Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
verstehe nicht? Habe ich etwas verbrochen?“ Er blieb in der Türe stehen.
„ Verstehen Sie nicht? Treten Sie von der Tür weg, Herr Alijev“, sagte Klauk.
Agayer hob die Arme auf Brusthö he. „Sorry.“
Er trat einen Schritt zurü ck in sein Zimmer. „Nein, Sie müssen während der Durchsuchung draußen warten. Bitte.“
Er trat, mit weiter als Abwehr vor den Kö rper gehaltenen Armen, vor die Türe. Dabei drängte er sich vorbei an Wendt. Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Wendt war sich sicher, dass dieser Mann ein guter Schauspieler war. Er spielte jetzt den Unschuldigen. Erinnerte er sich nicht daran, dass er bei Mamedov eine ganz andere Rolle gespielt hatte?
Hell folgte Wendt. Klauk gab den Beamten der Streife die Order auf Alijev aufzupassen. Sie gingen in die Suite. Als Erstes fiel ihnen das Muster des Teppichs auf. Er war dunkel, mit Variationen von Grau. Dominierend war ein groß es, florales Muster. Dasselbe Muster hatten sie bereits in der Lobby gesehen.
Der Tatortermittler folgte ihnen. In der Diele zogen sie sich alle weiße Überschuhe und Handschuhe an, sowie ein Haarnetz. Sie durften keine Spuren verfälschen. Als sie auch alle die weißen Overalls trugen, begannen sie mit der Durchsuchung.
Drauß en zog Agayer sein Handy aus der Tasche. Einem der Beamten gegenüber machte er eine fragende Geste. Der ging in die Suite, fragte Hell, ob der Mann telefonieren dürfe.
„ Er wird seinen Anwalt anrufen wollen. Das müssen wir ihm erlauben“, brummelte er.
Der Beamte nickte Agayer zu. Der drehte sich weg, rief sofort Mamedov an. Sie sprachen in ihrer Landessprache. Die Beamten verstanden kein Wort.
„Diese Scheißbullen sind hier. Schicken Sie Ihren Anwalt vorbei. Sofort“, hätten sie gehört, wenn sie die Sprache verstanden hätten. Er drückte Mamedov weg. Schon machte er wieder ein harmloses Gesicht.
Drinnen kü mmerte sich der Tatortermittler zuerst um die Schuhe. Er nahm die Abdrücke.
Das Zimmer war eine Junior Suite. Die kostete sicher weit mehr als die Hotels, die Hell sich im Urlaub leistete. Über dem Bett hing eine große, metallene Scheibe. Kein Bild, eine Scheibe. Das Mobiliar war edel, nicht übermäßig protzig, aber edel. Es wurden Echthölzer verwendet, kein Furnier. Hell fiel das auf, als er die rechte Türe des Kleiderschrankes öffnete. Eine Weile betrachtete er noch die Einrichtung des Zimmers.
Hell ö ffnete beide Türen des Kleiderschrankes. Darin hingen einige Anzüge, ansonsten war der Schrank beinahe leer. In der Ecke stand ein Trolly. Hell holte den Trolly aus dem Schrank. Er zog alle Reißverschlüsse auf und kippte den Koffer auf den Boden aus. Dort hatte er vorher eine Plane ausgelegt. Nichts sollte verlorengehen. Eine Packung mit Slips fiel heraus. Fünf Stück noch nicht ausgepackt. Aus einer Seitentasche flatterte ein kleiner Zettel zu Boden. Mit einer Pinzette hob er den Zettel auf.
Drauß en stand Agayer. Er wurde ungeduldig, wartete auf den Anwalt. Er wollte einen Schritt in Richtung des Zimmers machen. Einer der Beamten hielt ihn am Arm zurück, und schüttelte den Kopf.
Hell hielt den Zettel gegen das Licht des Fensters. Es sah wie eine Quittung aus. Wie eine Tankquittung. Schon verblasst. Sie wanderte in ein en Asservatenbeutel und Hell beschriftete ihn sofort. In der Ecke stand eine weiße Schneiderpuppe. Nicht nur als Deko, man konnte dort sicher auch sein Jackett über Nacht aufhängen, um Falten auszubügeln. Hell war sich da aber nicht sicher, womöglich war es doch nur Deko.
Wendt schnappte sich einen der Anzü ge. Erst nahm er Jackett und Hose vom Bügel. Dann zog er die Hosentaschen nach außen, schüttelte sie. Im Jackett befühlte er die Taschen, griff hinein und überprüfte, ob irgendetwas im Futter eingenäht war. Er fand nichts und holte sich den nächsten Anzug. Der wurde auf die gleiche Art behandelt.
Die Kriminalbeamten sprachen wenig, doch konnte man nach einigen Minuten an ihren Gesichtern ablesen, dass sie mit der Untersuchung bisher nicht zufrieden waren. Wenn sie Waffen oder andere Beweise erwartet hatten, bisher war das eine glatte Fehlanzeige.
Klauk hatte alle Schubladen der Kommode aufgezogen, dort aber nur einige Hemden, Unterhosen, Socken, sowie zwei noch nicht getragene Krawatten gefunden. Daran hi ngen noch die Preisschilder.
Der Tatortermittler hatte die Schuhe ü berprüft. Er verglich das Profil mit dem Foto auf seinem Tablet PC. Darauf war das Bild des Teilabdruckes zu sehen, der am Tatort
Weitere Kostenlose Bücher