Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
beunruhigten Blick an. Ihre Wange zuckte einmal. Die Brille war bereits wieder in Gefahr zu rutschen. Auf der Nase sammelten sich kleine Schweiß perlen.
„ Lassen Sie mich sehen, was ich tun kann“, sagte sie und ließ die beiden Beamten in der Tür stehen.
„ Wie war das mit den Haifischen? Man sagt, deren Zähne wachsen nach. Bei der wachsen garantiert die Haare auf den Zähnen nach“, sagte Wendt und drückte Hell ein Auge zu. Die Frau kam zurück, eine Türe im Hintergrund blieb offen stehen.
„ Bitte treten Sie ein, meine Herren. Herr Mamedov empfängt sie sehr gerne.“
Sie folgten ihr. Vor der Tü re hielt sie an. „Herr Mamedov, die Herren von der Polizei.“
„ Ja, kommen Sie doch herein. Was kann ich für Sie tun?“, sagte Mamedov mit einem schweren russischen Akzent.
Vor ihnen stand ein gut gekleideter Mann, der dann auf dem Weg zur Tü re auf sie zukam.
Hell stellte sich und Wendt vor.
„Sie haben sicher von den drei Morden gehört“, fing Wendt an, „Wir haben einen Verdächtigen. Dieser Verdächtige wurde gesehen, wie er hier in das Haus gegangen sein soll. Vielleicht haben Sie den Streifenwagen bemerkt, der gegenüber parkt.“
Das macht er geschickt, dachte Hell. Er ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Hinter dem Schreibtisch hing ein großes Portrait in Öl. Ein Mann, der ihm nichts sagte. Sicher ein Bild von einem Familienpatriarchen, dachte er.
„ Oh nein, sind wir in Gefahr?“, fragte er. Ihm fehlte noch einiges, um auch so eine ruhige Autorität auszustrahlen, wie das Portrait an der Wand. Eine Mischung, die aus Alter und Erfahrung entsteht.
„ Das kann ich nicht sagen. Wir wissen ja nicht, ob der Mann wirklich hier hineingegangen ist. Zeugen sind da häufig nicht sehr zuverlässig. Da sieht häufig sogar der Nachbar aus wie ein Serienkiller“, sagte Hell.
Ein verkniffenes Lä cheln zeigte sich auf Mamedovs Gesicht.
Auf einem groß en, modernen Schreibtisch standen einige Bildschirme. Auf ihnen waren Tabellen und Listen zu sehen, Kalkulationen. Wendt schaute scheinbar interessiert darauf.
„ Hier wird das große Geld gemacht?“, fragte er.
„ Nein, soviel ist es nicht. Aber man kann davon leben“, antwortete Mamedov. Immer noch mit einem Lächeln.
Die Frage Wendts war ein Ablenkungsmanö ver.
„ Der Name des Mannes ist Ufuk Badak. Sagt ihnen dieser Name etwas?“
Die beiden Beamten beobachtete Mamedov ganz genau. Jetzt kam es darauf an, wie er reagierte.
Er runzelte die Stirn. Überraschung sah anders aus. Aber Hell meinte, eine andere Gefühlsregung wahrzunehmen.
„ Nein, Badak? Sagt mir nichts. Was kann er denn hier in dem Haus suchen. Hier gibt es doch nur Geschäftsleute.“
In diesem Moment ö ffnete sich eine Türe. Man hörte noch eine Wasserspülung im Hintergrund, die sehr lange nachlief.
„ Ah, darf ich Ihnen meinen Geschäftskollegen Ali Alijev vorstellen“, sagte er, „Herr Alijev, die Herren sind von der Polizei und suchen nach einem Verdächtigen in einem Mordfall. Sein Name ist Ufuk Badak. Sagt Ihnen der Name etwas?“ Seine Worte und sein Gesichtsausdruck sprachen nicht die gleiche Sprache.
Hell und Wendt drehte n sich um. Vor ihnen stand ein Mann, auf den die Beschreibung, die Behrend von Agayer abgegeben hatte, zutraf. Er kam mit ruhigen Schritten auf sie zu.
„ Alijev, angenehm“, sagte er, und gab den Beamten die Hand.
„ Freut mich sie kennenzulernen“, sagte Hell und schüttelte Alijev freundlich lächelnd die Hand.
„ Sie sind auf der Suche nach einem Mörder, höre ich“, sagte Alijev mit einem gebrochenen Akzent, „Sie müssen entschuldigen, mein Deutsch ist sehr schlecht.“
Sein halbes Leben hatte sich Wendt auf sein Gespür verlassen können. Er hatte sich ein gewisses Bild von Agayer gemacht. Dieser Mann, der hier einen auf völlig harmlosen Geschäftsmann mit sehr schlechtem Deutsch machte, kam diesem Bild sehr nahe.
„ Ja, das können sie nicht wissen, Herr Alijev. Es gab hier in Bonn Morde an drei Frauen. Ihnen wurden die Gesichter entfernt, damit man sie nicht identifizieren kann. Sehr brutal. Dieser Mann, der das getan haben soll, der soll sich hier im Gebäude aufhalten. Sein Name ist Ufuk Badak“, sagte Wendt. Er versuchte, dabei sehr beiläufig zu wirken als sei es eigentlich Zeitverschwendung, ihm den Namen zu nennen, doch beobachtete er sein Gegenüber genau.
Alijev zuckte nicht. Er zeigte ü berhaupt keine Regung. Pokerface.
„ Nein, tut mir Leid. Da kann ich nicht helfen.“
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