Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Firmenparkplatz gehalten hatte, ein großer Komplex mit mehreren Hallen. Vor einer dieser Hallen sah sie die Bremsleuchten des BMW aufleuchten. Daneben erkannte sie eine große Wiese. Sie wollte gerade die Seite wechseln und sich hinter dem Wohnhaus eine Deckung neben einem großen Gebüsch suchen, als ein weiterer PKW hinter ihr auf das Gelände fuhr. Sie tat so, als würde sie etwas suchen und hielt sich links. Der PKW fuhr langsam an ihr vorbei. Bog in die Richtung ab, in der auch Agayers BMW stand. Niemand beachtete sie. Agayer war mittlerweile ausgestiegen. Der Kofferraum des BMW schwang auf. Im fahlen Licht der Innenraumbeleuchtung konnte sie erkennen, wie Agayer einen kleinen, braunen Koffer daraus hervorholte.
Rosin beobachtete, dass der zweite PKW ebenfalls vor die Halle fuhr, und neben Agayers Fahrzeug zum Stehen kam. Drei Mä nner stiegen schnell aus. Die Begrüßung war nicht sonderlich freundlich, besonders einer der Männer hielt sich im Hintergrund. Rosin verließ ihren Standort. Wechselte die Seite. Langsam ging sie näher, nutzte dabei geschickt das Gebüsch als Deckung. Die Männer konnten sie so nicht ausmachen. Wie gut, dass es schon so früh dunkel wird, dache sie. Einer der Männer öffnete eine kleine Tür in einem Rolltor, was zu einer der Hallen gehörte, und die Männer verschwanden darin. Rosin wollte gerade zu einem Spurt ansetzen, als ihr eine Gestalt an der Türe einer anderen Halle auffiel. Sie blinzelte herüber. Badak? In der Dunkelheit sah sie bloß einen Schemen huschen. Dann …
Ja, es war Badak.
*
Was noch eine halbe Stunde wie ein Ameisenhaufen in Zeitlupe gewirkt hatte, verä nderte sich total. Hektik brach aus. Zeitgleich kamen der Anruf von Wendt und die E-Mail des Beamten, der die Aussage des Bootsvermittlers aufgenommen hatte, bei Gauernack an. Der Staatsanwalt wollte eigentlich gerade das Büro verlassen. Mit einem unwirschen Blick sah er zu seinem Telefon herüber. Er wollte es schon ignorieren, doch dann knipste er den Lichtschalter wieder an. Er nahm das Telefon in die rechte Hand, hörte zu. Überrascht nahm er sich mit links den Schal von der Schulter.
„ Es ändert nicht alles, aber es gibt uns eine neue Möglichkeit. Zumindest das Boot knöpfen wir uns vor. Danke, Kommissar Wendt. Ich informiere umgehend Lessenich“, sagte er. Wendt hatte nicht ernsthaft gehofft, dass dieser Glückstreffer zusammen mit der Tatsache, dass er ihn gelandet hatte, Gauernack umstimmen würde. Lessenich behielt die Leitung des Falles. Er berichtete die Reaktion des Staatsanwaltes Klauk und Meinhold.
„ Was hast Du erwartet?“, fragte ihn Meinhold. „Nichts anderes“, antwortete Wendt.
„ Wo ist eigentlich Lea?“
„ Die ist auf dem Weg nach Hause“, antwortete Klauk.
„ Wir können jetzt nur hier sitzen, und abwarten. Je nachdem, was die Untersuchung des Bootes ergibt, brauchen sie vielleicht noch Unterstützung. Dann können wir ihr immer noch Bescheid geben“, sagte Wendt.
„ Jetzt erzählt mir doch erst einmal mal in Ruhe, wie es zu der Entführung überhaupt gekommen ist“, sagte Meinhold und holte sich einen Stuhl aus der Ecke.
„ Also, es fing alles mit den Fotos an. Lass uns mal in den Besprechungsraum gehen, dort hängen sie an der Wand“, antwortete Klauk. Meinhold hatte sich noch nicht gesetzt. Sie schob den Stuhl wieder in die Ecke. Klauk ging über den Flur und öffnete vorsichtig die Türe zum Besprechungsraum.
„ Team Lessenich ist ausgeflogen, die Luft ist rein“, witzelte er und winkte sie herüber.
*
Die Taschenla mpe zuckte über den Boden bei jedem Schritt. Lessenich wuchtete seinen massigen Körper voran. Der Steg, auf dem er lief, wankte gefährlich unter der Belastung. Er verlangsamte seinen Schritt. Vor ihm lag das Boot. ‚ Alya ‘ stand dort im Lichtkegel der Taschenlampe, zu lesen.
„ Hallo, Polizei. Ist jemand an Bord? Wir haben einen Durchsuchungsbefehl für dieses Boot. Hallo?“ Lessenich war noch außer Atem. Seine Stimme rasselte.
Direkt hinter ihm kam sein Assistent Karl Riesinger an.
„Chef, da ist niemand an Bord. Das sehe ich“, sagte er.
„ Na dann schwingen Sie sich mal rüber“, sagte Lessenich. Er leuchtete mit seiner Lampe in das schmale Fensterband der ‚ Alya ‘.
Riesinger zog das Boot nä her an den Steg heran, damit er die Persenning öffnen konnte. Der Reißverschluss ließ sich schwer aufziehen. Schließlich klappte es. Mit einem großen Schritt versuchte er, an Bord zu gelangen. Doch das Boot
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