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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Gericke wegen Fahrerflucht läuft ja auch. Der kann sich nicht ewig verstecken. Und wenn der dann über seine möglichen Auftraggeber auspackt, sind Sie vielleicht schneller bei Ihrem Team, als Sie denken. Kopf hoch, Wendt!“
    Kopf hoch, Wendt! Er kam sich vor wie ein Gymnasiast, der seine erste ‚fünf‘ geschrieben hatte. ‚Kopf hoch, die nächste Note wird wieder besser. Wirst sehen!‘
    Doch so einfach war es nicht. Selbst mit einem vollständigen Team war es in den letzten Monaten immer zu schwierigen Situationen gekommen. Jetzt war das Team nicht komplett, weil er fehlte und Meinhold auch nur als Ersatz anwesend war. Was dachte sich Hansen bloß, ihn auf diese dämliche Mission zu schicken?
    Nachdem er noch kurz im Präsidium vorbeigefahren war, um zu schauen, ob die Kollegen noch da waren, hatte man ihm am Eingang versichert, dass alle bereits gegangen waren. Nur der neue Staatsanwalt sei noch im Hause, versicherte ihm der uniformierte Beamte hinter dem Tresen.
    „ Nein, auf den habe ich nun wirklich keinen Bock“, hatte Wendt gesagt. Notgedrungen musste er nun den Insignia wieder mitnehmen und Rosin einen weiteren Tag seinen Mazda überlassen. Seine Laune wurde dadurch nicht schlechter, als sie eh schon war.
    Auf der Fahrt nach Hause überlegte er, wie dieser Freitagabend doch noch einigermaßen erfreulich verlaufen konnte.
    Er duschte sich, zog sich frische Hosen und ein frisches Hemd an. Nach dem beinahe schweigend verbrachten Tag war ihm nach Gesellschaft. Er rief einen Freund an, doch der hatte schon eine Verabredung. Nun gut, dann wirst Du dich gepflegt in die Nacht treiben lassen, dachte er. So, wie du das schon so oft getan hast. Irgendwo wirst du schon landen.
    *
    Noch vom Rheinufer aus hatte Hell Franziska Leck angerufen, um ihr zu gestehen, dass er keinen Tisch für den Abend reserviert hatte. Er erklärte ihr, dass er es in dem Trubel einfach vergessen hatte und entschuldigte sich vielmals bei ihr, doch schien es ihr überhaupt nichts auszumachen.
    „ Du bist wirklich nicht enttäuscht?“, fragte er.
    „ Iwo, nein. Wirklich nicht“, antwortete sie, „Wo bist Du jetzt?“
    „ Noch am Rhein. Aber ich möchte gleich heimfahren und eine Dusche nehmen. Der Tag hatte es in sich“, sagte er und verspürte ein riesengroßes Verlangen, ihr spontan von seinem verkorksten Tag zu berichten. Doch hielt er sich zurück.
    „ Willst Du es mir erzählen?“
    „ Ja, das möchte ich. Aber nicht jetzt. Wann wirst Du in Bonn sein?“, fragte er und schaute einem niederländischen Frachter hinterher, der scheinbar leer den Rhein hinunterglitt. Man konnte das daran erkennen, dass das Schiff sehr hoch im Wasser lag. Vollbeladen hingen die Frachter viel tiefer im Wasser und waren selbst flussabwärts viel langsamer.
    „ Ich fahre gleich los. Also rechnen wir den Freitagsverkehr mit ein, bin ich gegen halb neun in Bonn.“ Bis um halb neun waren es noch gute zwei Stunden.
    „ Na gut, dann werde ich uns daheim noch etwas zaubern“, sagte Hell.
    „ Und wenn ich Lust auf einen Spaziergang am Rhein hätte?“
    Hell brauchte etwas länger, um zu begreifen. Doch dann gefiel ihm die Idee.
    „ Romantik am Freitag? Ok, ich werde dir sagen, dass ich mich keinesfalls gegen einen solchen Vorschlag sträuben werde“, antwortete er und versuchte, zu lächeln. Es gelang halbwegs.
    Seine Antwort erleichterte sie. Mittlerweile kannte sie ihren Oliver recht gut und sie ahnte, dass seine Äußerung, der Tag hätte ‚es in sich gehabt‘, eine herrliche Untertreibung gewesen war.
    Sie verabredeten sich direkt in den Rheinauen. Bis dahin hatte Hell genug Zeit für eine Dusche und um sich ein frisches Hemd anzuziehen.
    *
    Eine Eingangstüre lautlos aufzubrechen, war für Harald Jochheim kein Problem. Darin besaß er Routine. Er setzte das mitgebrachte Brecheisen an. Ein Ruck und die alte Kassettentüre stand offen. Nichts einfacher als das, dachte er. Leise zog er die Türe zu, seine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Er blieb einen Moment stehen. Die Wohnung von Stephan Gericke war klein und unaufgeräumt. Ihn empfing ein Geruch nach Essensresten und Motoröl. Überall lagen irgendwelche Ersatzteile für Motoren und Getriebe herum, eingewickelt in Wachspapier. Daher kam der ölige Geruch. Woher der andere Muff kam, bemerkte er spätestens in der Küche. Dort lag eine geöffnete Pizza-Schachtel. Einige sauber geteilte Achtel der Pizza hatten bereits einen pelzigen Überzug. Angewidert verscheuchte er einen

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