
Agayer zö gerte. Sein Mund klappte auf. Was sollte er sagen? Sollte er lügen? Shukarov sagen, dass er alles im Griff hatte? Nichts hatte er im Griff. Badak war immer noch untergetaucht. Statt des Sohnes hatten diese Idioten aus Frankfurt den Kommissar entführt. Einer hatte sich dabei anschießen lassen, und war zu allem Überfluss daran gestorben. Nichts war in Ordnung. Die Polizei wusste, wer er war. Es gab sehr wahrscheinlich einen Maulwurf in Frankfurt. Alles lief schief, was nur schief laufen konnte.
Er rä usperte sich. „Entschuldigung, Chef. Wir haben hier viel zu regeln. Aber es ist alles in Ordnung. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich habe alles im Griff, ehrlich.“
„ Wie lange werden Sie noch brauchen? Hat sich Badak schon eingefunden?“
„ Nein, aber ich denke, dass ich nah an ihm dran bin“, log er weiter. Er ging in der Suite auf und ab. Ihm war nicht wohl dabei, Shukarov anzulügen. Er war nicht unverwundbar. Das wusste er nur zu gut. Shukarov vertraute ihm, aber sollte er den geringsten Zweifel an seiner Loyalität bekommen, würde er ihn gnadenlos absägen. Da kannte Shukarov keine Skrupel.
Er schien nichts zu vermuten. Hä tte Agayer sich selber beim Sprechen zugehört, er hätte das Vibrieren in seiner Stimme bemerkt. Jetzt wurde es der Handyverbindung geschuldet.
„ Gut, wenn Sie ihn haben, dann kommen Sie zurück. Wir gehen dann essen, in Ordnung?“
„ Ja Chef, sicher. Gerne.“
Das Handy flog auf das Bett.
Er steckte in der Klemme. Geplant war es Hell zu erpressen, dass er die Füße so lange stillhielt, bis sie Badak erwischt hatten. Dann wollte er sich nach Baku absetzen. Mamedov würde alle Spuren ihrer Geschäfte beseitigen. Doch das Übel begann schon mit der Provokation von Hell, als er ihn mit seinem richtigen Namen ansprach.
Woher wusste er von seiner Existenz?
Jetzt saß Hell in der gleichen Zelle, in der vorher die drei Frauen eingesperrt waren. Er hatte gestern Abend Hell das Leben gerettet. Guseinov wollte ihn töten. Aus Rache für seinen Bruder. Doch Agayer hielt ihn zurück.
Heute Abend wü rde er erneut zu ihm fahren. Alleine. Dann würde er ihn schon dazu bringen ihm zu sagen, wer der Maulwurf war. Dann wären sie einen Schritt weiter, oder einen Schritt zurück in die Spur. Je nachdem, wie man es sehen wollte.
Er holte die kleine Maschinenpistole aus dem Lederkoffer. Mit einer geschickten Bewegung steckte er das Magazin in die Waffe und lud sie durch. Dann legte er sie wieder in den Koffer.
Irgendetwas mahnte ihn zur Vorsicht. Es war schon einmal auf ihn geschossen worden, weil er jemandem seine Tour vermasselt hatte. Badak. Gestern Abend hatte er Guseinov seine Tour vermasselt. Der Mann hatte ihn feindselig angeschaut, als er ihm verboten hatte, den Kommissar zu töten.
Guseinov hatte ihm daraufhin gesagt, dass er ihn sich noch schnappen wü rde. Da könnte auch Agayer nichts daran ändern. Wutentbrannt war er davon gegangen.
Mit solchen Idioten konnte man nicht arbeiten. Hitzkö pfige Menschen ohne einen großen Plan. Immer nur dem Affekt folgend. Nein, er musste auf alles
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