Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Wieder dieser Akzent.
Hell streifte den Blick von Wendt kurz.
Er interpretierte ihn richtig.
„ Meine Herren, vielen Dank. Wir müssen uns noch weiter im Haus umhören“, sagte Hell.
Hell schaute den beiden Mä nnern noch einmal in die Augen, als sie sich die Hände reichten. Sie verabschiedeten sich noch von der missmutigen Frau, die hinter ihrem Tresen sitzen blieb. Ihr Abschiedsgruß war kaum zu hören.
Vor der Tü re raunte Wendt Hell zu: „Ich lasse mir die linke Hand abhacken, wenn das nicht Agayer gewesen ist.“
„ Ali Aliyev. Der Geschäftsfreund. Dass ich nicht lache. Ein Geschäftsfreund wird herzlicher behandelt. Dieser Mann war kein Geschäftsfreund. Dieser Mann dort ist eine Bedrohung. Mamedov hatte Mühe, seine Angespanntheit zu verbergen. Wir müssen dringend wissen, wo der Kerl, wie er auch immer heißen mag, wohnt. Ich bin mir sicher, wir haben eben einem Mörder die Hand geschüttelt.“
Sie gingen zu Fuß die Treppen hinunter.
„ So ähnlich muss sich Behrend gefühlt haben, als er Agayer und Badak bekannt gemacht hat. Da hätte er am liebsten die Handschellen klicken lassen.“
„ Es ist mir auch egal, ob er bemerkt, dass wir ihn beschatten. Er darf es sogar bemerken, dass er es nicht geschafft hat, uns zu verarschen. Einer soll Mamedov im Auge halten, ein anderer diesen Alijev“
„ Chef, wir haben aktuell einen großen Erfolg errungen. Jetzt wissen wir, wie dieser Mann aussieht.“
„ Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, sagte Hell mit einem warnenden Unterton in seiner Stimme.
*
Gute Laune funktionierte genauso einfach wie schlechte Laune. Man brauchte jemanden, an dem man sie auslässt. Wendt fühlte so etwas wie positive Verwirrung oder namenloses Glück. Wendts Opfer für die gute Laune an diesem Abend war Klauk.
„ Wir waren heute gut. Und wo warst Du?“, frotzelte er seinen Kollegen.
„ Frag nicht, ich habe mich weiter mit den Energielieferanten beschäftigt. Ich kann keine Internetseiten mehr sehen. Morgen bist Du dran, dann gehe ich mit dem Chef auf Tour. “
„ Gerne, ich denke, in den nächsten Tagen werden wir Erfolg haben. Ich spüre das. Dann kannst du dir den Mist sparen. Jetzt können wir Agayer observieren. Wenn wir an dem dran bleiben, kriegen wir auch Badak. Und der Drops ist gelutscht.“
Rosin beobachtete die beiden Männer mit einem zarten Lächeln.
„ Und wenn Agayer den Badak umbringt?“, fragte sie.
„ Wir müssen eben an dem dran bleiben“, sagte Wendt.
„ Stell dir das nicht so einfach vor.“
„ Klauk, Du alte Unke. Mal nicht schon wieder den Teufel an die Wand.“
Eine ty pische Unterhaltung zwischen den beiden Männern.
„ Ich sage nur, dass wir aufpassen müssen. Dieser Agayer hat zwei Leute getötet. Davon ist jedenfalls auszugehen. Den beschattest Du nicht so einfach.“
„ Mensch Klauk, siehst Du schon wieder eine Bedrohung, wo keine ist?
„ Nein, ich schwebe bloß nicht auf einer rosa Wolke. Agayer ist eine Bedrohung, unterschätze ihn nicht. Nur weil ihr ihn jetzt gefunden habt, das bedeutet noch nichts, Jan-Phillip.“
Klauk w ar dabei sich aus dem Gespräch zurückzuziehen.
„ Ok, Du willst dein eigenes Spiel spielen. Ich will dich dabei nicht stören. Wir stehen auf der Siegerseite. Wo Du stehen willst, entscheidest Du.“
Wendt lehnte sich zufrieden zurü ck. Er fühlte sich als Sieger des Rededuells.
Klauk mochte nicht mehr gegen seinen Kollegen argumentieren. Wenn er so drauf war, war es müß ig. Er verspürte das dringende Bedürfnis etwas Sport zu machen, dann genüsslich zu duschen.
Hell hatte die ganze Zeit schweigend seinen Kolle gen zugehört. Hell wusste, dass man nicht jeden, der in Gefahr war, retten konnte. Die Frage von Rosin beschäftigte ihn. Agayer war hier um Badak zu treffen. Mit den Schüssen auf ihn hatte Badak sein Schicksal besiegelt. Man konnte manche Verbrechen nicht verhindern. Nicht immer.
Dieser Mann, den sie im Bü ro von Mamedov getroffen hatten, machte auf ihn den Eindruck eines unberechenbaren Menschen. Sollte er sich ihnen wirklich unter falschem Namen dort vorgestellt haben, dann tat er das, um nicht erkannt zu werden. Eine Vorsichtsmaßnahme. Selbst unter seinem richtigen Namen wäre er der Polizei nicht bekannt gewesen. Hätten sie nicht die Kenntnisse durch den verdeckten Ermittler gehabt. Er hielt es aber trotzdem für notwendig, sich zu tarnen, einen falschen Namen zu benutzen. Also verbarg er sich vor jemandem. Sehr wahrscheinlich vor Badak. Für
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