Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
ich Sie ungern gehen lasse. Und was sagt ihr Psychologe dazu?“
Ihre Antwort verblü ffte ihn vollends. „Meine Lücke schließt Lea Rosin, die war Jahrgangsbeste ihres Jahres, kommt aus Köln, kennt die Gegend hier wie ihre Westentasche, weil sie drei Jahre Dienst in einer Hundertschaft absolviert hat. Sie kann sofort anfangen.“
Meinhold sah die Ü berraschung in Hells Augen. Der zog nur die Augenbrauen hoch.
„ Wenn ich es nicht schon gewusst hätte, dass Sie es ernst meinen, Christina, spätestens jetzt wäre es mir klar. Darf ich da auch noch ein Wörtchen mitreden?“
In seinen Worten schwang eine groß e Portion Resignation mit.
„ Sicher, Chef. Sie haben mich gefragt, wer mich ersetzten soll. Ich habe einen Vorschlag gemacht. Lea ist eine tolle Polizistin.“
„ Woher kennen Sie die Frau? Woher wissen Sie von ihrem Interesse?“
„ Lea kenne ich durch den Dienst hier. Ich weiß, dass Lea sie vergöttert, und es das Größte für sie wäre, in ihr Team aufgenommen zu werden. Sie hasst Lessenich, der hatte ihr schon ein Angebot gemacht, als sie noch in der Hundertschaft war. Das hat sie abgelehnt. Unter dem würde sie nicht arbeiten wollen.“
He ll fühlte sich natürlich geschmeichelt, ihm blieb aber auch nicht das Kalkül in Meinholds Aussage verborgen. Er würde eine abwanderungswillige Polizistin, die sich spezialisieren wollte, gegen eine junge, ehrgeizige Frau eintauschen, die er noch prägen konnte. Meinhold würde ihren Weg gehen.
„ Das ehrt mich natürlich sehr, Christina. Mir war es bis eben nicht bewusst, dass es eine Hitliste unter den Teamleitern gibt. Sagen wir mal, ich gebe Ihnen diese Empfehlung und kann Gauernack auch dazu nötigen“, er lachte, „Was passiert dann mit Ihnen, wenn ihre Ausbildung abgeschlossen ist?“
Sie schaute ihn an. Wieso fragte er das?
„Ich würde dann gerne wieder zurückkommen, Chef. Als Profiler in unser Team. Sie sind unser Leitwolf, Klauk ist der beste Schütze und PC-Crack, Wendt ist der Charmeur und der Mann mit den irren Ideen. Ich wäre dann quasi unser psychologisches back up.“
Hell war gerü hrt. Er hatte damit gerechnet, dass sich Meinhold nach der Ausbildung in ein anderes Dezernat versetzten ließe. Anstatt sich weiter mit ihrem muffeligen Chef über den Sinn von Gefühlen in der Kriminalistik streiten zu müssen.
„ Und Frau Rosin? Wo bringe ich die dann unter? Nur mal so hypothetisch gefragt.“
„ Chef, wir haben eh eine Planstelle unbesetzt. Lessenich hat in seinem Team fünf Leute, wir sind jetzt zu dritt. Da ist immer Platz für Lea.“
„ Lessenich spielt auch Golf mit dem Oberstaatsanwalt Offergeld.“
„ Welcher anständige Bulle spielt Golf?“
Hell wurde es zu prekä r. Über Kollegen lästerte er nicht gerne.
„ Wann kann ich denn ihre Superpolizistin kennenlernen? Ich muss ja sehen, wenn ich mir für sie einhandele.“
Meinhold hü pfte aus ihrem Stuhl hoch. „Ist das eine Zustimmung? Bekomme ich ihre Empfehlung?“ Augenstrahlen.
Sie war lä ngst im Begriff auf Hell loszustürmen und er befürchtete schon, dass sie ihn umarmt hätte.
Daher sagte er: „ Ich brauche noch das ‚Ja‘ von Gauernack. Und wenn mir ihre Lea Rosin nicht gefällt, dann wird da nichts draus. Sorry.“
Meinhold bremste ihren Schaum. „ Lea sitzt in ihrem Wagen vor der Türe. Sie wartet auf meinen Anruf.“
Sie trat ans Fenster und zeigte auf einen uralten VW-Golf, der auf der anderen Straß enseite im Halteverbot stand. Hell blickte aus dem Fenster.
„ Ok, aber sie soll ordentlich parken. Sagen Sie ihr das.“
Meinhold hatte ber eits ihr Handy in der Hand und wählte Lea Rosin an.
Hell setzte sich zurü ck an seinen Schreibtisch und telefonierte ebenfalls. Ein Gefühl sagte ihm, dass er seine Entscheidung nicht bereuen würde. Ein Gefühl? Er lachte. Unverfrorener als Meinhold hatte ihn noch nie eine Kollegin zu etwas genötigt.
Es klingelte.
Gauernack meldete sich.
*
Das Telefon spielte Linkin Park. Im Display stand ‚Chrissi‘. „Ja“, sagte Lea Rosin, nein, sie schrie es ins Telefon.
„ Du kannst hochkommen, aber park dein Auto ordentlich. Ich sage dir, wehe du blamierst mich. Ich habe mich für dich richtig heftig aus dem Fenster gehängt“, sagte Meinhold aus dem Telefon.
„ Ehrlich? Kein Scheiß?“, fragte Lea Rosin noch ein wenig skeptisch.
„ Los bist du noch nicht unterwegs?“
„ Doch. Komme.“
Das Herz von Lea Rosin klopfte bis zum Hals. Bis zum vorigen Abend hatte sie noch keinen
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