Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
ist ein Narzisst. Solche Leute sind gefährlich für andere, aber auch für sich selber“, sagte Meinhold.
„ Aber die Medien wollen solche Narzissten. Guck dir Stefan Raab an, der ist auch so einer.“
Klauk lachte.
„ Jep, der braucht auch langsam noch mal eins aufs Maul, damit er wieder auf den Boden kommt, der Bäcker.“ Er imitierte einen Faustschlag auf Rosins Wange, die den aber sofort konterte. Er versuchte es erneut. Sie schob ihn daraufhin ein Stück von sich weg.
„ Wehe dir!“
„ Nun gut. Wir werden sehen, was die Kollegen von der KTU herausfinden werden. Ich befürchte eine Pressekonferenz am morgigen Tag, mit einer Riesenhorde von Pressegeiern. Schließlich geht es um einen von ihnen“, fasste Hell seine Gedanken zusammen.
„ Wir werden sehen. Stimmt“, sagte Meinhold und stand auf.
Dann löste sich das Meeting schnell auf. Jens Laws, der Ehemann von Lydia Laws und Lenia Königer wurden für den Samstagmorgen zur Vernehmung einbestellt.
Nach der Besprechung fuhr Hell in die Innenstadt, parkte seinen Wagen am Rheinufer in der Nähe des Alten Zolls und ging zum Geländer herüber. Hier hatte er schon unzählige Male gestanden und vom Vater Rhein eine Lösung in einem komplizierten Fall gefordert. Doch der Fluss hatte nie eine Antwort parat.
Sein Blick folgte dem Wasser eine Weile. Es war noch immer sehr warm. Auf dem Fußweg waren außergewöhnlich viele Menschen unterwegs. Jogger, Radfahrer und Spaziergänger. Alle waren bereits in Wochenendlaune. Scherzend, lachend, gutgelaunt. Hell dagegen war nur froh, dass er keine Fragen mehr wegen Königer und Schnackenberg beantworten musste.
Wochenendlaune? Nein, die stellte sich noch nicht ein. Vielleicht, wenn Franziska angekommen war. Da fiel ihm siedend heiß ein, dass er keinen Tisch für den Abend reserviert hatte.
*
Staatsanwalt Überthür saß in seinem Büro und starrte auf seinen Bildschirm. Er hatte eine Mail verfasst. An Brigitta Hansen. Gerade lud er eine Datei hoch, die er von seinem Smart-Phone überspielt hatte. Noch war er nicht sicher, ob er die Mail wirklich abschicken sollte. Er wartete ab, bis die Datei erfolgreich angehängt war. Diese Mail würde Krieg bedeuten. Sie konnte das Ende einer Karriere einläuten.
Er war herübergegangen zum Büro von Hell, um sich zu entschuldigen. Für den Streit am Nachmittag. Doch dann fand er den Kommissar schlafend vor, auf seinem Bürostuhl sitzend, die Beine hochgelegt, schnarchend. War das seine Art, zwei schwierige Fälle zu lösen? Er hatte schnell sein Smart-Phone gezückt und ein Foto gemacht.
Sein Finger senkte sich über die Enter-Taste. Dann drückte er die Taste nieder. Die Mail war verschickt. Ein kleiner grüner Haken markierte vielleicht das Ende einer Polizistenkarriere.
*
Die Worte von Staatsanwältin Brigitta Hansen hallten noch immer in Wendts Gedächtnis nach. „Ich brauche Sie dort, Wendt. Lassen Sie die beiden machen, was sie wollen. Das BKA ist uns keine Rechenschaft schuldig, so traurig wie es ist“, hatte sie gesagt.
„ Wollen Sie damit sagen, dass auch Sie nichts davon wussten, dass Holz und Berendi sich gegenüber von Jochheim eingemietet haben?“, fragte er. Dabei musste er seine Wut zügeln. Was verstand das BKA von Teamarbeit? Anscheinend nichts, dachte er.
Die Antwort von Hansen ließ recht lange auf sich warten. Dadurch war ihm klar, dass sie eingeweiht war in die Pläne.
„ Berendi hat darauf bestanden, dass Sie nicht eingeweiht sind, Wendt“, antwortete sie mit einem Ton des Bedauerns.
„ Ich muss Ihnen nicht sagen, was ich davon halte, Frau Oberstaatsanwältin oder?“
„ Nein, das müssen Sie nicht. Ich kann es mir sehr plastisch vorstellen.“
Klauk schaute durch seine Windschutzscheibe und sah, wie Berendi gerade einen Flachbildschirm in das Haus trug.
„ Ich hätte den beiden Idioten schon nicht beim Tragen geholfen, wenn das ihre Angst war“, spottete Wendt.
„ Es sollte zu keinen Irritationen kommen“, sagte Hansen.
„ Irritationen? Höre ich richtig? Die Herren befürchten Irritationen? Ich glaub’s ja nicht!“
„ Wendt ich appelliere an ihre Kollegialität. Machen Sie weiter ihren Job und lassen die beiden arbeiten.“
„ Bei allem Respekt, mein Job ist es, Verbrecher zu fangen und nicht einen Deppen für einen Stasi-Killer zu mimen. Dafür haben wir im Moment eigentlich keine Zeit. Meine Kollegen brauchen mich.“
„ Hell, Klauk und Rosin packen das auch ohne Sie. Da bin ich sicher. Die Fahndung nach Stephan
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