Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Team als rein funktional. Es funktionierte, wenn er das Sagen hatte. Sonst nicht.
Alles war verflucht entmutigend. Wendt hatte schlechte Laune, Klauk immer noch Probleme mit dem Magen. Er hatte den Nachmittag weiter damit zugebracht, mit den Stromversorgern zu telefonieren. Manche Nummern existierten nicht mehr, manche waren ersetzt, und wieder ersetzt worden. Er kam nicht weiter. Daher war er nun im Hause unterwegs.
Ihre junge Ermittlungstruppe war ausgebremst worden. Wendt hatte beinahe das Gefü hl, der Erfolg im Sommer hatte erst recht die Neider aus den Löchern getrieben. Ihre unkonventionelle Art zu arbeiten war wohl einigen ein Dorn im Auge. Aber wie sollten sie das beweisen? Wenn sie jetzt wieder mit ihrem Team Erfolg hätten? Hell erneut als bester Kommissar im Hause gefeiert würde? Jeder, der ihn kannte, wusste, wie sehr ihm ein solcher Ruhm zuwider war. Er wollte Fälle lösen, Menschen retten, Kriminelle überführen. Keinen Lorbeerkranz tragen. Wenn sie ihn nur heil wieder zurückbekämen. Dann könnte man auch mal gemeinsam in diese Richtung denken.
Wendt stand auf, und ging die Treppen hinunter zum Empfang. Die beiden Beamten, die dort Dienst hatten, stü rzten sich auf ihn mit tausend Fragen. Er konnte sie nicht beantworten. Die Gesichter der beiden waren danach wieder ebenso lang und nachdenklich wie vorher.
Als Wendt sich schon wieder zum Gehen abgewandt hatte, kam von drauß en ein Mann zur Türe und klingelte. Der Türöffner brummte. Der Mann betrat etwas schüchtern den Eingang. Er ging zu den Beamten herüber und stellte leise eine Frage. Einer der Beamten hörte ihm aufmerksam zu, dann blickte er zu Wendt herüber. Er winkte ihn zum Tresen zurück.
„ Herr Kommissar, der Mann möchte eine Aussage machen. Das könnte eventuell für sie interessant sein.“
Wendt kam von der Treppe zurü ck, und begrüßte den Mann.
„ Hallo, Jan-Phillip Wendt, was kann ich für sie tun?“, fragte er.
Der Mann zog seine Mü tze vom Kopf. „Ich weiß gar nicht, ob ich mich nicht lächerlich mache. Aber ich habe ein schlechtes Gewissen. Es geht um ein Boot. Das habe ich vor ein paar Tagen verkauft. An einen Ausländer.“
Der Mann machte eine Pause und drehte seine Mü tze in der Hand.
Wendt horchte auf. „ Erzählen Sie bitte weiter.“
„ Ja, es war nicht mein Boot. Es ist das Boot eines Freundes. Der hätte es gar nicht verkauft. Aber er brauchte dringend Geld. Daher habe ich es für ihn verkauft.“
„ Ja, danke. Sie sagen, Sie haben es an einen Ausländer verkauft? Können Sie den Mann beschreiben?“
„ Ja, sicher, das kann ich. Er ist sicher aus dem Osten, ich denke, er ist ein Russe. Er spricht gutes Deutsch, hat einen kleinen Akzent.“
Wendt war enttä uscht. Das konnte nicht Agayer sein. „Wie sieht er aus?“
„ Gute Kleidung, gute Manieren. Nicht groß, eher stämmig. Dunkler Typ.“
Jetzt fuhr Wendt der Schreck in die Glieder. Sollte es doch Agayer sein? Hatte er s ie getäuscht und sprach doch Deutsch? Er holte sein Smartphone aus der Hosentasche, suchte den Speicher mit den Fotos, und hielt dem Mann ein Foto von Agayer vor die Nase. Er hatte das Bild abfotografiert, was an der Wand im Besprechungsraum hing.
Der Man n schaute sich das Bild an. Seine Gesichtszüge heiterten sich auf.
„ Ja, der war es. Genau der. Er hat das Boot bar bezahlt.“ Der Mann strahlte, seine Falten traten dabei noch mehr zutage.
„ Wo liegt das Boot? Ist er dort? Ist Ihnen etwas aufgefallen, oder warum sind sie jetzt doch hier?“, fragte er, und drückte die Kurzwahl von Klauk.
„ In Oberwinter liegt das Boot. Wie ich schon gesagt hatte, ich hatte ein schlechtes Gewissen. Er ist mir irgendwie unheimlich. Ich kann es nicht einmal genau beschreiben.“
Der Mann schaute im Foyer herum. Es war ihm aus einem unerfindlichen Grunde peinlich von dem Vorfall zu berichten.
„Schon gut. Ist er heute schon dort gewesen?“
„ Ich habe ihn nicht gesehen“, antwortete der Mann.
„ Wie heißt das Boot?“
„ Alya .“
Klauk antwortete.
„Sebi, Agayer hat ein Boot gekauft. Es liegt in Oberwinter. Daher haben wir bei ihm nichts finden können. Er hatte die Sachen dort versteckt. Da bin ich mir sicher. Was sagst Du?“
Klauk ü berlegte. „Wir müssen sofort dorthin fahren. Nachschauen. Wir müssen Lessenich Bescheid sagen. Gauernack muss informiert werden. Mensch, jetzt haben wir wieder einen Ansatz, endlich“
„ Stimmt, ich komme gleich hoch. Warte, bis ich da bin, ok?“
Klauk
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